ADB:Giovane, Julie Herzogin von

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Artikel „Giovane, Herzogin Julie von“ von Ludwig Geiger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 180–181, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Giovane,_Julie_Herzogin_von&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 12:15 Uhr UTC)
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Giovane: Herzogin Julie von G., geboren in Mudersbach 1766, gestorben in Ofen 1805. Sie war in ihrer Jugend mit K. Th. v. Dalberg und Frau v. La Roche befreundet, – an der Zeitschrift der Letzteren: Pomona, arbeitete sie mit, – und lernte später in Neapel den Herzog von Giovane kennen, mit dem sie sich verheirathete. Dort sah sie Goethe, der in der „Italienischen Reise" (2. Juni 1787) eine sehr anziehende Schilderung ihres Wesens und ihrer Unterhaltung gegeben hat. Von Neapel ging sie, nachdem sie von ihrem Gemahl [181] getrennt worden, nach Wien, wurde, vielleicht auf Empfehlung der Königin von Neapel, die eine österreichische Prinzessin war, vielleicht auf Grund ihrer Schrift: „Lettres sur l’éducation des princesses“, Wien 1791, Oberhofmeisterin der Erzherzogin Marie Louise, der nachmaligen Kaiserin der Franzosen, und lebte, nachdem sie ihre Stellung aufgegeben, in Ofen. Außer der genannten Schrift in Form von Briefen an eine Erzieherin, in welcher Geistes- und Herzenspflege verlangt, die verantwortliche, schwierige Stellung einer Fürstin mit Freimuth dargelegt, die Hohlheit und Aeußerlichkeit der damaligen weiblichen Erziehung streng gegeißelt, Religiosität ohne Frömmelei gefordert, der Anschauungsunterricht nachdrücklich empfohlen und die deutsche Sprache in Schutz genommen wird, hat die Herzogin kleinere Schriften in deutscher und italienischer Sprache verfaßt. In letzterer eine kleine Arbeit „Sul codice delle leggi di S. Leucio“ und eine Uebersetzung von Geßner’s Idyllen, in ersterer besonders eine größere moralische Arbeit: „Welche dauerhafte Mittel gibt es, die Menschen ohne äußerliche Gewalt zum Guten zu führen?“ (1785), als welche Mittel sie 1) Bewahrung vor falschen Begriffen über das Sittlichgute, 2) Bekanntmachung der wahren Begriffe, 3) Erleichterung der Ausführung des Guten nennt und Erziehung, Religion und Regierung als die drei Mächte bezeichnet, durch welche diese Mittel in Anwendung gebracht werden können. Außerdem hat sie, nach Geßner’s Muster, „Idyllen“ geschrieben (Würzburg 1785), von denen die eine die Aufhebung der Leibeigenschaft in Böhmen besingt, die anderen die vier Weltalter nach Ovid schildern. Schon aus diesem Umstande geht hervor, daß sie Lateinisch verstand, eine Thatsache, die auch aus manchen anderen Stellen ihrer Schriften ersichtlich, ihr die Achtung gelehrter Männer und ehrenvolle Erwähnung in gelehrten Zeitschriften und Reisewerken verschaffte. Von der Stockholmer und der Berliner Akademie wurde sie zum Ehrenmitgliede bez. Mitgliede ernannt. Ihre Schriften, auch einzeln erschienen, sind von Joseph v. Netzer gesammelt (Wien 1793).

Ersch u. Gruber I. Bd. 67 S. 408. Wurzbach, Biogr. Lex., V. S. 191.