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Artikel „Resch, Joseph“ von Anton Weis in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 237–239, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Resch,_Joseph&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 13:09 Uhr UTC)
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Resch: Joseph R., tirolischer Schulmann und Geschichtsforscher, geboren am 3. September 1716 zu Heiligenkreuz bei Hall in Tirol, † zu Brixen am 15. Februar 1782; fand erst zehnjährig Aufnahme unter die Sängerknaben am Dome zu Brixen, als welcher er zugleich seine Gymnasialstudien machte, hörte hierauf zu Innsbruck Philosophie und canonisches Recht, trat ins Alumnat zu Brixen und wurde 1741 zum Priester geweiht, im nämlichen Jahre zum Supernumerar an der Pfarre Stilfes bei Sterzing angestellt, aber schon im nächsten Jahre als Präfect und Lehrer ans Brixener Gymnasium berufen und mit dem Katharinenbeneficium dotirt. In dieser Stellung blieb R. bis zum Jahre 1762, theils mit seinen Berufsarbeiten und Aushilfe in der Seelsorge, theils mit angestrengten historischen Studien, zu denen ihm der im J. 1745 verfügte Abbruch des alten Domes die erste Anregung gab, beschäftigt. Als erste Frucht derselben veröffentlichte er bei Gelegenheit der Weihe des neuen Fürstbischofs von Brixen, Leopold Graf v. Spaur, am 28. April 1748, eine gedrängte, noch ziemlich mangelhafte Geschichte der Bischöfe von Säben. In der Folge vertiefte er seine Studien, indem er sich eine werthvolle Büchersammlung anschaffte, die Bibliotheken zu Brixen, Neustift, Botzen, Uttenheim und Innsbruck ausgiebig benützte, die Archive in Brixen und Umgebung und später in Innichen durchforschte, auf Ferienreisen entferntere historische Monumente in Augenschein nahm und mit gelehrten Männern in Verbindung und Briefwechsel trat, und so die Bausteine zu seinem Monumentalwerke der Annales zusammentrug, deren erster Band im Jahre 1755 vollendet wurde. Leider konnte er es trotz allem wissenschaftlichen Streben und rastloser Thätigkeit und trotz vielfacher Versprechungen auch von hoher Seite zu keiner einigermaßen unabhängigen und sorgenfreien Stellung bringen. Wohl winkte ihm 1761 ein Canonicat zu Brixen und 1760 und wieder 1761 eine Professur in Innsbruck, im letzteren Jahre so sicher, daß er seine Präfectenstelle in Brixen niederlegte und nach Innsbruck abging, allein die Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten. R. mußte froh sein, sein Tirolisches Beneficium, welches er am 9. Januar 1761 erlangt hatte, noch unbesetzt erhaschen und wieder behalten zu können. Fürstbischof Leopold, der ihn am 7. Januar 1760 zum Consistorialsecretär und 1761 zu seinem geistlichen Rathe ernannt hatte, nahm ihn 1762 zu seinem Hofcaplan und verlieh ihm die Stelle eines Directors des fürstlichen Archivs, aber in seine pecuniären Verhältnisse brachten diese Aemter wenig Besserung. Auch die Professur der hl. Schrift im Brixener Alumnate, welche ihm mit Novbr. 1766 übertragen wurde, war nur mit einem geringen Gehalte verbunden, und das Canonicat an der Stiftskirche zu Innichen, welches ihm vom Papste Clemens XIII. am 24. November 1768 verliehen wurde, war eine Stelle mit einem Titel, aber mit keinem Gehalte; doch freute sich R. darüber sehr, weil sie ihm das reichhaltige Archiv zu Innichen zu unbehindertem Gebrauche öffnete. Wie eifrig er von diesem Vortheile Gebrauch machte, bezeugt seine „Aetas millenaria ecclesiae Aguntinae“. Am 4. August 1775 erhielt er endlich das Beneficium zur hl. Katharina in der Runggad, eine der besseren [238] Brixener Pfründen und zugleich die Ernennung zum fürstbischöflichen Hofbibliothekar mit einem Gehalte von jährlich 40 fl.! Und dabei blieb es bis an sein Ende. An Auszeichnungen vom Auslande hatte es dem gelehrten und rastlos thätigen Manne nicht gefehlt. Zwei Päpste – Benedict XIV. und Clemens XIII. – zeichneten ihn durch Zuschriften aus, viele Kirchenfürsten und Gelehrte standen mit ihm in Correspondenz. Die Universität Padua verlieh ihm nach bestandener Prüfung und öffentlicher Disputation am 10. October 1759 den Doctorgrad in der Theologie, die Akademie degli Agiati zu Roveredo, begründet 1752, ernannte ihn zu ihrem Mitgliede, die Akademie der Wissenschaften zu München erwählte ihn 1762 zum Ehren- und 1777 zum wirklichen Mitgliede, der Fürstbischof von Regensburg, Anton Ignatz Graf v. Fugger, machte ihn 1770 zu seinem wirklichen geistlichen Rathe und lud ihn zur Uebersiedelung in seine Diöcese ein unter Antrag einer ehrenvollen Anstellung. Allein R. lehnte ab und blieb als guter Patriot in seinen bescheidenen Verhältnissen im Vaterlande. Baader und nach ihm Wurzbach lassen ihn um diese Zeit wirklich nach Baiern gehen und zeichnen genau die Orte seiner neuen Wirksamkeit daselbst auf: aber diese Fabel, wahrscheinlich durch einen baierischen Namensverwandten veranlaßt, widerlegt sich am besten durch Resch’s eigenhändiges Tagebuch, im Auszuge abgedruckt bei Sinnacher I, 2. S. XLVI, und seinen Nekrolog in der Brixener Zeitung vom 23. Februar 1782. R. fand seinen Tod durch eine Erkältung in Klausen, wohin er zu einer Predigt geladen worden war, und sein Grab in der Kapuzinerkirche zu Brixen, wo ein einfacher Stein mit den Worten † Josephus Reschius seine Ueberreste deckt. Seine werthvolle Bibliothek und viele Handschriften vermachte er dem bischöflichen Seminar zu Brixen, seine Urkundensammlung hatte er am Tage vor seinem Tode seinem vertrautesten Freunde, dem Kanonikus Stephan von Mayrhofen geschenkt, den Sinnacher noch kannte und für seine Biographie Resch’s berathen konnte. Mehrere fromme Stiftungen in Brixen und Umgegend erhalten das Andenken seines Namens. Hormayr faßt sein Urtheil über R. in die wenigen Worte zusammen: „Herr Dr. Resch war ein gelehrter, ein rechtschaffener, ein gottesfürchtiger, ein liebenswürdiger Mann.“ Resch’s hinterlassene Werke theilen sich in solche, die seinem Lehrberufe, und solche, die seinen historischen Studien entstammen. Zu ersteren gehören: „Ars metrica“, Brixinae 1742, 8°, erlebte 3 Auflagen; „Phraseologia poetica“, Lincii 1749, 8°; „Compendium prosodiae universale“, Venetiis 1750, 8°; „Harmonia quatuor Evangelistarum“, Brixinae 1771. Zu letzteren zählen: „Gloria filiorum proverb. 17, 6; i. e. Series et continuata successio episcoporum Sabionensium, hodie Brixinensium una cum historia ejusdem ecclesiae cathedralis“, Brixinae 1748, 4°; „Annales ecclesiae Sabionensis nunc Brixinensis atque conterminarum.“ Augustae Vind., Fol., bald in 3 Bänden mit dem Jahresdatum 1755, 59, 67, bald in 2 Bänden mit dem Datum 1760 und 67 veröffentlicht; „Monumenta veteris ecclesiae Brixinensis“, Brixinae 1765, Fol.; „Supplementum ad monumenta Brixinensia“, Brixinae 1776, Fol.; „Aetas millenaria ecclesiae Aguntinae in Norico seu Inticensis in Tyroli“, Brixinae 1742, 4°. – Außerdem verfaßte R. durch viele Jahre den Brixener Schreibkalender, dem er jährlich ein Stück aus der vaterländischen Geschichte einfügte und worin er vom Jahre 1763 an eine Chronik oder eine kurze Geschichte der Bischöfe von Chur lieferte, die bis zum Jahre 1233 reicht und zuletzt mit separatem Titelblatte und dem Datum 1770 eigens daraus abgedruckt wurde, jedoch in manchen Angaben unzuverlässig ist. Die übrigen bei Baader und Wurzbach verzeichneten Werke sind nicht von ihm, sondern wahrscheinlich von dem erwähnten gleichzeitigen bairischen Namensträger.

Sinnacher, Beiträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen in Tyrol 1821, Bd. I, Heft 2, S. III–LXX. – Baader, Lexikon [239] verstorbener bair. Schriftsteller I, 2. S. 167. – Wurzbach, Biographisches Lexikon Bd. XXV, S. 301.