ADB:Resch, Hieronymus
Albrecht Dürer’s, war zu seiner Zeit der geschickteste Künstler in seinem Fache. Ueber seine Lebensverhältnisse ist uns nur geringe Kunde geblieben. Da sich R. stets nur Hieronymus nannte, wurde häufig bestritten, daß dieser Formschneider auch wirklich R. hieß; doch ist hierin kein Zweifel mehr zu setzen, wenn man weiß, daß der berühmte Schreibmeister Neudörfer in Nürnberg, der mit R. insofern in geschäftlichem Verkehr stand, als er ihm Proben von Fracturschriften lieferte, die von R. dann in Holz geschnitten wurden, ausdrücklich bemerkt, daß dieser stets nur seinen Taufnamen gebrauchte, eine Sitte, die zu jener Zeit ja sehr verbreitet war. Zu gleicher Zeit mit Hieronymus R. lebte in Nürnberg ein Wolfgang Resch, der ebenfalls Formschneider aber nicht Buchdrucker, sondern nur Verleger war, wie später noch näher dargethan werden soll, und mit diesem wurde R. häufig seines Familiennamens, andererseits aber auch mit einem Formschneider Hieronymus Andreas, der aber R. selbst war, seines Vornamens wegen verwechselt. Als Johann Stabius im Auftrage des Kaisers Maximilian I. für diesen die Zeichnungen Albrecht Dürer’s, wie die Ehrenpforte, den großen und kleinen Triumphwagen u. a. von Nürnberger Formschneidern in Holz schneiden ließ, wurde hierzu besonders Hieronymus R. beauftragt. Er wohnte in der Breitengasse, sein Haus mündete hinten in das Frauengäßlein, einer damals durch Dirnenunfug verrufenen Gasse, und infolge dessen entstand in Nürnberg ein Sprüchwort, der Kaiser, der während eines Aufenthaltes in Nürnberg beinahe täglich den Hieronymus aufsuchte, um sich von dem Vorschreiten der Dürer’schen Arbeiten zu unterrichten, „fahre abermahls ins Frauengäßlein“. Diese Thatsache, daß der Kaiser den Künstler in seiner Werkstatt mehrfach besuchte, wird uns ebenfalls von Neudörfer berichtet, es ist deshalb auch unzweifelhaft, daß R. den Triumphwagen geschnitten habe, wogegen früher mancherlei Bedenken erhoben wurden (v. Rumohr, Zur Geschichte und Theorie der Formschneidekunst, S. 85). Im J. 1527 erhielt R. die Erlaubniß, eine eigene Buchdruckerei zu errichten, aus welcher verschiedene bedeutende Werke hervorgegangen sind, auf denen er sich stets deutlich Hieronymus oder Jeronymus Formschneider nannte. So druckte er im J. 1528 die berühmte Proportionslehre A. Dürer’s, die unter dem Titel: „Hierin sind begriffen vier Bücher von menschlicher Proportion, durch Albrechten Durer von Nürnberg erfunden vnd beschrieben zu nutz allen denen, so zu dieser kunst lieb tragen“ und mit der Schlußschrift: „Gedruckt zu Nürnberg durch Jeronymum Formschneider auff verlegung Albrecht Dürer’s verlassen witib im jar von Christi gepurt 1528 am letzten Tag octobris“ erschien. Zu gleicher Zeit hatte R. von dem Maler Sebald Beham den Auftrag erhalten, sein Buch über Proportionen herauszugeben, aber der Rath der Stadt Nürnberg hatte hiervon erfahren und nahm nun für Dürer’s Wittwe Partei, indem er den beiden am 22. Juli 1528 „bei Strafe an Leib und Gut verbot, das abgemachte Büchlein von der Proportion in Druck ausgehen zu lassen, so lange bis das rechte Werk, so Dürer vor seinem Ableben gefertigt und im Druck ist, ausgeh’ und zu Licht [236] gebracht werde“. Eine lateinische Uebersetzung dieses Werkes Dürer’s druckte R. 1532–1534 für die Wittwe, sowie auch 1538 die zweite Auflage von Dürer’s „Meßkunst“ oder „Unterweysung der messung mit dem zirkel und richtscheyt“ u. s. w. Ein anderes Werk aus der Officin Resch’s, das mit fünf großen Holzschnitten versehen und sehr selten ist, betitelt sich: „Wahrhafftige Beschreibung des anderen Zuges der Böhmen in Oesterreich wider die Türken u. s. w. Nürnberg 1539, gedruckt durch Jheronimum Formschnyder“. R. scheint nicht nur mit Dürer, sondern auch mit Hans Sachs in Geschäftsverbindung gestanden zu haben, wie sich aus einem Rathsbeschluß vom 27. März 1527 ergibt, in welchem Koberger befohlen wird, „dieweil Jheronymus Formschneider neulich auch eine Druckpresse aufgerichtet, doch noch nicht Pflicht gethan und zu diesem Büchlein (Hans Sachsens Reime zu den Bildern über den Fall des Papstthums) auch geholfen, ihn in die Pflicht als andern Buchdrucker zu nehmen.“ Wie Neudörfer mittheilt, hat R. auch für die dortige Münze vielfach Stempel in Eisen geschnitten, die dieser so hochschätzte, daß er sie neben die Schrift des Teuerdank’s setzt, unter welche der Kaiser eigenhändig „Te Deum laudamus“ schrieb. Neudörfer machte ihm Fracturbuchstaben, die R. zuerst in Holz, später in stählerne Punzen geschnitten und dann gegossen zu haben scheint, um sie auch in[WS 1] seiner Druckerei verwenden zu können. Auf dem St. Johanniskirchhof in Nürnberg befindet sich ein Grabstein, auf dem die Worte stehen: „A. D. 1556. Jar den 7. Tag May verschied der Erbar Jeronymus Andr. Formschneider dem Got genad A.“ Da nun auch Neudörfer dieses Datum als den Todestag Resch’s bezeichnet, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß der unter dem Namen Hieronymus Andreas bekannte Gehülfe Dürer’s unser R. war; selbst der Dürerforscher Thausing gibt diese Thatsache unwillkürlich zu, wenn er sagt: „Neudörfer kannte Hieronymus (Andreäe) persönlich, nennt ihn aber irrthümlich Hieronymus Rösch“. Es ist aber doch wohl nicht anzunehmen, daß Neudörfer, der mit Hieronymus gelebt und verkehrt hat, geschrieben haben würde, „Hieronymus Rösch nannte sich stets nur nach seinem Taufnamen“; vielmehr liegt die Vermuthung nahe, daß R. als zweiten Vornamen Andreas besaß, und dieses stimmt wieder mit dem überein, was der Nürnberger Chronist Schreyer berichtet, indem er sagt: „1557 starb Veronica Jeronymus Andr. Formschneiderin in der Preiten gaß“, in welcher Straße nach Neudörfer’s Angabe über die Entstehung des oben erwähnten Sprüchwortes R. gewohnt hat.
Resch: Hieronymus R. (auch Rösch), bedeutender Formschneider und Buchdrucker in Nürnberg, ein Zeitgenosse und SchülerDa die Lebensgeschichte der im 16. Jahrhundert in Nürnberg ansässigen Familie R. vollständig dunkel ist, sind die entstandenen Verwechselungen der einzelnen Glieder leicht erklärlich. Gleichzeitig mit Hieronymus R. lebte in Nürnberg ein Formschneider Wolfgang Resch, der zeitweise ebenfalls für A. Dürer an den Platten zum großen Triumphwagen des[WS 2] Kaisers arbeitete. Er besaß zwar keine Buchdruckerei, erscheint aber auf verschiedenen in Nürnberg vorgefundenen Schriften, größtentheils von Hans Sachs, als Verleger, als welcher er deutlich auf folgenden Werken genannt wird: „Ein New Visier-Büchlein, welches innhalt wie man durch Quadraten auff eines jeden Land’s Eych, ein Rutten zu berayten vnd damit yetliches Faß Visieren vnd solches innhalt erkennen soll. Von Johan Frey, Bürger zu Nürnberg. Gedruckt zu Nürnberg bey Johann Stüchs. In Verlegung Wolff. Reschen, Formschneyder, da findt mans bey. 1531“. – „Ein schöner Dialogus, oder Gespräch von zweyen Schwestern. In Verlegung Wolffgang Resch, Formschneiders zu Nürnberg. 1533.“ Außerdem kennt man von ihm noch einige Kupferstiche, wie ein Brustbild des Kaisers Maximilian und „Frauen schmieden ein Herz auf dem Ambos“, die auf ein ziemlich hohes Alter des Künstlers schließen lassen, da er schon 1515 arbeitete.
- Neudörfer’s Nachrichten (1546), S. 46, 47. Nürnberg 1828. – Nagler, [237] Künstlerlexikon, Bd. XIII, S. 40. – Nagler, Monogrammisten, III, S. 544. – Passavant, Peintre-graveur I, S. 75. III, S. 170, 252. – Heller, Geschichte der Holzschneidekunst, S. 102–104, 155, 160. – Murr, Nürnberger Kunstgeschichte II, S. 158, 159. – Kipowski, Lexikon bayr. Künstler. – Andresen, Handbuch II, S. 375. – Goedeke, Grundriß I, 249. – Weller, Annalen II, 498. – Thausing, Dürer II, S. 119. – Hase, Koberger, S. 231, 250 u. s. w.