ADB:Reinach, Hans Heinrich IX. Freiherr von

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Artikel „Reinach, Hans Heinrich IX. Freiherr von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 723–724, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reinach,_Hans_Heinrich_IX._Freiherr_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:12 Uhr UTC)
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Reinach: Hans Heinrich IX. Freiherr v. R., kaiserlicher Feldzeugmeister, ein Waffengefährte Tilly’s und Pappenheim’s und der ruhmgekrönte, wenngleich vom Glück nicht begünstigte Vertheidiger der Feste Alt-Breisach wider die französisch-schwedischen Anschläge, stammte aus einem von alters her gut habsburgisch gesinnt gewesenen Geschlechte des Oberrheins, dessen Stammhaus zu Rheinfelden[1] stand. Sein Vater Theobald I. war seit 1590 österreichischer Obervoigt zu Altkirch im Elsaß, er selbst wird im Dreißigjährigen Kriege zuerst 1630, wo er im October als Oberst unter Pappenheim an der Eroberung der sachsen-lauenburgischen Stadt Ratzeburg theil hatte, genannt. Nach der Zerstörung von Magdeburg sandte Tilly ihn in das Gebiet zwischen Elbe und Weser, um den lutherischen Bischof von Bremen, welcher am Leipziger Convent sich betheiligt hatte, zum Rücktritt zu bestimmen; nachdem ihm dies mit leichter Mühe geglückt war, hielt er als Commandant von Stade das Land zwischen den beiden Strömen in Botmäßigkeit. 1632 machte er Pappenheim’s abenteuerlichen Zug an die Ufer der Maas zum Entsatze des durch Friedrich Heinrich von Oranien belagerten Mastricht mit und war am 17. August bei dem vergeblichen Sturme auf das verschanzte Lager der Niederländer. Drei Monate später war er mit seinem Feldherrn bei Lützen. Am Abend des Schlachttages traf er, das Fußvolk dem mit der Reiterei vorangeeilten Pappenheim nachführend, auf der Walstatt ein. Er erbot sich, den Kampf zu erneuern, aber Wallenstein gab ihm nur Auftrag, den Rückzug zu decken; er fürchtete, daß auch der Feind Verstärkungen erhalten habe. Im folgenden Jahre rief R. in seiner Heimath, im Sundgau und im Elsaß, das Landvolk für die kaiserliche Sache zu den Waffen; 1634, nach der Nördlinger Schlacht, bestellte ihn die Regentin Claudia Felicitas von Medici zum Commandanten von Breisach. Während der ersten Jahre seiner dortigen Befehlsführung hatte er einigermaßen Ruhe, so daß er sogar angriffsweise vorgehen konnte, u. a. nahm er 1636 die Feste Hochberg, welche seit drei Jahren in Feindes Hand gewesen war. Im Sommer 1637 aber begann die Gefahr. Herzog Bernhard von Weimar unternahm seinen Rheinübergang; R. betheiligte sich an Johann v. Werth’s Versuchen, denselben zu hindern. Nach des Herzogs Siege bei Rheinfelden rückte die Gefahr eines feindlichen Angriffs näher. R. war schon lange bestrebt gewesen, sich durch Ansammlung von Vorräthen auf einen solchen vorzubereiten, aber Mangel an Geld und die Verwüstung des Landes hatten bewirkt, daß es ihm nur unvollkommen gelungen war; jetzt flog durch ein feuerfangendes Pulverfaß ein großes Magazin in die Luft, und die Bemühungen, den Verlust zu ersetzen, hatten nur geringen Erfolg. Anfang August standen des Herzogs Truppen in drei großen Lagern um Breisach; vergeblich waren die Versuche der Kaiserlichen unter Götz, sie zu vertreiben, den Eingeschlossenen und Hartbedrängten Entsatz und Hülfe zu bringen. Alle Angriffe wurden blutig abgewiesen, am 14. October 1638 versuchte Götz nochmals, das weimarische Lager zu stürmen, er mußte unverrichteter Sache abziehen und nun konnten sich die Angriffe der Belagerer gegen die Festung selbst wenden. Trotz Mangel und Entbehrung, Seuche und Feuer widerstand R. und weigerte sich, seinen Posten zu übergeben. Am 28. October fiel das letzte Außenwerk. Nochmals versuchte Götz, das weimarische Lager zu stürmen; es glückte ihm ebensowenig, wie dem ihn ablösenden Grafen Philipp von Mansfeld. Am 3. December flog wiederum ein Pulvermagazin in die Lust, die Bresche war gangbar, entsetzlich wütheten Hunger und Krankheiten, da endlich ließ R. sich auf Unterhandlungen [724] ein; am 17. December 1638 ward die Capitulation abgeschlossen, am 19. erfolgte die Uebergabe unter höchst ehrenvollen Bedingungen. R. starb im November 1645 als Gouverneur von Regensburg.

Rheinischer Antiquarius, herausgegeben von Chr. v. Stramberg, 3. Abtheilung, XI. Band. Coblenz 1865. – Rosmann und Ens, Geschichte der Stadt Breisach, Freiburg i. B. 1851. – Mittheilungen des k. k. Kriegsarchivs, neue Folge. 1. Band. Wien 1887.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 723. Z. 8 v. o. l.: Das Stammhaus derer von Reinach darf man nicht in dem aargauischen Rheinfelden suchen. Wo es lag, ergibt sich aus meinem Artikel „Hesso v. Rinach“ (s. A. D. B. XXVIII, 620). [Bd. 29, S. 776]