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Artikel „Götzen, Johann Graf von“ von Carl von Landmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 510–511, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:G%C3%B6tzen,_Johann_Graf_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 00:01 Uhr UTC)
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Götz: Johann Graf v. G.[1], kurbaier., dann kaiserlicher Feldmarschall, geb. 1599 im Lüneburgischen, † 1645, gehört zu jenen Generalen des 30jährigen Krieges, welche durch ihr Auftreten an die Schattenseiten Wallenstein’scher Kriegführung erinnern, ohne doch sich der hervorragenden Eigenschaften dieses Feldherrn rühmen zu können. In der protestantischen Religion erzogen, diente G. zuerst im Heer der böhmischen Stände gegen den Kaiser und dann unter Ernst v. Mansfeld, welchen er jedoch nach der verlorenen Schlacht an der Dessauer Brücke 1626 verließ, um der Fahne Wallenstein’s zu folgen. Er rückte mit des [511] letzteren Heer nach Pommern, erhielt 1628 das Commando auf der Insel Rügen und betheiligte sich auch an der erfolglosen Belagerung von Stralsund. Durch die leichtsinnige und etwas rasche Uebergabe von Rügen an die Schweden ließ er einen wichtigen Stützpunkt des kaiserlichen Heeres verloren gehen und erleichterte es dadurch Gustav Adolf, in Deutschland festen Fuß zu fassen. G. entschädigte sich durch Brandschatzungen in Pommern, bis er von den Schweden zum Abzug gezwungen wurde. Nach Wallenstein’s Abdankung scheint auch G. die Armee verlassen zu haben, denn er wird erst wieder genannt als Theilnehmer an der Schlacht bei Lützen, nach welcher er die Führung der in Schlesien stehenden Heeresabtheilung von Schaffgotsche übernahm. In den folgenden Jahren verblieb G. unter dem Oberbefehl Wallenstein’s, bei dem er etwas gegolten zu haben scheint. Nach dessen Ermordung unter Gallas gestellt, befehligte er mit besonderer Auszeichnung in der Schlacht bei Nördlingen und nahm im J. 1635 an dem unter so günstigen Aussichten begonnenen und so erfolglos beendeten Feldzug in Lothringen Antheil. Als Feldmarschall in baierische Dienste übernommen, erhielt G. Anfangs 1636 den Oberbefehl über die bisher von Gronsfeld geführte Armee. Er rückte mit derselben in Hessen ein, wo er viel Schaden anrichtete und leitete dann ohne entscheidendes Ergebniß die Einschließung von Coblenz und Ehrenbreitstein; indeß gelang es ihm ganz Westfalen zu behaupten. Nach dem unglücklichen Treffen bei Wittstock mußte G. zur Unterstützung des kaiserlichen Heeres unter Hatzfeld an die Weser rücken. Er folgte den zurückweichenden Schweden unter Baner bis an die Ostsee, wurde jedoch 1637 wieder zurückberufen, um die Südwestgrenze des Reiches zu decken. Er überschritt 1638 den Schwarzwald, rückte über Offenburg nach Breisach und verproviantirte diese von Truppen Bernhards von Weimar belagerte Festung. Bei Bernhards Anmarsch zog er sich rheinabwärts zurück und brachte seinen Heerhaufen durch Verstärkungen auf 18,000 Mann. Um Breisach zu entsetzen rückte er nach Vereinigung mit einem kaiserlichen Heerhaufen unter Savelli abermals vor. Durch Savelli’s Schuld am 30. Juli bei Wittenweyer von Bernhard geschlagen, mußte er den Entsatz von Breisach endgültig aufgeben. Wegen vermutheten Einverständnisses mit Bernhard im December auf kurfürstlichen Befehl gefangen gesetzt, wurde er nach Ingolstadt verbracht. Im August 1640 als schuldlos wieder freigesetzt, trat er als Feldmarschall im kaiserlichen Heere ein, erhielt 1643 an Stelle des kranken Gallas das Commando über das Heer in Schlesien und operirte 1644 mit Vortheil gegen Rakoczy in Ungarn. Als Torstenson in Böhmen eingefallen war, wurde G. 1645 aus Ungarn zurück gerufen, um die kaiserliche Armee unter Hatzfeld zu unterstützen. Nach Vereinigung mit dem Letzteren kam es zur Schlacht bei Jankau am 6. März 1645, wo G., welcher die am rechten Flügel stehende Reiterei befehligte, durch übereilte Verfolgung der geschlagenen schwedischen Cavallerie in das Flankenfeuer feindlicher Infanterie gerieth und hierbei selbst den Tod fand. In ihm verlor der Kaiser einen General von vieler persönlicher Tapferkeit und reicher Erfahrung, doch ohne eigentliches Feldherrntalent; überdies durch das Kriegsleben verwildert und dem Trunke ergeben, konnte G. nicht vollkommen geeignet erscheinen an der Spitze eines Heeres zu stehen.

Barthold, Geschichte des gr. deutschen Krieges, Stuttgart 1842; Ersch und Gruber, 72. Theil; Heilmann, Kriegsgeschichte von Baiern etc., München 1868.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 510. Z. 8 v. u. l.: Götzen (st. Götz). So lautet in den Diplomen und Documenten wie im Siegel des Generals stets der Name und so wird er von der Familie bis heute geführt (vgl. das Gothaische Handbuch z. geneal. Taschenbuch d. gräfl. Häuser u. s. w.) Wenn der General mitunter signirte „Götz“, so ist das nur eine Abbreviatur.
    (Nach gütiger Mittheilung seitens der Familie.) [Bd. 24, S. 784]