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Artikel „Reichenbach, Moritz“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 671–672, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reichenbach,_Moritz&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 21:36 Uhr UTC)
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Reichenbach: Konstantin Moritz R., geboren am 16. Februar 1804 zu Leipzig, erhielt seine Bildung auf der dortigen Thomasschule, an welcher sein Vater als Conrector angestellt war. Da er sich den medicinischen Studien widmen wollte, so begab er sich, als sein Bruder Heinrich Ludwig R. einen Ruf als Professor der Naturgeschichte an die medicinisch-chirurgische Akademie in Dresden erhielt, dorthin, besuchte aber diese Akademie, da sie eigentlich zur Ausbildung von Militärärzten bestimmt war, nur ein Jahr lang und kehrte dann nach Leipzig zurück, um an der dortigen Universität seine Studien fortzusetzen. Durch Studentenverbindungen compromittirt und als Demagoge verdächtigt, sah er sich schon nach Jahresfrist genöthigt, Leipzig zu meiden. Er gab nun sein Studium gänzlich auf und widmete sich der künstlerischen Laufbahn als Schauspieler, bethätigte sich nebenher auch als belletristischer Schriftsteller. Seine [672] „Freischützfunken, Erzählungen“ (III, 1829–30), „Die drei Gräber auf der Heide oder der schwedische Bauernkrieg“ (1832), „Der Bund mit dem Bösen, Novelle“ (II, 1833), „Der Dal-Junker, ein schwedisches Revolutionsgemälde aus dem 16. Jahrh.“ (III, 1834), „Die Blume von Granada“ (II, 1835), „1840. Ein Jahr im Orient, Novellen“ (II, 1841), „Mephistos Verwandlungen, Märchen aus unserer Zeit“ (1841), „Konrad von Marburg, historisch-romantisches Gemälde“ (II, 1841) wurden seiner Zeit gern gelesen, sind aber heut längst vergessen. Im J. 1842 lebte R. in Hamburg und verließ kurz nach dem großen Brande seinen Schauspielerberuf, um sich nun gänzlich der Schriftstellerei zu widmen. Im folgenden Jahre begab er sich nach der Insel Alsen, um in Sonderburg die Redaction eines deutschen und eines dänischen Provinzialblattes zu übernehmen und ganz im schleswig-holsteinischen Sinne zu leiten. Es sollte dadurch besonders der Danisirungswuth in Nordschleswig entgegengearbeitet werden, und da dies mit großem Eifer geschah, so fand die dänische Regierung die Blätter endlich so gefährlich, daß sie ihnen die Concession entzog und die fernere Herausgabe dadurch unmöglich machte. Auf diese Weise um seine Existenz gebracht, ging R. 1847 nach Hamburg zurück, wo der ihm befreundete Buchhändler J. F. Richter ihm zunächst einen Wirkungskreis in seinem Geschäfte anbot, im Frühjahr 1848 aber die Stelle eines ersten Redacteurs der von ihm gegründeten „Reform“ übertrug. Vier Jahre später mußte R. Hamburg verlassen, da der Senat sich bewogen fand – aus welchen Gründen, blieb unbekannt – ihm den ferneren Wohnsitz in Hamburg nicht zu gestatten. R. begab sich nach Altona, wo er ohne Schwierigkeit das Bürgerrecht erwarb und unausgesetzt als Mitarbeiter an der Reform, besonders im belletristischen Fache, thätig war. Als der Buchhändler J. F. Richter im Herbst 1868 den „Altonaer Merkur“ käuflich erwarb, bestellte er R. zum Redacteur dieses Blattes, und auf diesem Posten ist R., mit einigen Unterbrechungen, bis an seinen Tod verblieben, der am 4. Februar 1870 erfolgte. Von seinen späteren Novellen und Romanen sind noch zu erwähnen „Wehmutter und Todtengräber, Novellen“ (II, 1843); „Julitage en miniature, humoristisch-satyrische Bilder in Novellenform“ (II, 1848); „Erzählungen und Novellen“ (IV, 1845–46); „Die Mazzinisten“ (1860); „Garibaldi, der italienische Freiheitsheld“ (II, 1861); „Graf Talleyrands Jugendliebe“ (1866).

H. Pfeist, Poetisches Album der Reform, Hamburg 1864, S. 301. – Ed. Alberti, Lexikon der schleswig-holstein-lauenburgischen Schriftsteller, Bd. II, S. 245. Neue Folge, Bd. II, S. 165.