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Artikel „Reichard, Elias Kaspar“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 621–622, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reichard,_Elias_Kaspar&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:04 Uhr UTC)
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Reichard: Elias Kaspar R., Schulmann und Schriftsteller des 18. Jahrhunderts. – Er wurde am 4. November 1714 in Quedlinburg als der Sohn eines Leinendamastwebers geboren, besuchte die dortige Stadtschule (Gymnasium) und war im 14. Lebensjahre bereits in der zweiten Classe, als er auf Befehl seines Vaters das Gewerbe desselben ergreifen mußte. Er wurde sogleich Geselle, nach kurzem Altgeselle und leistete in seinem Handwerke bald Hervorragendes. An einem von ihm für die damalige Herzogin von Braunschweig gewebten Tafeltuche saß er später selbst als Gast derselben Fürstin im Meßhause zu Braunschweig. – 1733 ging er auf die Wanderschaft, arbeitete einige Monate in Köthen und kam dann nach Halle. Von der dortigen Gesellenherberge aus wandte er sich in einer poetischen deutschen Bittschrift an den Rector Freylinghausen und erreichte dadurch im October d. Js. seine Aufnahme unter die Schüler des Waisenhauses; in drei Jahren durchlief er die Classen von Kleintertia bis Prima. Im October 1736 ging er nach Leipzig, um dort Theologie und Humaniora zu studiren, kehrte im October 1738 aber zur Fortsetzung seiner Studien nach Halle zurück und wurde hier sogleich als Lehrer an der ersten Classe des Waisenhauses angestellt. Schon 1739 berief ihn der Abt Steinmetz an die Schule von Kloster-Bergen; aber auch hier blieb er nur kurze Zeit, da er um Pfingsten 1740 von der königl. dänischen Regierung als Professor am akademischen Gymnasium in Altona angestellt wurde. Durch verschiedene schriftstellerische Arbeiten, namentlich theologischen und philologischen Inhalts hatte R. sich bereits bekannt gemacht; in Altona wendete er sich mehr eigentlich litterarischen Studien zu, wurde hier der Begründer der „Altonaischen Gelehrten Zeitungen“ und gab in einer Reihe von Bänden Uebersetzungen der Schriften Ludwig Holberg’s heraus (u. a. die „Dänische Reichshistorie“ und die „Moralischen Gedanken“). Im Januar 1745 folgte er einer Berufung an das Collegium Carolinum in Braunschweig, übernahm hier den gelehrten Artikel der „Braunschweigischen Anzeigen“ und entfaltete eine sehr vielseitige lehrende und schriftstellerische Thätigkeit. 1754 übertrug ihm der Rath der Stadt Magdeburg das Rectorat des altstädtischen Gymnasiums; da der Conrector der Anstalt indessen einen Proceß gegen die Berufung anstrengte, so konnte der Amtsantritt erst im März 1755 erfolgen. Fast dreißig Jahre hindurch hat R. das Rectorat mit Auszeichnung geführt, zuerst unter überaus großen Schwierigkeiten (während des Siebenjährigen Krieges wurde z. B. das Schulhaus zur Verwahrung der österreichischen [622] Kriegsgefangenen benutzt!), zugleich schriftstellerisch immer rastlos thätig. 1784 trat er wegen eingetretener Schwerhörigkeit in den Ruhestand und starb in Magdeburg am 18. September 1791. Von der großen Masse seiner Schriften (Uebersetzungen, Gedichte, Recensionen, Schulprogramme u. s. w.) hat keine einen dauernden Werth; auch die noch im J. 1791 erschienenen „Jahrbücher des Brockens von 1753–1790“ sind nur eine Curiosität.

Schlichtegroll, 1791, S. 540–544. – Meusel, Lex. der 1750–1800 gestorbenen Schriftsteller XI, S. 98 ff. Hier von S. 99–107 ein wohl kaum vollständiges Verzeichniß von Reichard’s Schriften. – Rotermund VI, 1605 ff.