ADB:Reißwitz, Georg Heinrich Rudolf Johann Freiherr von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Reißwitz, Freiherren von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 153–154, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rei%C3%9Fwitz,_Georg_Heinrich_Rudolf_Johann_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 22:21 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Reißner, Ernst
Band 28 (1889), S. 153–154 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Februar 2019, suchen)
Georg Heinrich Rudolf Johann Freiherr von Reißwitz in Wikidata
GND-Nummer 138456682
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|153|154|Reißwitz, Freiherren von|Bernhard von Poten|ADB:Reißwitz, Georg Heinrich Rudolf Johann Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138456682}}    

Reißwitz: Freiherren v. R., Vater und Sohn, zwei Männer deren Name mit der Geschichte des Kriegsspiels eng verbunden ist. Wenn sie auch nicht die ursprünglichen Erfinder desselben waren – denn lange und mehrfach war bereits vor ihnen der Gedanke erwogen und in Ausführung gebracht worden, die Bewegungen von Truppen und die von diesen dem Feinde gegenüber zu ergreifenden Maßregeln mittelst vereinbarter beweglicher Zeichen von Holz im Zimmer zur Darstellung zu bringen und die Richtigkeit der von der einen und der anderen Seite getroffenen Anordnungen zu prüfen –, so sind sie es doch gewesen, welche das Spiel beim preußischen Heere, von wo es seinen Weg in die ganze Welt genommen hat, eingeführt, und demselben diejenige Gestalt gegeben haben, in welcher es, wenn auch mannigfach vervollkommnet und erweitert, noch gegenwärtig gespielt wird. R. der Vater, ein geistvoller und unterrichteter, auch militärisch gebildeter Mann, zu Anfang des 19. Jahrhunderts Kriegs- und Domänenrath zu Breslau, gab die erste Anregung. Im Verein mit einigen Offizieren, welche der Idee Beifall schenkten, bemühte er sich, nach Art des Schach, ein Spiel herzustellen, welches Anleitung zur Truppenführung geben und zugleich unterhalten könnte. R. der Sohn, Georg Heinrich Rudolf Johann, 1794 geboren, 1810 bei der Artillerie zu Neiße in den Dienst getreten, 1813, wo er an der Belagerung von Glogau theil nahm und das Eiserne Kreuz erwarb, zum Officier befördert, seit 1819 als Premierlieutenant [154] der Gardeartillerie und Mitglied der Artillerieprüfungscommission in Berlin in Garnison stehend, hatte früh mit Begeisterung den Gedanken seines Vaters erfaßt und war eifrig bemüht, denselben nach allen Seiten zu fördern. Kriegsspiel und Musik – er war ein vorzüglicher Geigenspieler – füllten seine Mußestunden aus. Er verbesserte den zum Spiele gehörigen Apparat namentlich durch Einführung eines geeigneten Maaßstabes (1 : 8000 statt des bis dahin gebrauchten 1 : 2373, wobei die Meile 12 rheinische Zoll lang war) und verschaffte sich durch viele Uebung große Gewandtheit in der Leitung des Spiels. Im J. 1824 erhielt Prinz Wilhelm Sohn (später Kaiser Wilhelm I.) Kunde von Letzterem, machte den General von Müffling und seinen Vater mit demselben bekannt und veranlaßte sie, daß das Kriegsspiel den Officieren empfohlen und daß die Anschaffung von Apparaten in der Armee angeordnet wurde. In demselben Jahre veröffentlichte Lieutenant v. R. eine „Anleitung zur Darstellung militärischer Manöver mit dem Apparate des Kriegsspiels.“ Großfürst Nikolaus (bald nachher Kaiser Nikolaus I.) lud ihn nach Rußland ein; in St. Petersburg machte er die Mitglieder der kaiserlichen Familie und eine Anzahl von Officieren mit seiner und seines Vaters Erfindung bekannt. Da wurde er 1826 von der Garde zur Linie versetzt und mußte als Hauptmann der 3. Artilleriebrigade[WS 1] seine Garnison Berlin mit Torgau vertauschen. Er erblickte in dem Verfahren, welches allerdings zum Theil deshalb angeordnet war, weil man R. als älteren Officier für mancherlei Ausschreitungen jüngerer Kameraden verantwortlich machte, eine ungerechte Zurücksetzung, welche er glaubte nicht ertragen zu können, und erschoß sich während eines Urlaubes zu Breslau am 1. Sept. 1827. Der Vater starb erst 1829.

Militär-Wochenblatt, Berlin 1874, Nr. 56.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Artilleribrigade