Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Rautenstrauch, Johann“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 460–461, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rautenstrauch,_Johann&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 00:36 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Rauw, Johannes
Band 27 (1888), S. 460–461 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Rautenstrauch in der Wikipedia
Johann Rautenstrauch in Wikidata
GND-Nummer 10024503X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|27|460|461|Rautenstrauch, Johann|Anton Schlossar|ADB:Rautenstrauch, Johann}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=10024503X}}    

Rautenstrauch: Johann R., österreichischer Schriftsteller und insbesondere dramatischer Dichter, geb. am 10. Januar 1746 zu Erlangen, kam schon in seiner Jugend nach Wien, wo er die Rechte studirte und das Licentiat derselben erlangte, er lebte jedoch später fast ausschließlich schriftstellerischen Arbeiten, von denen die ersteren dem dramatischen Fache angehören, wie das Lustspiel „Die unversehene Wette“ (1771) und das Lustspiel „Der Jurist und der Bauer“, welches im J. 1773 unter großem Beifall des Publicums in Wien zur Aufführung gelangte. Schon ein Jahr darauf schloß der Director desselben Theaters mit R. einen Vertrag, nach welchem derselbe jährlich für diese Bühne sechs [461] Theaterstücke zu liefern hatte. Ein begeisterter Anhänger der großen Kaiserin Maria Theresia, über welche er auch das Lebensbild: „Biographie Maria Theresiens“ (1779) herausgab, trat er in seinem litterarischen Schaffen nach dem Regierungsantritte Joseph’s II. auf die Seite jener Männer, welche die Aufklärungsgedanken im Sinne jenes Monarchen vertheidigten und insbesondere den Ueberhebungen und Mißständen auf geistlichem Gebiete entgegentraten. Vom Jahre 1775 bis 1781 gab er die „k. k. privilegirte Realzeitung“ in Wien heraus, das erste Blatt, welches sich eingehender mit der Litteratur Oesterreichs beschäftigte und für jene Zeit besondere Geltung erlangt hatte. R. zeigte eine bedeutende universelle Bildung und die satyrische Schärfe in seinen Schriften lenkte die Aufmerksamkeit des Hofes wiederholt auf ihn. In fortwährender Verbindung mit den geistig hervorragenden Männern der Residenz übte er, insbesondere auch durch die von ihm herausgegebenen Zeitschriften auf das geistige Leben in Oesterreich bedeutenden Einfluß aus. Trotzdem ist über sein äußeres Leben nur wenig bekannt geworden. Er starb am 8. Januar 1808 zu Wien. – Rautenstrauch’s Lustspiele zeigen einen einfachen Aufbau, doch sind die Figuren derselben charakteristisch gezeichnet und der gewandte Dialog ist recht witzig gehalten. Als patriotischer Dichter trat er mit einer Sammlung „Kriegslieder für Joseph’s Heere“ (1778)[WS 1], sowie mit einigen einzeln erschienenen Gedichten auf Marie Antoinette (1770), auf Maria Theresiens Tod (1781) u. s. w. auf, sowie er den Text zu einigen von Süßmayer componirten Cantaten, wie sie zu jener Zeit üblich waren, verfaßte. Später wurde seine hauptsächlichste litterarische Richtung satyrisch und polemisch. Im J. 1780 erschien die culturhistorisch merkwürdige Schrift: „Ueber die Stubenmädchen in Wien“, welcher später zumeist polemische Broschüren gegen die Geistlichkeit folgten, von denen hier nur die großes Aufsehen erregenden: „Warum kömmt Pius VI. nach Wien?“ (1782), „Ueber das Betragen der Herren Bischöfe in den k. k. Staaten in Rücksicht der landesherrlichen Verfügungen in geistlichen Sachen“ (1782), „Ueber das Betragen des Herrn Mazzioli Canonicus und Pfarrer im Bürgerspital Sonntags den 25. August 1782“ (Wien 1782) und „Betrachtungen über die Aufhebungen der Eheverlöbnisse“ (1783) angeführt seien. Von verschiedenen Lustspielen und ähnlichen Schriften polemischen Charakters ist es nicht erwiesen, daß R. der Verfasser ist, wie z. B. von der „Oesterreichischen Biedermanns-Chronik“ (1784), von den „Beiträgen zur Geschichte der Kapuziner in Wien“ (1783) u. a. m. Auch die schon erwähnte Biographie Maria Theresia’s verwickelte R. in einen litterarischen Streit, der verschiedene Schriften und Gegenschriften zur Folge hatte.

Cl. Al. Baader, Lexikon verstorbener bairischer Schriftsteller, Augsburg 1825. Bd. II. 2. – Wurzbach, Biogr. Lex. XXV, S. 61.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Öffnende Klammer fehlt.