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Artikel „Raumer, Hans von“ von Karl Wippermann, Wilhelm Sillem in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 414–415, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Raumer,_Hans_von&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 09:56 Uhr UTC)
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Raumer: Hans v. R., Parlamentarier, wurde am 13. October 1820 geboren in Giebichenstein bei Halle als Sohn des Professors an der dortigen Universität Karl v. R. Er studirte 1837–1841 in München, Berlin und Erlangen zuerst Bergwissenschaft, dann die Rechte. 1845 von der Gemeinde Dinkelsbühl im baierischen Mittelfranken zum rechtskundigen Magistrat gewählt, war er mit großem Eifer bestrebt, neben seinem amtlichen Wirken auch für Belebung und Verbreitung deutschen Sinnes thätig zu sein. So war er der erste, [415] der in Baiern den Adressensturm gegen den offenen Brief des Königs Christian VIII. von Dänemark vom 8. Juli 1846 anregte. Auch war er sonst noch einer der ersten Führer der damaligen Bewegung zur Erhaltung Schleswig-Holsteins bei Deutschland. Dieses Hervortreten war die Veranlassung, daß er am 28. April vom Bezirke, in welchem er thätig war, zum Abgeordneten in die deutsche Nationalversammlung gewählt wurde. Jung an Jahren, voll der edelsten Vaterlandsliebe, trat er in diese Versammlung mit den größten Hoffnungen auf eine glückliche Gestaltung der deutschen Verhältnisse. Voll jugendlicher Unternehmungslust und entschlossen, der Mitwirkung zu jenem Zwecke Alles zu opfern, unterschied er sich doch gewaltig von den Männern der Linken. Er besaß gründlichste Kenntnisse, ein reifes Urtheil, sowie eine Gabe feiner Unterscheidung und war ein Mann besonnenster Mäßigung. So hielt er sich denn auch zum Club des Augsburger Hofes. Männer wie Beseler, Riesser, R. v. Mohl, Wurm, namentlich aber Zerzog waren sein nächster Verkehr. Daneben aber war er, wie Laube berichtet, wegen seiner Grundehrlichkeit und seines angenehmen Wesens „der Liebling der halben Paulskirche“, so daß er oft als glückliches Mittelglied zwischen den Fractionen oder zwischen feindselig abgewandten Persönlichkeiten diente. Der Niedergang dieser Versammlung ging ihm sehr zu Herzen. Ohne in derselben viel oder hervorragend aufgetreten zu sein, versuchte er im entscheidenden Augenblicke sie noch zusammenzuhalten. Am 10. Mai 1849 war auf v. Reden’s Antrag beschlossen, dem durch unbefugtes Einschreiten Preußens in Sachsen begangenen schweren Bruche des Reichsfriedens mit allen Mitteln entgegenzutreten. Als sich infolge dieses radicalen Beschlusses die gemäßigten Elemente zum Verlassen der Versammlung vorbereiteten, erschien R. im Casinoclub der erbkaiserlichen Partei und schlug den Erlaß einer öffentlichen Begründung der abweichenden Meinung vor. Der Club stimmte zu, die Verfasser des Aufrufes wurden bezeichnet und man plante schon eine neue Organisation der Partei. Aber der Entschluß, sich zu sammeln und noch einmal festen Fuß zu fassen gegen die Revolution, zeigte sich ohnmächtig gegenüber den Thatsachen. Der Erlaß unterblieb und von den geistigen Häuptern der Versammlung schied eines nach dem andern aus. Da gab R. sein Amt und seine Heimath auf und eilte nach Schleswig-Holstein, um für Deutschland zu kämpfen. Aber auch hier machte er dieselben trüben Erfahrungen wie in Frankfurt. Er fand auch hier nicht die herzhafte Führung, nach welcher er sich gesehnt. Gleichsam ein Bild des um jene Zeit verzweifelnden deutschen Vaterlandes, starb R. in Schleswig-Holstein am 27. März 1851.[1]

Biogr. Umrisse d. Mitgl. d. d. const. Nat.-Vers. (Frkf. 1849) S. 56. – Biedermann, Erinn. a. d. Paulsk. S. 319. – Laube, d. erste d. Parl. Bd. 3 S. 24. – Haym, d. d. Nat.-Vers. Bd. 3 S. 152. – Brustbilder a. d. Paulsk. S. 35 u. 136.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 415. Z. 17 v. u.: v. Raumer starb im elterlichen Hause zu Erlangen am 27. März 1851 an einer langwierigen schmerzhaften Halskrankheit. [Bd. 45, S. 670]