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Artikel „Rapp, Wilhelm von“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 299–300, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rapp,_Wilhelm_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:35 Uhr UTC)
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Rapp: Wilhelm v. R., Arzt, ist in Stuttgart am 3. Juni 1794 geboren. Sein Vater, Cultusbeamter[1] an der Leonhardskirche, starb, als der Knabe kaum 4 Wochen alt war und sein Stiefvater, Hofrath Wiedemann, kam nach wenigen Jahren durch Sturz in einem Bergwerke des Odenwaldes um. Die Mutter siedelte jetzt nach Schorndorf über und widmete sich von nun an ausschließlich dem Sohne, dem sie eine sehr sorgfältige Erziehung zu theil werden ließ. Er besuchte zuerst die lateinische Schule in Schorndorf und nach seiner Confirmation das Gymnasium in Stuttgart, nach dessen Absolvirung er die Universität Tübingen zum Studium der Heilkunde bezog. Seine Lehrer waren hier besonders Kielmeyer in der Chemie, Botanik und vergleichenden Anatomie, Froriep und nachher Emmert in der menschlichen Anatomie und Autenrieth in der Medicin. Im März 1817 doctorirte er mit der Abhandlung: „Experimenta nova chemica circa methodos varias veneficium arsenicale detegendi“, bestand im April desselben Jahres seine Staatsprüfung in Stuttgart, wandte sich unmittelbar darauf nach Paris, wo er unter Jussieu, Laënnec und Cuvier Studien oblag und besonders von Letzterem, mit dem er auch später befreundet blieb, angeregt wurde. 1818 kehrte er nach Stuttgart zurück, begann hier unter der Leitung des Leibarztes Jaeger zu prakticiren, erhielt aber schon 1819 einen Ruf als Prof. e. o. nach Tübingen, dem er folgte, an Stelle des zu früh verstorbenen Emmert. 1828 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt. Seine Lehrfächer waren menschliche Anatomie und Physiologie, pathologische Anatomie, Zoologie und vergleichende Anatomie. In dieser Stellung machte er sich dadurch verdient, daß er den Bau eines neuen, zweckmäßigen und allen hygienischen Anforderungen genügenden Gebäudes für die Zwecke der Anatomie am Abhange des Oesterberges von der Regierung erwirkte, welches 1836 zuerst seiner Bestimmung übergeben wurde. Auch legte er den Grund zu einer reichhaltigen vergleichend anatomischen Sammlung. Mit besonderer Vorliebe trieb er vergleichende Anatomie und Zoologie. Er unternahm zu diesem Zwecke wiederholte Studienreisen nach Cette, Neapel, Sicilien, Schweden und Norwegen, nach Paris und dem nördlichen Frankreich, sowie an die Schweizer Seen und publicirte als Frucht dieser wissenschaftlichen Reisen gediegene Monographieen über Argonauta Argo, über die Polypen, die Osteologie des indischen Krokodils, die Fische des [300] Bodensees, sowie über die Cetaceen und Edentaten. Ferner veröffentlichte er mehrere Arbeiten aus dem Gebiete der Physiologie und pathologischen Anatomie, wie: „Die Verrichtungen des fünften Hirnnervenpaares“ (Leipzig 1832 mit 3 Tafeln); „Erdrosselung eines Menschen durch einen Eingeweidewurm“ (Friedreich und Hesselbach, Beiträge 1825) – es handelte sich in diesem Falle um einen in der Schilddrüse entwickelten Blasenwurm –; „Ueber Harnsteine“ (Württemb. naturwissenschaftliche Abhandlungen 1826) u. a. Ein Grundriß der menschlichen Physiologie wurde nach dem Druck der ersten Probebogen von R. wieder zurückgezogen. Alle seine Schriften zeichnen sich ebenso sehr durch einfache, klare Darstellung, wie durch streng objective, zuverlässige und möglichst vollständige Wiedergabe der Thatsachen aus, Eigenschaften, die auch seinen Vorlesungen in gleichem Maße zukamen. 1844 trat er die Anatomie und Physiologie an Arnold ab. Uebrigens erfreute sich R. auch als sehr beliebter und gesuchter Arzt einer ausgedehnten Praxis, die er auch nach seiner 1856 auf seinen Wunsch ihm bewilligten Pensionirung von seiner akademischen Lehrthätigkeit bis zu seinem Tode ausübte. 1838 erhielt er durch den Kronenorden den persönlichen Adel, 1845 das Ehrenbürgerrecht der Stadt Tübingen, 1867 feierte er sein 50jähriges Doctorjubiläum, bei welcher Gelegenheit die medicinische Facultät sein Diplom erneuerte und auf demselben alle seine Ehrentitel zusammenfaßte. R. starb am 11. November 1868.

Vgl. Biographisches Lexicon hervorragender Aerzte etc., herausgegeben von A. Hirsch, Bd. IV, S. 669.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 299. Z. 22 v. o. l.: Diakonus (st. Cultusbeamter). [Bd. 29, S. 776]