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Artikel „Hesselbach, Adam Kaspar“ von Ernst Gurlt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 311–312, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hesselbach,_Adam_Kaspar&oldid=- (Version vom 16. Dezember 2024, 15:42 Uhr UTC)
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Hesselbach: Adam Kaspar H., Professor der Chirurgie und Oberwundarzt des allgemeinen Krankenhauses zu Bamberg (zuletzt in Würzburg), wurde am 15. Jan. 1788 zu Würzburg geboren, als Sohn des Prosektors der dortigen anatomischen Anstalt Franz Kaspar H. (s. diesen). Er widmete sich, dem Berufe seines Vaters folgend, vorzugsweise der praktischen Anatomie und, wie dieser, auch der Chirurgie. Seine erste Schrift war eine anatomische („Vollständige Anleitung zu gesetzmäßigen Leichenöffnungen nach Roose bearbeitet“. 1812. – 2. Aufl. auch u. d. T.: „Handbuch für gerichtliche Aerzte und Wundärzte bei gesetzmäßigen Leichenöffnungen“. 1819). 1817 wurde er, nach dem Tode seines Vaters, dessen Nachfolger als Prosektor der Anatomie, deren Leiter damals Döllinger war; 1818 wurde er Dr. phil. et medicinae honorar. der Würzburger Facultäten. Neben Berichten über die anatomische Anstalt in verschiedenen Studienjahren (1817–18, 1818–19), zum Theil in Verbindung mit anatomischen Abhandlungen („Beschreibung des menschlichen Auges“. 1820) und einer „Beschreibung der pathologischen Präparate, welche in der königlichen anatomischen Anstalt zu Würzburg aufbewahrt werden“, 1824, finden wir auch anatomisch-chirurgische und rein chirurgische Arbeiten, namentlich auf dem Gebiete der Unterleibsbrüche, auch hier den väterlichen Traditionen folgend; so: „Die sicherste Art des Bauchschnitts in der Leiste“. 1819 und ein anatomischer Nachtrag dazu in demselben Jahre u. d. T.: „Ueber den Ursprung und Verlauf der unteren Bauchdeckenschlagader und der Hüftbeinlochschlagader“, ferner 1821 (in Textor’s Neuem Chiron) „Der äußere Schenkelbruch, entdeckt und beschrieben von etc.“ und eine Reihe von Jahren später ein größeres Werk: „Die Lehre von den Eingeweidebrüchen“. 2 Thle. 1829/30. Um dieselbe Zeit begann er auch, in Gemeinschaft mit seinem Würzburger Collegen Joh. Bapt. Friedreich, die Herausgabe von periodischen Zeitschriften, die bis in die Mitte des folgenden Decenniums reichten; so: „Beiträge zur Natur- und Heilkunde“. 2 Bde. 1825/26; „Bibliothek der deutschen Medizin und Chirurgie“. Jahrg. 1–5. 1828–32; Ergänzungsband zum 1.–4. Jahrg. 1828–1836; „Medizinisch-chirurgische Pfennig-Bibliothek, in Auszügen aus neueren, sowohl deutschen, als ausländischen medizinisch-chirurgischen Werken. Neue wohlfeile Ausgabe der Bibliothek der Medizin und Chirurgie“. Bd. 1–15. 1835–37. – Inzwischen war H., der als Prosector sich mit dem Nachfolger Döllinger’s, dem noch jetzt (in Marburg) lebenden Heusinger, nicht vertragen konnte, im Jahre 1828 als Professor der Chirurgie an die chirurgische Schule zu Bamberg versetzt und zugleich zum Oberwundarzt des dortigen allgemeinen Krankenhauses ernannt worden. In diesen Stellungen wirkte er bis 1833, in welchem Jahre die chirurgische Schule aufgehoben wurde. Zu einer Lehrthätigkeit gelangte er dann erst wieder an der 1836 in Bamberg errichteten Baderschule, die ihrerseits auch wieder 1843 aufgehoben wurde. Während H. innerhalb dieses Zeitraumes in Bamberg eine nicht unbedeutende litterarische Thätigkeit entfaltete, indem er, neben der Herausgabe der erwähnten periodischen Zeitschriften, „Medicinisch-chirurgische Beobachtungen und Erfahrungen“, 1832/33, ein „Handbuch der Chirurgie für das untergeordnete ärztliche Personal“. 1838, sodann eine Schrift: „Die Erkenntniß und Behandlung der Eingeweide-Brüche, durch naturgetreue Abbildungen erläutert“ mit 20 lithogr. Tafeln in natürlicher Größe. Gr.-Fol. 1840/41 publicirte, auch ein größeres chirurgisches Werk u. d. T.: „Handbuch der gesammten Chirurgie für praktische Aerzte und Wundärzte“ 1842 begonnen hatte, das bis [312] zum Jahre 1847 bis auf 3 Bände (12 Lieferungen, 1842–47) anwuchs, ist über seine gleichzeitige operative und Lehrthätigkeit, nach der Mittheilung von Zeitgenossen, nicht viel rühmliches zu berichten. So vortrefflich seine anatomischen Kenntnisse waren und so elegant er das Messer zu führen verstand, wenn er sich einmal dazu entschlossen hatte, so messerscheu war er auf der anderen Seite, so daß z. B. seine meisten Bruchkranken unoperirt starben. Als Lehrer war er sowohl im theoretischen als praktischen Unterrichte nicht anregend und belehrend; er begnügte sich damit, bei dem ersteren das für seine Schüler verfaßte Buch einfach, ohne weitere Erklärungen, vorzulesen; seine Verbände waren complicirt und unpraktisch, daher war es erklärlich, daß er als Arzt und Chirurg in Bamberg wenig Geltung besaß. Dazu kam, daß seine Familienverhältnisse, nicht ohne eigene Verschuldung, die traurigsten waren. Auch als H., einige Zeit nach Aufhebung der Baderschule in Bamberg, von dort wieder nach Würzburg übersiedelte, sank er moralisch immer mehr, so daß ihn in tiefer Verkommenheit am 6. Mai 1856 der Tod traf. – H. war jedenfalls ein sehr gut beanlagter Mann, der auf dem Gebiete der Anatomie und Chirurgie Tüchtiges zu leisten berufen war und theilweise auch geleistet hat; daneben war er aber von eingebildetem und unverträglichem Charakter und diese, sowie andere Charakterschwächen haben ihn frühzeitig moralisch zu Grunde gerichtet.

Vgl. Hesselbach’s litterarische Leistungen in: Callisen, Medicinisches Schriftsteller-Lexikon. Bd. 8. 1831. S. 451; Bd. 28. 1840. S. 514. – W. Engelmann, Bibliotheca med.-chirurgica. 6. Aufl. 1848. S. 247; Supplement-Heft. 1868. S. 108.