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Artikel „Radulph von Tongern“ von Otto Schmid in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 153–154, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Radulph_von_Tongern&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:10 Uhr UTC)
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Radulph v. Tongern, liturgischer Schriftsteller, eigentlich Radulph de Rivo, geboren zu Breda in Brabant, widmete sich dem geistlichen Stande und bildete sich vorzüglich im Kirchenrechte sowie in der Liturgik aus; er hörte auch in Rom den berühmten Simon von Constantinopel, Erzbischof v. Theben, der daselbst die griechische Sprache lehrte. Nicht lange nach seiner Rückkehr in die Heimath wurde er Decan des Collegiatstiftes zu Tongern. Als solcher begab er sich zur Zeit des durch die streitigen Papstwahlen am Ende des 14. Jahrh. entstandenen großen Schismas wieder nach Rom, wo er eifrig alte liturgische Handschriften sammelte. Hier wurde er mitten in seiner Thätigkeit vom Tode überrascht, am 3. November 1403. – Von seinen Werken sind folgende zwei gedruckt: 1) das bekannteste derselben, betitelt: „De canonum observantia“, eine canonistisch-liturgische Schrift, gewidmet dem Prior der kurz vorher entstandenen Windesheimer Congregation, worin er besonders gegen den Orden der Franciscaner die alte römische Praxis, das Brevier zu beten, vertheidigt. Diese in 23 Propositionen eingetheilte Arbeit ist für die Geschichte des Breviers nicht unwichtig und wurde deshalb öfters gedruckt, so zuerst zu Cöln 1568, zu Rom 1590, von Hittorp seiner Collectio de divinis catholicae ecclesiae officiis einverleibt, ebenso in die Väterausgaben zu Paris von 1575 u. 1589, in die Cölner von 1624, sowie in die Lyoner von 1677 ff. Band 26, S. 289–320 aufgenommen; 2) „Gesta episcoporum Leodiensium, Engelberti a Marka, Johannis de Arkel et Arnoldi de Horn ab 1347–86“, eine Geschichte der drei zu seiner Zeit lebenden Bischöfe von Lüttich, gedruckt bei Joh. Chapeauville, Gesta pontificum Tungrensium, Trajectensium et Leodiensium, 1612–16, tom. 3, p. 1–58. Handschriftlich hinterließ R.: 3) „De Psalterio observando“, 4) „Catalogus librorum mss. per Belgium“ und 5) „Martyrologium in versibus“. Die ihm noch zugeschriebene Schrift: „Calendarium ecclesiasticum“ ist vielleicht nur ein anderer Titel der oben genannten Schrift: „De canon. observantia“.

[154] Valer. Andr., Bibl. Belg., edit. 1643, p. 785. 786. – Foppens, Bibl. Belg. II, 1052.Fabricius, Bibl. medii aevi VI, 99–100.Thalhofer, Handbuch der kathol. Liturgie, Freiburg 1883, I, 78.