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Artikel „Rösler, Gustav Adolf“ von Karl Wippermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 240–241, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:R%C3%B6sler,_Gustav_Adolf&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 11:56 Uhr UTC)
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Rösler: Gustav Adolf R., Parlamentarier in 1848, war am 31. October 1818 in Görlitz geboren. Er besuchte das dortige Gymnasium, studirte 1835 bis 1839 in Berlin und Breslau Geschichte und Staatswissenschaften, wirkte seit 1839 als Hülfslehrer an der v. Gersdorf’schen Mädchenschule in Breslau, redigirte 1843 die „Lausitzer Chronik“ und machte sich auch durch einige kleine, die Lausitz betreffende Gelegenheitsschriften von zum Theil nur localer Bedeutung in der Oberlausitz bekannt. 1844 wurde er als Lehrer an das Gymnasium in Oels berufen, wo er in Deutsch und Geschichte unterrichtete. Hier übernahm er 1848 die Redaction des „Wochen (Kreis-)blattes für das Fürstenthum Oels“ und gewann dadurch in dortiger Gegend eine gewisse politische Bedeutung. Infolge dessen ward er Vertreter des 16. schlesischen Wahlbezirks in der deutschen Nationalversammlung. Hier gehörte er dem von R. Blum und K. Vogt geführten Club des „Deutschen Hofes“ an. Besonders dem Abgeordneten L. Simon von Trier sich anschließend, ragte er in politischer Beziehung nicht besonders hervor; vielfach machte er sich aber bemerklich als ein Meister in Kenntniß und Verständniß der Geschäftsordnung und, ähnlich wie Vogt, durch feine und grobe Verspottung von Vorgängen im Parlament sowie von Mitgliedern desselben. Andererseits verfiel aber auch gerade R. der Komik, als er in den von v. Boddien und Detmold veranstalteten Caricaturen von Mitgliedern des Parlaments mit der seinem gewöhnlichen Anzuge entlehnten Bezeichnung des „Reichskanarienvogels“ belegt wurde. Unter diesem Eindrucke hielt er am 1. August 1848 bei Berathung der Grundrechte seine erste und größere Rede für Abschaffung des Adels. Auch von den „Flugblättern aus der deutschen National-Versammlung“ (Nr. 8) wurde er stark verhöhnt. Die Schriftsteller über diese Versammlung bezeichnen R. zwar als harmlos und tapfer, auch rechnet ihm Hart in der Schrift „Ein Tag in der Paulskirche“ (Thl. II, S. 54) zum Verdienst, daß ihm die Einstellung des Barrikadenkampfs seitens der Aufständjschen im September 1848 in Frankfurt a. M. zu danken sei; im allgemeinen aber wird er in erster Reihe zu denjenigen Abgeordneten gerechnet, welche eifrig und ohne Noth zum Haarspalten an die parlamentarischen Fragestellungen zu eilen pflegten und so zur Vergeudung einer kostbaren Zeit der Versammlung beitrugen. Er siedelte mit dem Rumpf derselben nach Stuttgart über und folgte nach ihrer Sprengung [241] als Schriftführer dem Präsidenten nach Baden-Baden und Freiburg. Von hier wurde er von der Reichsregentschaft mit geheimen Aufträgen nach Württemberg zurückgeschickt. Hier wurde er am 3. Juli 1849 verhaftet. Zwar hatte er zeitig alle seine Papiere vernichtet, aber der Richter in Sulz am Neckar bestätigte die Verhaftung „in Anbetracht der gefährlichen Zeitläufte und weil der Herr General alle Verantwortung auf sich genommen hatte“. R. wurde auf den Hohenasperg gebracht und als sich nach längeren Verhören nichts gegen ihn ergab, am 9. October auf Veranlassung des württembergischen Justizministers Römer gegen Caution freigelassen. Der Gerichtshof in Eßlingen hatte aber insgeheim beschlossen, R. nach Preußen auszuliefern, sobald er in Württemberg freigesprochen sein werde. Der Grund bestand darin, daß er sich an der Bewegung zu Gunsten der preußischen Nationalversammlung im November 1848 in Schlesien lebhaft betheiligt, im Mai 1849 in Frankfurt a. M. preußische Soldaten zu verführen gesucht und am Rumpfparlament in Stuttgart theilgenommen habe. So ward er denn, als er die Gastfreundschaft des Pfarrers Hopf in Hohen-Haßland[1][2], eines wütttemberg’schen Abgeordneten genoß, am 28. December 1849 wieder verhaftet. Da man wußte, daß der Oberstaatsanwalt in Preußen die Todesstrafe gegen R. zu beantragen gedachte, so kam diesem Alles auf Zeitgewinn an. Auf seine Berufung an das Obertribunal in Stuttgart bestätigte dieses die Auslieferung unter der Bedingung, daß er in Preußen nicht wegen der Theilnahme am Parlament in Stuttgart verfolgt werde. Nun wandte er sich an das preußische Justizministerium mit der Bitte um Zurücknahme der Requisition. Die Erfolglosigkeit sah er zwar voraus, es kam ihm aber auf die Zeit zur Vorbereitung eines Fluchtversuchs an. Obwol er im festesten Zimmer auf dem Hohenasperg saß und vielfacher Aufsicht unterworfen war, gelang ihm am 22. Februar 1850, nach einigen vergeblick1en Versuchen, die Flucht unter den schwierigsten Verhältnissen und mit Hülfe seiner jungen Frau. Er flüchtete zunächst in die Schweiz und wanderte später nach Nordamerika aus. Hier gab er ein Blatt heraus, welches wegen seiner gemäßigten Sprache von den demokratischen deutschen Flüchtlingen heftig angegriffen wurde. R. starb am 13. August 1855 in Quincy im Staate Illinois und hinterließ Frau und drei Kinder in bedrängter Lage.

Biogr. Umrisse d. Mitgl. d. d. const. Nat.-Vers. I, 59. Frankfurt a. M. 1849. – Biedermann, Erinnerungen a. d. Paulk., 37 u. 404. Leipzig 1849. – R. Heller, Brustbilder a. d. Paulsk., 13, 164, 177. – Gegenwart VII, Leipzig 1852. – Laube, d. d. Parl. II, 95. – Die Flucht des ehem. R.-T.-Abg. Rösler v. Oels von der Veste Hohenasperg. Authent. Bericht a. d. Schweiz. Oels 1849. – Allg. Ztg. 1855, Nr. 252.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 241. Z. 15 v. o. l.: Hohenhaslach. [Bd. 33, S. 798]
  2. S. 241. Z. 15 v. o. l.: Hohenhaslach. [Bd. 45, S. 670]