ADB:Rösch, Jacob Friedrich von

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Artikel „Rösch, Jacob Friedrich von“ von August Wintterlin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 159–161, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:R%C3%B6sch,_Jacob_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 01:36 Uhr UTC)
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Rösch: Jac. Friedrich (von) R., Militärlehrer und Schriftsteller, geboren am 24. October 1743 (v. Scheeler (s. u.) falsch: 1748) als Sohn des Adlerwirths in dem württembergischen Dorfe Dürrenzimmern O. A. Brackenheim, † als Oberst a. D. am 8. Januar 1841 zu Stuttgart, sollte erst Volksschullehrer, dann Schreiber werden, wandte sich aber aus eigenem Antrieb der Mathematik und Befestigungskunst zu. Er erhielt einigen Unterricht in diesen Fächern von dem Professor Vetter zu Erlangen und dem Obristlieutenant von Alberti in Ludwigsburg (?). Im J. 1761 wurde er, wie es heißt, auf eine Empfehlung von Oberst Rieger in die von Herzog Karl gestiftete Académie des arts in Ludwigsburg aufgenommen, aber schon im J. 1762 als Kadett der Artillerie zugetheilt, bei welcher ihn Oberstlieutenant Bilfinger in der Mathematik weiterbildete. Im J. 1767 wurde er zum „Conducteur“ bei dem Corps de Guides ernannt und bei der Landesaufnahme beschäftigt. Vom Jahre 1771 an zog ihn Herzog Karl, welcher seine Leute mit einem gewissen pädagogischen Scharfblick herauszufinden wußte, als Lehrer der Mathematik und Kriegswissenschaften an die herzogliche Militärpflanzschule auf der Solitude, welche 1773 zur Militärakademie erhoben, im J. 1775 nach Stuttgart verlegt und im J. 1782 in die hohe Karlsschule verwandelt wurde. R. blieb, obwol schlecht bezahlt und zweimal durch auswärtige Anträge weggelockt, an dieser Anstalt, im J. 1772 zum Lieutenant, im J. 1778 zum Hauptmann beim Artillerieregiment von Nikolai, im J. 1790 zum Ingenieurmajor befördert, bis zur Aufhebung derselben im J. 1794. Einen Einblick in seine Lehrerthätigkeit gewähren eine Anzahl von gedruckten Thesen zu Disputationen, welche unter seinem Vorsitze in Gegenwart des Herzogs gehalten wurden, im J. 1778: Mathematische Sätze aus der Taktik (von Scharnhorst in die „Bibliothek für Officiere“ 1785, St. 2 und 3 aufgenommen); im J. 1779: Sätze aus der Artillerie; Sätze aus den Kriegswissenschaften; im J. 1780: Mathematische Untersuchungen aus der Feldbefestigungskunst [160] (von Böhm in das Magazin für Ingenieur und Artilleristen Bd. 9, S. 139 aufgenommen und von R. in der Berliner militärischen Monatschrift Bd. 5, S. 38 ff. fortgesetzt); 1781: Sätze aus der Taktik. In der Ueberlieferung des württembergischen Generalstabes galt R. noch lange nach seinem Tode als ein ausgezeichneter Lehrer; auch haben ihm während der Kriege der Folgezeit viele seiner Schüler in verschiedenen deutschen Armeen Ehre gemacht. Vgl. übrigens das zum Theil weniger günstige Urtheil in den Memoiren des königlich preußischen Generals d. Infanterie Ludwig Frhr. v. Wolzogen S. 3 und bei Pfister, König Friedrich von Württemberg und seine Zeit S. 162. In die Karlsschulezeit fallen Rösch’s beste schriftstellerische Arbeiten: „Römische Kriegsalterthümer aus ächten Quellen geschöpft. Ein Beitrag zur Aufklärung der römischen Taktik“. Halle 1782, von ihm und seinem philologischen Collegen, dem Professor J. J. H. Nast, gemeinsam ausgearbeitet; „Commentar über die Commentarien des Cäsar, als eine Beantwortung der Remarques sur Cesar des Herrn Generalmajor v. W.[arnery].“ Halle 1783; s. M. Jähns, Cäsar’s Commentarien etc. im Beiheft zum Militärwochenblatt 1883, S. 355. „Plans von 42 Hauptschlachten, Treffen und Belagerungen des 7jährigen Krieges, herausgegeben unter der Aufsicht von J. F. R.“ Frankf. 1789–91. Fol. Großen Antheil hatte R. auch an dem Werke eines militärischen Collegen an der Karlsschule, „Reine Taktik der Infanterie, Cavallerie und Artillerie“ von Franz v. Miller, Stuttgart 1787 und 1788, wie aus des Verfassers Vorreden zu beiden Theilen und aus Rösch’s Vorrede zu seinen Beiträgen zur Geographie und Geschichte der Vorzeit hervorgeht.

Nach Auflösung der hohen Karlsschule sollte R. die Leitung eines mit dem Stuttgarter Gymnasium zu verbindenden militärischen Institutes erhalten, allein dasselbe kam nicht zu Stande. Dafür erhielt er vom Herzog Friedrich Eugen im J. 1796 eine praktische Aufgabe, die Erbauung der sogenannten Roßbühlschanze auf dem Schwarzwaldpasse Kniebis bei Freudenstadt, welche im Volksmunde den Namen Schwaben- oder Röschenschanze trägt. Herzog (später König) Friedrich berief ihn (um 1797?) zum Lehrer der Artillerie und Kriegsbaukunst bei seinem Erbprinzen, dem nachherigen König Wilhelm und später bei dessen Bruder, dem Prinzen Paul, und verlieh ihm im J. 1799 das Ritterkreuz seines neu errichteten Militärverdienstordens. R. kam in demselben Jahre dem Herzog, der wegen der Aufstellung eines größeren stehenden Heeres mit dem Landständen im Streite lag, durch eine gut geschriebene Flugschrift zu Hülfe; sie führt den Titel: „Entwurf zu einem zweck- und pflichtmäßigen Militärstand für Wirtemberg“, Stuttgart 1799, und enthält Gedanken über allgemeine Wehrpflicht und Landwehrorganisation, welche für ihre Zeit überraschen. In den württembergischen Generalstab aufgenommen, rückte R. im J. 1800 zum Obristlieutenant vor, schied aber im J. 1803 mit dem Range eines Oberst aus dem activen Dienst. Er beschäftigte sich fortan hauptsächlich mit alter Geschichte und veröffentlichte darüber: „Taschenbuch der Vorzeit auf das Jahr 1805“. Stuttgart 1804 und „Beiträge zur Geographie und Geschichte der Vorzeit“. Stuttgart 1819. In diesen Schriften suchte R. durch eine Reihe von historischen, mythologischen und etymologischen Ungeheuerlichkeiten die ganze alte Geschichte auf die alttestamentlichen Erzväter und ihre Genealogien zurückzuführen. Die Philologen und Historiker, denen er in seinen früheren Werken wegen ihrer Unkenntniß militärischer Dinge übel genug mitspielte, bekamen jetzt sattsam Gelegenheit, auch ihrerseits den Schuster zum Leisten zurückzurufen. Auf vertrauterem Boden stand R. mit zwei weiteren Werken: „Erläuterungen über Vitruv’s Baukunst, nebst einem Beitrag zur biblischen Geographie“. Stuttgart 1802, und „Beiträge zur schönen Baukunst, in Bemerkungen über eine Berliner Recension, [161] den Schneiderischen Vitruv, das Theater zu Karlsruhe und das Weinbrennerische System, das Residenzschloß zu Stuttgart“. Stuttgart 1818.

Vgl. den Nekrolog in der Schwäb. Kronik, Jahrg. 1841, S. 50. – Wagner, Geschichte der hohen Carlsschule II, 200 u. ö. - v. Scheeler, Bruchstücke aus der Geschichte der ehem. Carlsakademie S. 76.