ADB:Quistorp, Johann Gottfried

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Artikel „Quistorp, Johann Gottfried“ von Theodor Pyl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 55–56, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Quistorp,_Johann_Gottfried&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:00 Uhr UTC)
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Quistorp: Johann Gottfried Q., Dr., geb. am 16. April 1755, † 1. März 1835, war der Sohn des Professors der Theologie und Pastors an der Nicolaikirche zu Rostock, Consistorialraths Dr. Johann Jacob Q. (s. S. 53 u.). Nach dem frühzeitigen Tode seines Vaters im J. 1766, siedelte er mit seinem Bruder Johann, dem späteren Dr. med. und Professor der Botanik (geb. 1758, † 1834) nach Greifswald über, wo er unter der wohlwollenden Fürsorge seines Oheims, des Generalsuperintendenten Dr. Bernhard Friedrich Q. (dessen geadelte Descendenz auf den Rittergütern Krenzow, Zarrentin, Bauer und Wehrland bei Wolgast blüht), seine Gymnasial- und Universitätsbildung erhielt. Unter der Leitung des Professors Dr. Andreas Mayer (s. d.), eines Schülers von Chr. v. Wolff, widmete er sich 1775–77 namentlich dem Studium der angewandten Mathematik und übte sich zugleich, von einem früh erwachten Talente begünstigt, autodidaktisch im Zeichnen und Radiren, von welcher Kunstthätigkeit uns einige Proben in seines Jugendfreundes, des Dichters L. Th. Kosegarten Schriften: Melancholien, 1777; Thränen und Wonnen, 1778; Die wahre Größe des Fürsten, 1780, erhalten sind. Sodann begab er sich 1781–82 zur künstlerischen Weiterbildung nach Berlin, Leipzig und Dresden, wo er nach Gypsabgüssen und Modellen zeichnete und nach den Gemälden der Galerie copirte. Auch erfreute er sich der persönlichen Förderung des berühmten Porträtmalers Anton Graff. Im Jahre 1782 nach dem Tode des Professors A. Mayer nach Greifswald zurückgekehrt, [56] wurde er 1788 auf praktischer Laufbahn dessen Nachfolger als Universitätsbaumeister und Zeichenlehrer, und 1812 auch Adjunct der philosophischen Facultät für angewandte Mathematik. In dieser Amtsführung nach allen Richtungen beschäftigt, auch durch den frühen Tod seiner Gattin, mit welcher er nur ein Jahr (1796–97) vermählt gewesen, gebeugt, beschränkte er seitdem seine eigene künstlerische Thätigkeit als Maler; vereinigte aber durch Ankauf aus älteren Sammlungen mit um so größerem Eifer eine Anzahl von ca. 70 werthvollen Oelgemälden und mehr als 1000 Kupferstichen. welche, sowie die von ihm errichteten geschmackvollen Bauten, ihn einen bleibenden Einfluß auf die ästhetische Bildung seiner Vaterstadt gewinnen ließen. Ein Theil seiner Sammlungen gelangte in den Besitz seines Neffen, des 1879 verstorbenen Geheimen Justizrath Friedrich Quistorp. Derselbe, 1791 geboren, studirte in Greifswald, Göttingen und Heidelberg die Rechte, und wirkte später als Rath des Hofgerichts und als Director des Kreisgerichts in Greifswald, wobei seine gediegenen juristischen Kenntnisse, in Verbindung mit der reichen Erfahrung eines langen Lebens, von den Fachgenossen hochgeschätzt und gern benutzt wurden. Ein Theil seines handschriftlichen Nachlasses und seiner Bücher, sowie seine große Siegelsammlung gelangte in den Besitz des Rüg.-Pomm. Geschichtsvereins, an dessen Stiftung durch Kosegarten im J. 1824, Q. gleichfalls betheiligt war. (Vgl. Jahresbericht aks Rüg.-Pomm. GV. 41–44 S. 11.) Unter den zahlreichen Schülern, welche sich unter der Leitung von Dr. J. G. Quistorp ausbildeten, sind namentlich folgende Künstler zu erwähnen: C. D. Friedrich, geb. 1774, † 1840 (s. o.); Joach. Chr. Friedrich, dessen Bruder, geb. 1779, † 1843, Kunsttischler; Gottlieb Christian Johann Giese, geb. in Gr. 1787, † 1838, gebildet in Berlin, welcher später als Baumeister und Zeichner wirkte und die Nicolaikirche in Gr. mit J. Chr. Friedrich restaurirte; Wilhelm Titel, Sohn eines Pastors zu Boltenhagen bei Greifswald, geb. 1784, † 1862, welcher, 1801 in Berlin, 1802 in Wien, 1806–1819 in Italien gebildet, 1826 Universitätszeichenlehrer und 1851 Professor, treffliche Studien nach alten italienischen Meistern und viele charakteristische Porträts von Professoren (i. B. d. Univ.) ausführte; Friedrich v. Klinkowström, geb. 1778 zu Ludwigsburg bei Gr., † 1835, dessen Copie nach Correggio’s Nacht als Altarbild der Marienkirche in Gr. aufgestellt ist; Joh. Chr. Fr. Finelius, geb. 1788, † 1846 (s. d.); August Anton Gladrow, geb. in Gr. 1785, † 1855, in Dresden gebildet, dann Gymnasialzeichenlehrer, welcher eine Reihe vorzüglicher rügischer und pommerscher Landschaften. besonders aus Greifswald’s früherer Zeit und seiner Umgebung darstellte. Aus dem Schülerkreise, welchen Q. um sich versammelte, ging auch hervor Dr. Karl Krey, geb. am 17. März 1803, ein Sohn des Rathsherrn Karl Kr., welcher sich durch eine Reihe plastischer Kunstwerke auszeichnete, unter denen die Bildnisse der Greifswalder Professoren Finelius, Hornschuh und Schömann zu nennen sind, und der auch sein poetisches Talent durch eine Uebersetzung von Tegner’s Frithjofssage bekundete. Er starb am 15. August 1876.

Schildener, Akademische Zeitschrift, II, 1, S. 67–71; II, 2, S. 26; 47–98. – Katalog der Gemälde- und Kupferstich-Samml. des Dr. Quistorp vom J. 1835. – Kosegarten, Gesch. der Univers. Greifswald 1857, I, 320. – Jahresbericht der Ges. f. Pomm. Gesch. u. A., XXXIV, 47–51. – Balt. Stud. XXII, 2. – Pyl, Greifsw. Sammlungen, 1869, S. 104–105.