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Artikel „Prätorius, Petrus“ von Johannes Bolte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 533–534, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Praetorius,_Petrus&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 07:15 Uhr UTC)
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Prätorius: Petrus P. aus Cottbus, protestantischer Pfarrer und Dramatiker des 16. Jahrhunderts. Die Angaben über sein Geburtsjahr schwanken zwischen 1513–1515, 1527 und 1528. Sein Familienname wird ursprünglich Richter oder Schulz gelautet haben, da wir ihn wohl in dem im Sommer 1538 in Wittenberg immatriculirten Petrus Judex Cotbusiensis (ebenda December 1543 Jacobus Judicis Kotbusianus, 20. März 1554 Valentinus Judex Cotbusiensis, 27. Januar 1551 Petrus Neander Cotbusiensis) wieder erkennen müssen. Obwohl er also noch zu Luther’s Lebzeiten die Universität bezog, schloß er sich vor allem doch „an seinen herzlieben Präceptor Philippus“ an, dessen weichem, sinnigem Naturell er sich verwandt fühlte. Am 8. Mai 1554, also nach 16 Jahren, über die uns jegliche Nachricht fehlt, erlangte er unter Bugenhagen’s Decanat die Doctorwürde und ward am 3. Juni d. J. als Schloßprediger in Wittenberg ordinirt, um bald darauf an Stelle des gemaßregelten Heinrich Ham nach Königsberg i. d. Neumark zu gehen. Hier sorgte er für die Einrichtung einer Schule, reiste auch 1557 im Auftrage des Markgrafen Johann von Küstrin zu dem erfolglosen Wormser Colloquium, mußte aber infolge der heftigen Angriffe, welche der schroffe Lutheraner Heshusius auf die angeblich kryptocalvinistischen Lehren seines 1563 erschienenen Katechismus richtete, aus seiner Stellung weichen. In Sachsen fand der vertriebene Melanchthonianer Aufnahme: 1565 am 16. Februar wurde er zu Zeitz als Stiftssuperintendent eingeführt. Zehn Jahre später nöthigten ihn erneute Angriffe nach Danzig zu ziehen, wo man ihm das Pfarramt an der Marienkirche angetragen hatte. Im Juni 1576 traf er dort ein und blieb daselbst bis zu seinem am 7. Juni 1588 erfolgten Tode. Seine letzten Jahre verbitterte der über die Concordienformel entbrannte Streit mit seinem Amtsgenossen Kittel, welcher zugleich auch politische Gegensätze der Bürgerschaft berührte. Der Rath untersagte Beiden das Betreten der Kanzel, aber der Zwiespalt dauerte fort; beim Begräbniß des hartgeprüften P. mußte [534] sein Sarg geöffnet werden, um das Volk zu überzeugen, daß ihn nicht der Teufel geholt habe. – Auch als Dichter steht P. unter wittenbergischem Einflusse. In seinem Drama von der Hochzeit Isaac und Rebeccae (Wittemberg 1559 und Danzig 1579), welches er für eine Aufführung bei einer Hochzeit in Danzig abfaßte, überwiegt der lehrhafte Predigerton: ein breiter Monolog des gottvertrauenden Abraham als Exposition, lange Gebete, eine echt lutherische Traurede Melchisedeks. Einiges Leben erhält die einfache Handlung durch die nach Rebhun’s und Culmann’s Vorgange hinzugefügte Intrigue: in einigen burlesken Scenen stiften Eheteufel und Zauberteufel eine Hexe an, Rebecca’s Verlobung zu hintertreiben. Die zweite Auflage mildert einige Rohheiten und Längen und bessert den Reim.

Jöcher 3, 1751. – Rotermund 6, 804. – Goedeke, Grundriß² 2, 191. 362. – G. Langemack, Historia Catechetica 2, 318–330 (1733). – Dietmann, Die Priesterschaft im Kurfürstentum Sachsen 5, 91–93 (1763). – Th. Hirsch, Die Oberpfarrkirche in Danzig 2, 176–225 (1843). – Riedel, Codex Dipl. Brandenb. IV, 1, 119. – Wittenberger Ordinandenregister. – Bretschneider, Corpus Reformatorum 9, 198 verwechselt unsern P. mit einem Breslauer Prediger Johannes Prätorius.