ADB:Ponickau, Johann August von

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Artikel „Ponickau, Johann August von“ von Otto Hartwig in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 410–411, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ponickau,_Johann_August_von&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 01:05 Uhr UTC)
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Ponickau: Johann August von P. auf Klipphausen wurde am 2. September 1718 zu Dresden geboren. Sein Vater, der meißnischen Linie des viel verzweigten Geschlechts angehörig, war der königlich polnische und kurfürstlich sächsische Kammerherr Johann August von P. Die Mutter, welche schon 1720 starb, war eine geborene von Miltitz.[1] Seine Jugendbildung hat P. auf der Schule zu Meißen erhalten. Sicher hat er auch eine Universität besucht; wir wissen nur, daß es nicht die von Wittenberg war. Nach dem am 16. April 1747 erfolgten Tode seines Vaters kam der junge Mann, der nie in den Staatsdienst eingetreten war und sich, wie scheint, auch nicht verheirathet hat, in den Besitz eines nicht unbedeutenden Vermögens. Dasselbe verwendete er auf die Begründung einer Sammlung von Büchern, Gemälden und Siegeln, die er in Dresden aufstellte. Sein Hauptbestreben war auf die Sammlung von Schriften zur sächsischen Geschichte gerichtet. Es ist ihm auch gelungen, eine Bibliothek von 11–12 000 Bänden Bücher und Handschriften hierzu zusammen zu bringen, obwol ihm bei der Eroberung Dresdens durch Daun 1759 ein großer Theil der bis dahin gesammelten Schätze verbrannt ist. P. war ein menschenfreundlicher, nur seinen Studien lebender Gelehrter. Jedem Adelsstolze [411] schon seit seiner Jugend abhold, sammelte er nicht nur für sich, sondern auch für seine Freunde, d. h. alle die, welche sich für die mit seinen Studien verwandten Fächer interessirten. Die „Sammlungen vermischter Nachrichten zur sächsischen Geschichte“, welche 1767 bis 1777 in zwölf Bänden von Grundig und Klotzsch herausgegeben haben, sind größtentheils mit Hülfe des von P. gesammelten Materiales ausgearbeitet. Wie der Gelehrte zu dem Titel eines kurfürstlich sächsischen geheimen Kriegsrathes gekommen ist, ist nicht näher bekannt. Vielleicht, daß die große Schenkung, welche er der Landesuniversität Wittenberg machte, ihm denselben eingetragen hat. Denn schon im J. 1762 theilte er dem Professor Dr. Langguth in Wittenberg mit, daß er seine Sammlungen der dortigen Universität überlassen werde. Jede Danksagung hierfür verbat er sich „im ganzen Ernste“. Da der fleißige Mann seine Augen zu sehr angestrengt hatte und gegen 1788 fast ganz erblindete, beschloß er, die Universität schon bei seinen Lebzeiten in den Besitz seiner Bibliothek zu setzen und ließ dieselbe auf seine Kosten von 1789 bis 1791 nach Wittenberg schaffen und dort aufstellen. Auch nachdem dieses geschehen war, vermehrte er die Sammlung noch durch die Zuwendung nicht vorhandener Bücher und durch wiederholte Geldgeschenke zu Neuanschaffungen. In seinem Testamente setzte er zu gleichem Zwecke die Summe von 3000 Thalern aus, von deren Zinsen auch ein Custos der Bibliothek mit einem jährlichen Gehalt von 50 Thalern bezahlt werden solle. Am 26. Februar 1802 starb zu Dresden der große Bücherfreund. Die Sammlung, die er Wittenberg hinterließ, bestand im Ganzen aus ungefähr 16 000 Bänden Bücher und Handschriften. Dazu kommen noch ungefähr 30 000 Brochüren, Flugblätter u. s. w., die dem 16. bis 18. Jahrhundert angehörig, einen ganz besonderen Werth haben. Nach der Verschmelzung der Universität Wittenberg mit der zu Halle ist die Bibliothek, welche 1813 vor der Belagerung Wittenbergs durch die Preußen nach Seußlitz bei Meißen gebracht worden war, und hierbei mancherlei Verluste erlitten hatte, nach Halle übergeführt, wo sie einen Annex der Universitätsbibliothek bildet und im Sinne ihres Stifters fortgeführt wird.

Vgl. Ed. Böhmer, Bericht über die von Ponickau’sche Bibliothek der Universität Halle-Wittenberg, Halle 1877, in 4° und die hier angezogenen Quellen.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 410. Z. 13 f. v. u.: Das hier gesagte ist dahin zu ergänzen, daß Ponickau in Leipzig studirte und von 1743–47 als Kammerjunker und Hofrath in Sachsen-Gothaischen Diensten stand. Es gibt eine Medaille und einen Kupferstich von C. G. Rasche von ihm. Vgl. Otto, Lexicon der Oberlausitzischen Schriftsteller II, 816. [Bd. 28, S. 808]