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Artikel „Philipp Magnus, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 764–765, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Philipp_Magnus&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 14:36 Uhr UTC)
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Philipp Magnus, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, wurde, wenn wir von dem früh gestorbenen ältesten Sohne Andreas absehen, als zweiter Sohn Herzog Heinrichs des Jüngern und dessen erster Gemahlin Marie, einer Tochter des Grafen Heinrich von Würtemberg, am 26. Juni 1527 geboren, † 1553. Trotzdem daß seine Jugend bei den zahlreichen Fehden des Vaters in eine stürmische, kampferfüllte Zeit fiel, erhielt er doch eine für die damaligen Verhältnisse auffallend tüchtige wissenschaftliche Bildung. Noch später erinnerte er sich mit innigem Danke als seines Jugendlehrers des Juristen Jacob Henning Camitianus. Als Herzog Heinrich vor dem Anrücken der Schmalkalden sein Land verlassen mußte, begleitete ihn P. M., während die Brüder desselben, Karl Victor und Julius, anfänglich in Gandersheim zurückblieben. Es ist bekannt, daß die Hoffnung Heinrichs, die katholische Partei für sich in Bewegung zu setzen, eine eitle war. P. M. verwandte daher die unfreiwillige Muße seiner Verbannung zu weiterer wissenschaftlicher Ausbildung. 1544 finden wir ihn zu dem Ende in Padua, voll guter Hoffnung, daß Gott der gerechten Sache seines Hauses den endlichen Sieg verleihen werde. Im folgenden Jahre gestaltete sich dieselbe jedoch noch ungünstiger. Als Heinrich sich mit Waffengewalt wieder in den Besitz seines Landes setzen wollte, wurde er bei Höckelheim nicht nur geschlagen, sondern mitsammt seinem ältesten Sohne Karl Victor gefangen genommen. P. M. richtete nun mit seinem Bruder Julius eine gemeinsame Bittschrift an den Kaiser, um diesen zu einem Einschreiten für ihren Vater zu vermögen; ja er reiste selbst nach Rom, um dort Hülfe für ihn zu erlangen. Beides ohne Erfolg. Erst als die Schmalkalden nach der Schlacht bei Mühlberg gänzlich zu Boden geschlagen waren, erhielt Heinrich seine Freiheit und seine Lande zurück. Von jetzt ab sehen wir P. M. in der Leitung der Regierung und der Führung der Truppen seinem Vater kräftig zur Seite stehen. Als Heinrich 1552 nach Metz zum Kaiser reiste, um von diesem Hülfe gegen die Angriffe Volrads von Mansfeld zu erbitten, ernannte er P. M. zu seinem Statthalter. Im folgenden Jahre leitete dieser im Verein mit Balthasar von Stechow den Streifzug gegen die Stifter Osnabrück, Münster und Minden, der mit dem Verzichte des Bischofs Franz auf Minden zu Gunsten von Herzog Heinrichs jüngstem Sohne Julius endigte. Als bald darauf ein großer Bund gegen den Markgrafen Albrecht von Brandenburg zu Stande kam, führte P. M. die Wolfenbüttler Truppen nach Franken, wo sich die sächsischen unter Hans [765] von Heideck mit ihnen vereinigten. Da Albrecht den Kriegsschauplatz nach Niedersachsen verlegte, so mußte auch P. M. nach Norden zurückkehren. Unweit Northeim stieß er mit dem Heere der Verbündeten zusammen. Am 9. Juli kam es dann zwischen diesen und Albrecht bei Sievershausen zu einer entscheidenden Schlacht, die zwar mit einer Niederlage des Letzteren endete, aber außer dem Kurfürsten Moritz von Sachsen den beiden ältesten Söhnen Herzog Heinrichs das Leben kostete. Sie fielen im Haupttreffen der Schlacht, als sich der Sieg schon auf die Seite Albrechts neigte, bis ihm der rechtzeitige Angriff des die Nachhut befehligenden Johann von Wulfen denselben wieder entriß. Als dem Vater dicht nach der Nachricht vom Hinscheiden seines jüngeren Sohnes auch der Tod seines ältesten gemeldet wurde, preßte ihm der Schmerz nur die Worte heraus: „es ist zu viel“. Sein Stolz und seine Freude war mit diesen beiden Söhnen, die in politischer wie religiöser Beziehung treue Gesinnungsgenossen des Vaters waren, vernichtet; sein jüngster Sohn Julius war der ihm verhaßten evangelischen Sache zugethan, welcher er (s. A. D. B. XIV, 667) bald darauf in seinem Lande zum Siege verhelfen sollte. Der bedeutendere der gefallnen Brüder und der Liebling des Vatets war jedenfalls P. M., auf welchen dieser seine ganze Hoffnung gesetzt hatte. Ihm suchte Heinrich daher auch, dem von ihm mit Mühe durchgesetzten Pactum Henrico-Wilhelminum entgegen, die Regierungsnachfolge zuzuwenden. Er trug sich eine Zeit lang mit der Absicht, seine Lande zu theilen, oder sie von seinen beiden ältesten Söhnen gemeinsam regieren zu lassen. Dann aber bestimmte er (1552) P. M. zu seinem alleinigen Nachfolger, zumal diesem für den Fall, daß er regierender Landesfürst würde, die Hand der Schwester des Pfalzgrafen Albrecht versprochen war; für die Brüder wurde eine entsprechende Entschädigung festgesetzt. P. M. wird in alten Berichten als „ein freudiger, ansehnlicher, verständiger Herr“ geschildert, der in ritterlichen Künsten seines Gleichen suchte. Dabei war er aber auch in den Wissenschaften für einen Fürstensohn der Zeit ungewöhnlich bewandert, wenn auch sein lateinischer Stil keineswegs fehlerfrei ist; sechs Sprachen soll er fertig haben reden können. Schriftstellerisch ist er mit einer Uebersetzung von de Avila’s Comentario de la guerra de Alemania hecha de Carlo V. en el anno 1546 et 47 hervorgetreten, welche er nach einer französischen Bearbeitung des spanischen Buches auf Wunsch seines Vaters verfertigte. Die Arbeit war am 13. Juni 1551, der Druck am 21. Juli 1552 in Wolfenbüttel vollendet.