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Artikel „Philibert, Markgraf von Baden-Baden“ von Albert Krieger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 739–741, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Philibert&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 19:11 Uhr UTC)
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Philibert, Markgraf von Baden-Baden, Sohn Markgraf Bernhards III. und der luxemburgischen Franziska, die sich nachmals in zweiter Ehe mit Graf Adolf von Nassau-Wiesbaden vermählte, war am 22. Januar 1536 geboren, 5 Monate vor dem Tode seines Vaters. Seine Vormünder wurden Pfalzgraf Johann II. von Simmern, Graf Wilhelm von Eberstein und an Stelle des von seiner Mutter vorgeschlagenen, von Markgraf Ernst von Baden-Durlach, der selbst die Vormundschaft über seinen Neffen beanspruchte, wegen seines lutherischen Bekenntnisses aber angefochtenen Pfalzgrafen Ruprecht von Veldenz, Herzog Wilhelm IV. von Baiern, der Gemahl seiner Base, der Markgräfin Jacoba von Baden. Die Jahre der Vormundschaft waren ausgefüllt durch Streitigkeiten mit dem genannten Markgrafen Ernst (s. A. D. B. VI, 243), die theilweise noch aus der Zeit herrührten, da derselbe mit Philibert’s Vater die Erbschaft eines dritten Bruders Markgraf Philipp’s I. getheilt hatte. Erst allmählich gelang es durch eine Reihe von Einzelverträgen das Verhältniß der beiden badischen Linien zu einander zu einem einigermaßen leidlichen zu gestalten. Der Herzog von Baiern benutzte seinen Einfluß als Vormund, um die lutherische Lehre, die unter Bernhard III. in der Markgrafschaft Eingang gefunden hatte, im Einverständniß mit der Markgräfin Wittwe allmählich wieder zu verdrängen. P. selbst ward im Katholicismus erzogen; durch Reisen, sowie einen längeren Aufenthalt in Dôle wurde für seine weitere Ausbildung gesorgt. 1556 legte Johann von Simmern die Vormundschaft nieder, im folgenden Jahre auch der Herzog von Baiern und der Graf von Eberstein; P. trat die selbständige Regierung an. Schon vorher war zwischen ihm und seinem jüngeren Bruder Christoph ein Uebereinkommen über die Theilung des väterlichen Erbes getroffen worden. P. erhielt die Markgrafschaft Baden-Baden im engeren Sinne und den badischen Antheil an der Grafschaft Sponheim, sein Bruder die luxemburgischen Lande, Rodemachern, Useldingen, Reichersberg, Herspringen u. s. w. Mit den letzteren Landen wurden die beiden Markgrafen gemeinsam 1562 von Spanien belehnt. Die Theilung [740] selbst wurde die Ursache jahrelanger unerquicklicher Zwistigkeiten der beiden jungen Fürsten, da M. Christoph sehr bald sich übervortheilt wähnte und fortgesetzt bei verschiedenen Gelegenheiten gegen jenen Vertrag von 1556 protestirte. 1557 lehnte P. die ihm von Ferdinand II. angebotene Stelle eines Kammerrichters ab, da eine längere Abwesenheit von seinem Lande für ihn, als einen Neuling in der Regierung, unthunlich sei. Im gleichen Jahre hatte er die Tochter Wilhelm’s IV. von Baiern als seine Gemahlin heimgeführt. P. begann bald, nachdem er die Regierung übernommen hatte, trotz seiner katholischen Erziehung die Einführung der Reformation in seinen Landen. Möglich, daß die Eindrücke, die er während seiner Anwesenheit auf dem Reichstag von 1555 empfangen hatte, ihn hierzu bewogen, möglich auch, daß der Einfluß des einen oder des andern seiner Räthe, unter denen Langenmantel, Varnbühler und sein ehemaliger Erzieher Dr. Vinther hervortreten, dabei mitwirkte. Die Reformirung der Markgrafschaft ging freilich nur sehr allmählich vor sich. Die Rücksicht auf den eng befreundeten bairischen Hof, auf Herzog Albrecht IV. vor allem, der nach Unterdrückung der reformatorischen Bewegungen im eigenen Lande schon damals als eine Hauptstütze der katholischen Partei im Reiche dastand, mußten P. von zu entschiedenen und schroffen Maßregeln abhalten. Noch 1568 war in Steinbach ein katholischer Geistlicher. Die Nonnen des nahe bei Baden gelegenen Klosters Lichtenthal blieben erhalten, auch nachdem die Markgräfin Mechtild, die bei ihnen ihre Andacht zu verrichten pflegte, gestorben war. Von hier ging nach Philibert’s frühem Tode die katholische Gegenreformation der baden-badischen Lande aus, die unter bairischem Schutz gar bald gründlich und für immer die von jenem in reformatorischem Sinne getroffenen Einrichtungen zerstörte. Zu den übrigen protestantischen Ständen war P. in kein näheres Verhältniß getreten; er besuchte nur äußerst selten ihre Tage, und auch auf den Reichstagen schloß er sich an sie nicht an. Es waren daran sicher in erster Reihe seine schlechten Beziehungen zu Herzog Christoph v. Würtemberg Schuld, mit dem er Jahre lang in heftiger Feindschaft lebte wegen Uebergriffe, die derselbe sich als Vogt der Klöster Herrenalb und Reichenbach gegen ihn hatte zu Schulden kommen lassen. Nach dem Tode seiner Gemahlin kämpfte P. zunächst 1566 in kaiserlichem Dienste in Ungarn gegen die Türken. Im folgenden Jahre schloß er sich dem Heere an, das Pfalzgraf Johann Casimir den Hugenotten zuführte. Die Abmahnungen Herzog Albrecht’s von Baiern und seiner Mutter Jacoba hatten aber zur Folge, daß er sich bald wieder von demselben trennte. Schon im nächsten Jahre ließ er sich, diesmal von Karl IX. von Frankreich selbst werben. Gegen ein Wartegeld versprach er, demselben auf seinen Wunsch mit einer Anzahl Reiter zuzuziehen und ihm gegen jedermann, ausgenommen gegen Kaiser und Reich und die Augsburgischen Religionsverwandten, beizustehen. Zu den Letzteren rechnete natürlich P. ebensowenig wie der französische König die calvinistischen Hugenotten. Dem Calvinismus stand er überhaupt feindselig gegenüber, wie das vor allem aus seinen Briefen hervorgeht, in denen er mit der höchsten Erbitterung von der Einführung des reformirten Bekenntnisses durch Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz in der ihm mit diesem gemeinsamen Grafschaft Sponheim spricht. 1569 zog P., dem Rufe Karl’s IX folgend, nach Frankreich, nachdem er schon vorher seine unmündigen Kinder dem Schutze ihrer Großmutter Jacoba von Baiern empfohlen hatte. Er kehrte nicht mehr zurück. In der Schlacht von Montcontour ist er am 3. October 1569 gefallen. Sein Leichnam wurde auf dem Schlachtfelde nicht gefunden, sein Tod aber durch die Aussagen von Augenzeugen außer Zweifel gestellt. Sein Grabmal in der Stiftskirche in Baden von Wilhelm v. Trarbach ist ein Cenotaph. In der Regierung folgte ihm sein Sohn Philipp, zunächst unter bairischer Vormundschaft.

[741] Archivalisches Material im Generallandesarchiv in Karlsruhe und im bairischen Reichsarchiv in München, Abtheilung Baden A.