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Artikel „Petřina, Franz Adam“ von Gustav Karsten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 528–529, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Petrina,_Franz_Adam&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 06:15 Uhr UTC)
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Petřina: Franz Adam P. (spr. Petschrina), geboren am 24. December 1799 in Semil an der Iser in Böhmen, † am 27. Juni (nicht Juli) 1855 in Prag. Petřina’s Lebenslauf ist von W. R. Weitenweber in einer vor der Böhm. Ges. der Wissenschaften gehaltenen Denkrede geschildert. Demnach hat sich P. aus den dürftigsten Verhältnissen herausarbeiten müssen. Sein Vater, ein armer Weber, konnte den sehnlichen Wunsch seines Sohnes, studiren zu dürfen, nicht befriedigen und P. mußte daher das Geschäft seines Vaters erlernen. Erst nachdem er in seinem 17. Lebensjahre Webergesell geworden war, fand er [529] die Unterstützung junger Freunde, mit deren Hülfe es ihm, wenn auch unter harten Entbehrungen, gelang, sich zunächst eine gute Schulbildung zu erwerben und dann die Universität Prag besuchen zu können. 1832 wurde er als Adjunct bei der Professur für Mathematik und Physik angestellt; 1836 promovirte er. Bald darauf, 1837, wurde er als Professor der Physik und angewandten Mathematik am Lyceum in Linz angestellt, in welcher Stellung er bis zum August 1844 verblieb, um dann die Professur der Physik an der Universität Prag zu bekleiden. Er war seit 1848 correspondirendes Mitglied der Wiener Akademie und ordentliches Mitglied der Böhmischen Ges. d. Wissenschaften. P. hat sich durch Experimentaluntersuchungen, welche fast ausschließlich dem Gebiete der Elektricität angehören, vortheilhaft bekannt gemacht. Wiederholt beschäftigte er sich mit der elektromagnetischen Maschine, an der er verschiedene Verbesserungen anbrachte. In einer seiner ersten Arbeiten, über eine neue Theorie des Elektrophors und ein neues Harzkuchen-Elektroscop, ist der theoretische Theil nicht glücklich, wogegen das vorgeschlagene Elektroscop noch jetzt Beachtung verdient. Von praktischer Bedeutung wurden seine Untersuchungen über die Benutzung von Zweigströmen in der Telegraphie und über die Möglichkeit durch eine einzige Leitung gleichzeitig hin und her zu telegraphiren. Ein Instrument, durch welches P. sich als Erfinder der musikalischen Telephonie eingeführt hätte, ist so mangelhaft bekannt geworden, daß sich nicht angeben läßt, bis wie weit die Ansprüche Petřina’s in der Geschichte der Telephonie genannt zu werden, reichen. Dies Instrument soll eine Art Physharmonika sein, welche durch Elektromagnetismus in Function gesetzt wird. In einer Sitzung der Böhm. Ges. vom 26. Juli 1852 soll es vorgezeigt sein, wobei erwähnt wird, daß die Töne rein und hinreichend stark seien, ferner, daß diese Töne auf ein gleiches mit Drahtleitungen verbundenes Instrument übertragbar sein sollten. Eine besondere Monographie des Instrumentes sollte von dem Adjuncten Petřina’s, einem Herrn Nowák herausgegeben werden, doch ist dies nicht geschehen und es scheint zweifelhaft, ob das von einem Mechaniker Spitra in Prag verfertigte Instrument noch vorhanden ist.

W. R. Weitenweber, Denkrede auf Prof. Fr. Ad. Petřina, gehalten am 10. December 1855. – Abh. der kön. böhm. Ges. der Wissenschaften; fünfte Folge Bd. IX. – Dr. F. J. Studnička, Bericht über die mathemathischen und naturwissenschaftlichen Publicationen der kön. böhm. Ges. der Wissenschaften, Prag 1855. § 40. – Dr. Fr. Ad. Petřina S. 290–299; Poggendorff, biogr.-litter. Handw.-Buch II, 416.