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Artikel „Peter, Joanes Wenceslaus“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 479–480, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Peter,_Johannes_Wenzel&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 01:27 Uhr UTC)
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Peter: Joanes Wenceslaus P., Maler, geb. zu Karlsbad (Böhmen) (laut Taufbuch) am 9. September 1745, † zu Rom am 28. December 1829, war der legitime Sohn des Karlsbader Bürgers und Büchsenmachers Joh. Georg P. Vorgebildet im väterlichen Hause, dann zu einem tüchtigen Graveur in die Lehre gegeben, wurde P. hierauf Gehilfe eines Waffenerzeugers, bei dem er sich durch sorgfältig ausgeführte Ciselirungen hervorthat, und in Folge davon das besondere Interesse des in der Curstadt weilenden Grafen Joseph v. Kaunitz, damaligen kaiserlichen österreichischen Botschafters am päpstlichen Hofe, auf sich zog. Derselbe hielt ihn nämlich für die Bildhauerei berufen und bewirkte daraufhin unter wohlwollendstem Beithun seine Versetzung nach Rom. Dort ganz besonders interessirt für die Werke der Plastik aus classischer Vorzeit, durch sie auch befangen für die Bildhauerei, war eben in Folge davon – wie sein Nekrologist hervorhebt – Peters erstes Werk in dieser Kunst ein Basrelief von zwanzig Figuren aus gebrannter Erde, welches von Lord Bristol gekauft wurde und sich gegenwärtig in England befindet. Indeß vom Erfolge auf diesem Gebiete nicht befriedigt, mehr und mehr hingezogen auf das der Malerei, unterzog er sich dieser Richtung nach eingehenden Studien an der Akademie, suchte namentlich Vervollkommnung im Ausführen des Nackten zu erlangen, die ihn aber merkwürdigerweise auf die Thiermalerei lenkte – die er fortan mit ebenso vieler Vorliebe als fachlicher Begabung übte. Das zeitgenössische Urtheil hierüber lautet: „Durch unermüdliches Studium war es ihm gelungen, nicht nur die Färbung, das Fell, die Muskel, die einem jeden Thiere eigen sind, auf der Leinwand wiederzugeben; sondern er stellte auch deutlich wahrnehmbar den Luchs unruhig, den Tiger grimmig, den Löwen großmüthig dar; kurz er wußte seinen Gemälden ein solches Leben mitzutheilen, daß man nicht allein die Formen, sondern auch das eigenthümliche der dargestellten Geschöpfe in Stellung, Bewegung und Rasse genau erkannte.“ Während dieser Umwandlung, die vollen künstlerischen Erfolg nach sich zog, gewann P. zugleich einen neuen, einflußreichen Protector im Fürsten Marc-Antonio Borghese. Eingeführt durch ihn und empfohlen im weiten Kreise der römischen Kunstfreunde, gab es in der damals noch weltbeherrschenden Tiberstadt bald keinen gesuchteren und beschäftigteren Maler wie den schlichten „Peter von Karlsbad“. – Fortgesetzt bestellte Bilder nahmen ihren Weg in die Sammlungen des Quirinal, des Palazzo Torloni, nach Neapel, Florenz, Mailand, nach Frankreich, Spanien, Deutschland und Böhmen, Rußland, Amerika, vor allem nach England, wohin er besonders viele Schilderungen vom Leben und Treiben Isegrims zu malen hatte. [480] – In einem Hauptbilde großen Umfanges, das irdische Paradies darstellend, vereinigte P. endlich alle seine Lieblinge aus dem Bereiche der Vierfüßler, Reptilien und Vögel in einem reizenden Garten als friedliche Gesellschaft des ersten Menschenpaares. Die Vollendung desselben verzögerte sich aber bis nahe an sein Lebensende, und gelangte dann in den Besitz der Lucas-Akademie, an welcher P. auch lange Zeit als Professor wirkte. – Ein mir bekannt gewordenes Werk von P. (der Prophet Daniel in der Löwenhöhle – 3 Schuh hoch, 4 Schuh 2 Zoll breit) befand sich vormals in der Gemäldegalerie patriotischer Kunstfreunde zu Prag. Als jugendlich schöne Gestalt mit erhobenen Armen und nach Oben gerichtetem Blicke, im Kreise von fünf stattlichen Löwen dargestellt, ließ sich der von der Legende geschilderte Vorgang leicht errathen. Bezeichnet mit der Jahreszahl 1798, war der klar angeordneten, auf gute Studien basirten, farbenkräftigen Ausführung wol anzusehen, daß das Bild der Blüthezeit seines Schaffens angehöre. Zwei andere, in Rom hochgehaltene Gemälde, in welchen P. Menschen- und Thiergestaltungen glücklich zu vereinigen wußte, waren Herkules und Diana. – Von nicht geringer Bedeutung ist, daß auch Goethe in seinem Entwurf einer Geschichte der Kunst des 18. Jahrhunderts Peters mit den Worten gedenkt: „Dieser treffliche Thiermaler vereint in seinen Darstellungen mit Natursinn noch die lockenden Eigenschaften einer schönen markigen Behandlung und glänzenden Farbe. Wiewohl die Thiere als das Hauptfach unseres Künstlers zu betrachten sind, so hat er doch nebenher auch nicht ohne Lob historische Darstellungen und Bildnisse verfertigt.“ – Erwähnenswerth ist noch, daß in Karlsbad dem Künstler zu Ehren ein Stadttheil „Petersberg“ benannt wurde.

Jahrbücher d. böhm. Museums. 1. B. 1830. – Stuttgarter Kunstbl. Nr. 48. 1830. – Verzeichn. d. Gemälde-Galerie patriot. Kunstfreunde. Prag 1835. – Meusel, Künstl. Lex. B. 11. – Nagler, neues allg. Künstl. Lex. – Müller-Klunzinger, Künstler aller Zeiten und Völker. – Eigene Forschungen.