ADB:Penterriedter, Christoph Freiherr von

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Artikel „Penterriedter, Christoph Freiherr von“ von Hanns Schlitter in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 361–362, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Penterriedter,_Christoph_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 05:29 Uhr UTC)
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Penterriedter: Christoph Freiherr v. P., Reichshofrath, niederländischer Rath, wirklich geheimer Rath, Gesandter Karls VI. in Paris. P. entstammte einer Familie, welche erst mit seinem Vater Johann Christoph am 25. Februar 1662 geadelt worden war. Dank seiner rastlosen Thätigkeit und seines mit unbegrenztem Ehrgeize gepaarten staatsmännischen Wissens gelang es ihm, eine Höhe zu erklimmen, welche damals für Solche, die sich keiner langen und glänzenden Ahnenreihe rühmen konnten, fast unerreichbar war. Glückliche Zufälligkeiten halfen jedoch auch mit, seine Laufbahn eben zu gestalten. So war ihm Prinz Eugen von Savoyen besonders gewogen, was nicht wenig dazu beitrug, ihn schneller vorwärts zu bringen. Sein Name wurde erst zur Zeit des spanischen Erbfolgekrieges so recht eigentlich bekannt. Er nahm an den Friedensverhandlungen zu Utrecht als kaiserlicher Gesandtschaftssecretär und Regierungsrath theil und gewann von dem Gange des Friedensgeschäftes genaueste Kenntniß. Deshalb erbat sich Prinz Eugen ausdrücklich, daß ihm bei seiner am 26. November 1713 stattfindenden Zusammenkunft mit dem französischen Marschall Villars zu Rastatt P. als Secretär beigesellt werde. Am 7. März 1714 erfolgte der Abschluß des Friedens von Rastatt, und am 7. September desselben Jahres wurde zu Baden in der Schweiz der Reichsfrieden geschlossen, an dessen Verhandlungen P. ebenfalls theilgenommen hatte. Nach dem Tode Ludwigs XIV. wurde P. ohne besonderen Charakter nach Paris geschickt, woselbst er am 8. December 1715 eintraf, um bis zur Rückkehr des Botschafters, Grafen Koenigsegg, welcher zur Zeit in den Niederlanden weilte, die österreichische Regierung zu vertreten. Laut kaiserlicher Instruction vom 23. October 1715 wurde P. „aus besonderem Vertrauen zu seiner Treue, Capacität und in publicis erworbenen Erfahrenheit“ für diesen wichtigen Posten auserlesen. Zugleich erhielt er den Auftrag, auf die Ausführung einiger Bestimmungen zu dringen, welche aus dem Rastatt-badischen, westfälisch-nimwegischen und ryswickischen Frieden noch ausständig war. Nach geschlossenem Barrierentractat mit den Holländern, welcher im Anschluß an den Utrecht-Rastatter Frieden steht, wurde Graf Koenigsegg, bisher bevollmächtigter Minister in den Niederlanden, von da abberufen, um sich als Botschafter auf seinen neuen Posten nach Paris zu begeben. Die Abberufung Penterriedter’s erfolgte am 12. August 1716. Am 14. September reiste P. von Paris ab, traf am 19. in Brüssel ein, wo er dem Grafen Koenigsegg die nöthigen Nachrichten mittheilte und sich sodann zum Kaiser begab. Graf Koenigsegg selbst langte am 20. März 1717 in Paris an. Als gegen Ende des Jahres 1716 die Verhandlungen über die Quadrupelallianz Oesterreichs und der drei Westmächte ihren Anfang nahmen, wurde P. zu öfteren Malen mit wichtigen Instructionen nach Hannover und London geschickt, und er entledigte sich [362] stets seiner Aufträge zur vollsten Zufriedenheit seines kaiserlichen Herrn. Nach abermaliger Abberufung Koenigseggs erfolgte am 23. September 1719 die zweite Sendung Penterriedters nach Paris; zuvor wurde ihm jedoch „aus besonderen Bewegursachen“ der Freiherrnstand verliehen. Das Diplom selbst trägt das Datum vom 25. September. Am 8. November 1719 kam P. nach Paris, woselbst er bis zum 7. Februar des Jahres 1722 verblieb; denn in der Zwischenzeit – am 30. December 1721 war er als Gesandter zum Friedenscongresse zu Cambray ernannt worden, auf welchem wegen der Ansprüche Spaniens auf italienische Gebietstheile unterhandelt werden sollte. Marcus Freiherr v. Fonseca wurde während der Anwesenheit Penterriedter’s in Cambray mit der Leitung der Geschäfte beauftragt. Am 28. October 1723 erhielt P. jedoch die Weisung, wann immer er es für nothwendig erachte und ohne vorerst anzufragen, sich nach Paris zu begeben, da es der allerhöchste Dienst erfordere, „einen mehrers authorisirten Minister, als der Baron de Fonseca ist, zu ein oder anderer Zeit am französischen Hofe zu haben.“ Das Wiener Cabinet erblickte in P., welchen man auch in Cambray „nicht so leichtlich“ entbehren konnte, Denjenigen, welcher im Falle des Todes des Herzogs von Orleans und darnach folgender Veränderung im Ministerium in verläßlichster Weise über den Gang der französischen Politik berichten konnte. Nach dem Scheitern der unfruchtbaren Verhandlungen des Congresses zu Cambray wurden u. z. am 30. April 1725 die Gesandten von dort abberufen. Im Juli 1726 wurde Graf Stephan Kinsky an Stelle des Grafen Koenigsegg zum Botschafter in Paris ernannt, inzwischen schon jedoch P. dahin beordert. Seine Anwesenheit in Paris war um so wichtiger, als der Tod Georgs I. von England und die fortgesetzte Belagerung Gibraltars von Seite der Spanier dem Zusammentritte des neuen Congresses zu Soissons langen Aufschub bereiteten. Ende des Jahres 1727 erhielt P. den besonderen Auftrag, beim französischen Hofe auf die Eröffnung des Congresses zu dringen, zu dem er laut Instruction vom 27. Dec. neben dem Hofkanzler und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Grafen Sinzendorff und Grafen Kinsky als dritter Bevollmächtigter geschickt wurde. Inzwischen hatte P. noch die Würde eines geheimen Rathes erhalten. Während des Congresses starb P. zu Soissons, am 20. Juli 1728. Wie schmerzlich sein plötzliches Hinscheiden den Kaiser traf, beweisen folgende Zeilen, welche dieser am 5. August desselben Jahres an Sinzendorff schrieb. „Der Verlust eines so getreuen, rührigen und guten Dieners wäre mir jederzeit nicht wenig empfindlich gewesen, ist es aber dermalen um so mehr, als derselbe zu gar unbequemer Zeit sich zugetragen hat.“ Die kurze Krankheit, welche P. befallen, war wol auch durch den Schmerz noch gefährlicher geworden, den P. darüber empfand, daß Sinzendorff ohne ihn zu öfteren Malen mit dem Cardinal Fleury geheime Berathungen pflog.