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Artikel „Pape, Ludwig“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 139–140, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pape,_Ludwig&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 03:01 Uhr UTC)
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Pape: Ludwig P., Componist und Violinist der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er war am 14. Mai 1809 zu Lübeck geboren, studirte unter dem dortigen Organisten M. A. Bauck, trat dann als Violoncellist in die Theatercapelle des Königstädtischen Theaters zu Berlin, bildete sich später mehr als Violinist aus und erhielt in Hannover eine Anstellung, darauf in Frankfurt a. M. Auch als Solist auf der Geige scheint er mehrfach aufgetreten zu sein, denn sein Violinspiel wird als äußerst fertig und geschmackvoll geschildert. Im J. 1833 ging er sogar auf Kunstreisen, ließ sich aber bereits in Lübeck fesseln, indem er die Stellung eines ersten Violinisten annahm. 1845 wurde er in Oldenburg zum Hofcomponisten ernannt und einige Jahre später siedelte er nach Bremen über, wo er am 9. Januar 1855 starb. P. entwickelte als junger Mann ein reges Compositionstalent und erregte allgemeines Aufsehen. Sein ernstes Streben den Classikern nachzueifern, verbunden mit gründlichen Studien, erweckte Interesse und ließ eine schöne Zukunft erblicken. Bereits 1835 erschienen als opus 6 ein Quartett und Quintett für Streichinstrumente und die Allgemeine musikalische Zeitung in Leipzig ist voller Lobes: „Klare Ideen, leicht fließender Zusammenhang und geschickte Fortspinnung derselben durch sichere Festhaltung und gediegene Einheit, aus der sich ungesucht und ungetrübt das anziehend Mannigfache wie von selbst entwickelt“, so schreibt sie Bd. 37, Sp. 340 in ihrer schwülstigen, damals als gelehrt geltenden Weise. Eine im J. 1840 in Bremen aufgeführte Militär-Sinfonie wird in gleicher Weise gelobt und besonders erwähnt, daß das Publikum mehrere Sätze da Capo verlangte und der Componist selbst, als er sich zeigte, mit Orchestertusch und jubelnden Zurufen [140] begrüßt wurde. „Die Sinfonie ist so frisch, so wohldurchdacht und glücklich erfunden, daß eine weitere Verbreitung derselben im Interesse der Kunst höchst wünschenswerth ist. Das Ganze ist herrlich gehalten, namentlich weht besonders in den beiden ersten Sätzen eine Beethoven’sche Luft, ja ein Beethoven’scher Geist“, sagt sie am Ende ihrer Besprechung. Diese Bewunderung hält noch bis zum Jahre 1847 vor, bis der revolutionäre Geist die Menschen aus dem Halbschlafe rüttelt und auch die Kunst mit anderen Augen ansehen läßt. Eine neue, im Gewandhause in Leipzig 1847 aufgeführte Sinfonie, erfährt ein geradezu umgekehrtes Urtheil. Die Themata erscheinen dem Recensenten schwach und unbedeutend, die Reminiscenzen an Mozart und Beethoven sind bedenklich, Licht und Schatten fehlen, sowie „überraschende und sich steigernde Veränderungen“. Um den Umschlag in der Gesinnung einigermaßen zu verdecken, giebt er dem Componisten am Schlusse noch die Versicherung, daß er ihn für ein bedeutendes Talent hält, was leider mehr ironisch als besänftigend wirkt. Ebenso abweisend wird (1848) ein Lied beurtheilt. Die neue Zeit scheint ihn ganz fallen gelassen zu haben, denn sein Name verschwindet von da ab aus den Zeitschriften. Interessant ist die Beobachtung, wie sich die gleiche Erscheinung bei allen Componisten dieser Zeit wiederholt. Wie durch Mendelssohn’s und Weber’s Auftreten, vereint mit den Bestrebungen die Classiker allgemein bekannt zu machen, alle anderen Componisten, die bis dahin verehrt und beliebt waren, in den Hintergrund gedrängt, sie anfänglich bekrittelt und dann völlig vernachlässigt werden. Die einst so Gepriesenen sinken wie mit einem Zauberschlage in völlige Vergessenheit hinab.