ADB:Ossenfelder, Heinrich August

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Artikel „Ossenfelder, Heinrich August“ von Erich Schmidt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 498–499, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ossenfelder,_Heinrich_August&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 18:26 Uhr UTC)
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Ossenfelder: Heinrich August O., Schriftsteller, Jugendfreund Lessing’s, wurde geboren zu Dresden am 28. August 1725, besuchte gleichzeitig mit Lessing die Meißener Fürstenschule (1741–1746), studirte dann in Leipzig, lieferte zahlreiche feuilletonistische Beiträge in Prosa und Versen für Christlob Mylius’ „physikalische Wochenschrift“ „Der Naturforscher“ (1747 f.) und die demselben Kreis angehörigen „Ermunterungen zum Vergnügen des Gemüths“ (1747), ohne jede Originalität. Er war ein flotter Cumpan; in dem Gedicht „An Herrn L. und Herrn O.“ (Ermunterungen S. 632 f.) ruft Mylius: „meinem O**** gleich bin ich ein Held in Venus Reich.“ Sehr anstößig ist von ihm „Der Vampir“. Mit Lessing verband ihn die Liebe zur Neuber’schen Truppe; vgl. sein auch theatergeschichtlich bedeutsames Gedicht „An Herr Lessingen in Camenz“ (Ermunterungen S. 616 ff., wieder abgedruckt und erläutert durch H. Uhde; „Dramaturgische Blätter“, 1877, S. 279 ff. und S. 324 ff., auch in der Hempel’schen Lessingausgabe 20¹, 3 ff.), das uns einen kundigen Stammgast der Bühne, einen gewandten Versifex, einen munteren Kopf vor Augen stellt. Ich möchte ihm u. a. den Theaterbrief im 22. Stück des „Naturforschers“ S. 172 f. zuschreiben. Seine flüchtige Lyrik, der anakreontischen Mode der „bei Wein und Liebe großen Geister“ folgend, wurde 1753 in vier Abtheilungen als „Oden und Lieder von Heinrich August Ossenfelder der deutschen Gesellschaft in Jena Mitglied (Anakreontische Vignette) Dresden und Leipzig bey Joh. Wilh. Harpetern“ (152 S., Vorrede und Register) zusammengefaßt, nachdem eine kleine Ausgabe von Hochzeitsgedichten Beifall gefunden. Er singt Prinzen und Gönner in hochtrabenden Versen an, übersetzt aus Horaz und französischer petite poésie, tändelt mit Phyllis, Fritzchen etc., liefert in „Die Küsse“ ein Seitenstück zu Lessing’s bekannter Kleinigkeit und erweckt durch saftige Schmaus- und Tanzlieder, aber auch durch einige Kindheitsbildchen mehr als durch schäferliche Zuthaten den Glauben an Wirklichkeit. Auch Satirisches wie „Die Frau Magisterin“ gelingt nicht übel. Die gern dialogisch und mit Refrains spielende Form ist leicht. Vier Nrn. erschienen 1756 componirt in F. W. Marpurg’s „Neuen Liedern zum Singen beym Clavier“. Uz, der dem „fließenden Reimer“ auch die mir unzugänglichen „Kurzen und langen Lieder, jedes in seiner eigenen Manier“ (Dresden 1754) zuweisen möchte, fällt über unsere Sammlung ein sehr verächtliches Urtheil: „Lauter Wasser!“ (Briefe von J. P. Uz an einen Freund … Leipzig 1866 S. 28, vgl. S. 29), und verwünscht die irreführende Reklame eines Zeitungsschreibers. Lessing lobte den Band, Vossische Zeitung vom 22. December 1753, [499] verschmähte aber in seinen Epigrammen gegen den „stumpfen Stiel“ des rasch abgethanen Freundes den wohlfeilen Wortwitz „Knochenacker“ für „Ossenfelder“ nicht. Von Lustspielen Ossenfelder’s ist mir nichts bekannt. Sollten ihm „Die einigen Zänker“, eine kleine flotte Komödie, gehören (Ermunterungen St. 8)? O. ist früh aus dem Litteratenorden ausgeschieden und verschollen. Wir wissen nur, daß er Hof- und Justizkanzleisecretär in seiner Vaterstadt wurde, später nach Frankfurt a. M. übersiedelte und dort am 6. Mai 1801 starb. 1771 hat er die „Gedichte eines ehemals in Leipzig studirenden Bauers-Sohnes“ (Gottlieb Fuchs) mit einer Vorrede herausgegeben.