ADB:Oltard, Andreas
Trausch: Chronicon Fuchsio-Lupino-Oltardinum, Kronstadt 1847; s. A. D. B. XIX, 647: Lupinus; XX, 564: Massa; K. Schuller: Handschriftliche Vormerkungen aus Kalendern des 16. und 17. Jahrh. im Archiv des Ver. f. sieb. Landesk. III, 348, Kronst. 1848; Trauschenfels: Neue Fundgruben zur Gesch. Siebenbürgens, Kronst. 1860, S. 1–49). O. ist am 13. Dec. 1611 geboren als Sohn des damaligen Heltauer Pfarrers, Johann O., der später (1617–30) Stadtpfarrer von Hermannstadt war. Auf dem Gymnasium hier für die Universitätsstudien vorbereitet, bezog er, „weil Deutschland damals“, wie er in seinen Aufzeichnungen schreibt, „des Mars und der Bellona Werkstätte war und Alles dort durch den Krieg zwischen dem Kaiser und den Schweden zerrüttet und zu Grunde gerichtet darniederlag“, die Königsberger Hochschule; am 17. Nov. 1632 aufgebrochen war er am 3. Dec. in Krakau, am 9. Jan. 1633 in Danzig, woher er am 21. Januar den fernen Ort seiner Bestimmung erreichte. Aber eben diese Entfernung erschwerte die Unterstützung des nicht reichen Studenten aus der entlegenen Heimath; schon 1634 ging er nach Danzig als Lehrer in das Woltringische Haus (in aedes Woltringianas), wo er in den freien Stunden seinen Studien lebte. Am 20. Mai 1636 trat er von hier die Heimreise an; nach fast zwei Monaten, am 14. Juli begrüßte er Hermannstadt wieder. Ein halbes Jahr später, (am 14. Jan. 1637), beriefen ihn Rath und Stadtpfarrer in das Rectorat des Gymnasiums, von hier, schon im Juli 1638 wegen seiner hervorragenden Rednergabe in das Predigeramt (Diaconat) an der Pfarrkirche, wo sie über gar zu nüchterne Predigten klagten. Aus der Pfarre von Großau, die er im März 1641 erhalten, wählte ihn Hermannstadt im November 1648 zum Stadtpfarrer; vom Ernst, mit dem der jüngere Mann an das schwere Amt herantrat, das durch die Schuld seines Vorgängers und die dadurch mit hervorgerufenen innern Wirren der Stadt arg gelitten, zeugen die Bedingungen, die er der Gemeinde für seine Amtsführung stellte und die sehr bezeichnendes Licht auf die Zustände jener Zeit werfen. Eine weit über sein Pfarramt hinausgehende Bedeutung hat O. dadurch gewonnen, daß wir ihm die erste gedruckte Geschichte der Anfänge der Reformation im Siebenbürger Sachsenlande verdanken. Als der im Januar 1647 gewählte Bischof der evangelischen Landeskirche Christian Barth anläßlich seiner Bestätigung am Hof des Fürsten Georg Rakoczy I. weilte, hatte dieser „ängstlich und sehr besorgt“ nach dem „Ursprung und Fortgang der Lutherischen Religion“ im Lande gefragt. Der Bischof setzte das Hermannstädter Capitel hievon in Kenntniß und forderte es zu Forschungen auf diesem Gebiete und zur Mittheilung ihrer Ergebnisse an ihn auf, damit man so aus gemeinsamer Kenntniß den Fürsten „informiren“ könne. Das Capitel stellte in der That im März 1647 einige diesbezügliche Daten zusammen. Wie nun Barth 1650 eine „Generalvisitation“ seiner Kirche vornahm, trug er O. auf, bei der Visitation von Hermannstadt eine „feierliche Predigt über die erste Reformation unserer Kirchen“ zu halten, was denn der Stadtpfarrer „mit möglichem [344] Fleiß und dem Vermögen, das ihm der Herr verliehen, gerne und williglich ins Werk setzte“. So entstand die „feierliche und außerordentliche Predigt, umfassend die Anfänge und den Fortschritt der ersten Reformation der sächsischen Kirchen im Hermannstädter Stuhl in Siebenbürgen“, die am Sonntag Jubilate, 8. Mai 1650 gehalten, noch in demselben Jahr auf „unterschiedlicher Oerter und viel hohes und niedriges Standes Personen Begehren“ mit einem urkundlichen Anhang vermehrt unter dem lateinischen Titel: „Concio solennis et extraordinaria“ u. s. w. in Hermannstadt (VIII Blätter und 64 S. Klein Quart) im Druck erschien. Die Arbeit ist nach der Natur der Sache nicht frei von Irrthümern, und fehlt namentlich darin, daß sie die Durchführung der Reformation in Hermannstadt schon ins Jahr 1529 setzt; aber sie besitzt den großen Werth, daß in ihr zuerst archivalische, urkundliche und zwar wichtigste Quellen – darunter einzelnes jetzt nicht mehr Vorhandenes – herangezogen werden, wie denn in der That die spätere Forschung auf dem Feld der siebenbürgisch-sächsischen Reformationsgeschichte wesentlich mit an O. anknüpft. O. starb mit zwei Söhnen an der Pest (6. Oct. 1660), welche die Stadt während und nach der Belagerung durch Rakoczy (vom Anfang Januar bis Mitte Mai 1660) entsetzlich verheerte. Seine Büchersammlung hinterließ er der Bibliothek des Gymnasiums.
Oltard: Andreas O., wiederholt Dechant des Hermannstädter Kapitels, † als Stadtpfarrer von Hermannstadt am 6. October 1660, entstammt einer siebenbürgisch-sächsischen Familie, aus der mehrere Glieder sich durch chronikalische Aufzeichnungen verdient gemacht haben (vgl.- J. Seiverts Nachrichten von Siebenbürgischen Gelehrten, Preßburg 1785. – Jos. Trausch. Schriftstellerlexikon der Siebenb. Deutschen, Bd. 3., Kronstadt 1871. – Hermannstädter Capitularprotokoll, Bd. IV, 1636–1654.