Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Oettl, Georg von“ von Anton Weis in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 569–570, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Oettl,_Georg_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 13:23 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Oettinger, Ludwig
Band 24 (1887), S. 569–570 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Georg von Oettl in der Wikipedia
Georg von Oettl in Wikidata
GND-Nummer 100315399
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|24|569|570|Oettl, Georg von|Anton Weis|ADB:Oettl, Georg von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100315399}}    

Oettl: Georg v. Oe., Bischof von Eichstätt. Comthur des königlich baierischen Verdienstordens vom hl. Michael, Ritter des Civilverdienstordens der baierischen Krone, Großkreuz des königl. sicil. Constantinordens und des königl. griechischen Erlöserordens, Ritter des Ordens vom hl. Grabe etc., geb. am 26. Januar 1794 zu Gängham, in der damals salzburgischen, nun oberbairischen Pfarre Palling, † zu Eichstätt am 6. Febr. 1866. Ob seiner hervorragenden Talente wurde er, der Sohn einfacher und wohlhabender Landleute, zum Studiren bestimmt, machte mit ausgezeichnetem Erfolge die Gymnasial- und philosophischen Studien zu Salzburg, die theologischen zu Landshut, empfing am 15. Septbr. 1817 die priesterliche Weihe und wirkte zunächst als Coadjutor im Markte Schwaben und vom 10. Januar 1820 als Cooperator in Zolling bei Freising mit glühendem Eifer und Begeisterung in der Seelsorge; doch im nämlichen Jahre noch wurde er diesem Berufe entzogen, indem er auf Empfehlung seines ehemaligen Professors Sailer, der ihn in Landshut überaus liebgewonnen, am 20. December als Religionslehrer der Prinzen und Prinzessinnen des Kronprinzen und nachherigen Königs von Baiern Ludwig I. erkiest wurde. In dieser Vertrauensstellung blieb er bis zum Jahre 1829, in welchem er durch Verleihung des königl. Civilverdienstordens zum Canonicus und bald darauf (2. Decbr. 1832) zum Dechanten des Metropolitancapitels von München-Freising ernannt wurde. Durch volle 18 Jahre wirkte Oe. segensreich an diesem Platze, geleitet von echt kirchlichen Grundsätzen und getragen vom Vertrauen seines Königs. Die Stiftung Metten’s ist neben Sailer hauptsächlich auf ihn zurückzuführen; die Wiederaufrichtung von Frauen-Chiemsee, die Gründung Altomünsters, die Einführung der Frauen vom guten Hirten, die Berufung der Schul- und barmherzigen Schwestern ist zumeist ihm zu verdanken; im Streit über die gemischten Ehen ist hauptsächlich seiner Intervention das versöhnliche, Kirche und Staat befriedigende Gesetz zuzuschreiben; um anderes zu übergehen, sei nur noch erwähnt, daß er von jeher ein Freund wissenschaftlicher Bestrebungen auch mit den Koryphäen derselben in näheren Contact trat und allwöchentlich eine Anzahl derselben, wie Görres, Schelling, Ringseis, Baader, Fuchs, Kerz, Lasaulx, Möhler u. a. zu neuer geistiger Anregung und freundschaftlichem Ideenaustausch um sich zu versammeln pflegte. Er war auch Vorstand des katholischen Büchervereins. Allgemein geachtet und geehrt wurde er am 3. Octbr. 1846 auf den Bischofstuhl von Eichstätt, der durch die Berufung des Grafen Karl August v. Reisach auf das Erzbisthum München-Freising erledigt war, erhoben und nach erfolgter Präconisation in Rom am 21. Decbr. und seiner Consecration in München am 7. Febr. 1847, feierlich am 18. Febr. desselben Jahres in seine neue Kathedrale eingeführt. Was er nun als Bischof im treuen Anschlusse an Rom für Clerus und Volk gethan und gewirkt, ist in Aller dankbarem Andenken. Die Ausgestaltung und Dotirung des Seminarium Willibaldianum ist ihm nach vielen Mühen, Sorgen und Kämpfen gelungen; die Gründung des Vincentius- und Walburgisvereines zum Troste und Hülfe der Armen ist sein Werk; die einheitliche Regelung der Seelsorge durch Einführung der Instructio pastoralis, die Abhaltung jährlicher Capitelcongresse zur Berathung schwebender kirchlicher Fragen von Wichtigkeit, die Pastoralconferenzen, die Begründung eines eigenen Pastoralblattes für die Diöcese, die regelmäßigen [570] Priesterexercitien, alles das u. a. knüpft sich an Oettl’s Namen; in Wohlthun und Frömmigkeit, in Geduld und Arbeitseifer war er Allen ein leuchtendes Vorbild. „Doch auch alles, was überhaupt menschlich groß, edel und schön, was geeignet ist, die Errungenschaften des menschlichen Geistes auf seiner irdischen Pilgerfahrt zu mehren, auch wenn es nicht gerade unmittelbar religiöse und kirchliche Gebiete berührte, konnte seiner Achtung und thätigen Förderung gewiß sein.“ In seinem 63. Lebensjahr (1857) traf ihn noch die herbe Prüfung, daß er, der Mann rastlosen Arbeitens, das Augenlicht verlor; doch auch diesen Schlag ertrug er mit gewohnter Geduld, und von der äußeren Welt abgeschlossen, steigerte und schärfte sich nur seine geistige Thätigkeit, bis ihr unerwartet am 2. Febr. 1866 ein Schlaganfall ein Ziel setzte, der ihn am 6. desselben Monats in das bessere Jenseits hinüberführte, nachdem er durch volle 19 Jahre ruhmvoll seiner Diöcese vorgestanden.

Vgl. Lebensabriß Georgs … Bischofs von Eichstätt, veröffentlicht im Namen und Auftrag des trauernden bischöflichen Domcapitels im Eichstätter Pastoral-Blatte, Jahrg. 1866. S. 41–60.