Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ottmer, Karl Theodor“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 570–571, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ottmer,_Karl_Theodor&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 21:25 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Oettl, Georg von
Nächster>>>
Otto I. (Kaiser)
Band 24 (1887), S. 570–571 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Carl Theodor Ottmer in der Wikipedia
Carl Theodor Ottmer in Wikidata
GND-Nummer 118787403
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|24|570|571|Ottmer, Karl Theodor|Joseph Eduard Wessely|ADB:Ottmer, Karl Theodor}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118787403}}    

Ottmer: Karl Theodor O., berühmter Architekt, geb. am 19. Januar 1800 in Braunschweig, † am 22. August 1843 in Berlin. Er offenbarte bereits in früher Jugend Talent für Kunst und entschied sich, während er 1816 bis 1819 das Collegium Carolinum seiner Vaterstadt besuchte, für das Baufach, in dem er zur Zeit seiner Studien auch bereits thätig war. Praktisch vorgebildet kam er 1822 nach Berlin, um die Vorlesungen an der Bauakademie zu besuchen. Er concurrirte für den Bau des königsstädter Theaters daselbst und erhielt den Preis und brachte, trotz Neidern und Feinden den Bau zu Ende, der sich in seiner Construction für Optik und Akustik günstig erwies. Der Künstler wurde bei Eröffnung des Theaters unter großem Beifallssturm vom kunstsinnigen Publikum hervorgerufen. Darauf baute er in Berlin die Singakademie, die 1827 vollendet wurde. Durch diese Bauten wurde des Meisters Ruhm begründet und er von vielen Städten zum Bau von Theatern angegangen, aber er wollte vorher seiner Sehnsucht nach Italien genüge thun, wohin er sich im Herbst 1827 begab, um dort im Angesicht der edlen classischen Kunstbauten seine Studien zu vollenden. Außer Rom besuchte er auch Neapel und Pästum. Im J. 1829 kehrte er nach Deutschland zurück; er sollte für Dresden ein neues Theater bauen, doch zerschlug sich dieser Plan; aber der Künstler feierte keineswegs, da der Herzog von Meiningen ihn berief, ein Theater zu bauen. Im folgenden Jahre kehrte O. nach seiner Vaterstadt zurück, die der Schauplatz seiner reichsten und herrlichsten Thätigkeit wurde. Er baute das herzogliche Lustschloß Richmond im angelsächsischen Stil (nicht vollendet), das Hoftheater in Braunschweig und im Schloß zu Wolfenbüttel, letzteres im altdeutschen[WS 1] Stile, die Kaserne, mehrere Privathäuser, viele Förstereien des Herzogthums sowie Stationshäuser der Eisenbahn. Auch wissenschaftlich war der Künstler thätig. Er gab 1830 die erste Abtheilung seiner „Architektonischen Mittheilungen“ heraus, die zweite Abtheilung erschien 1838. Sein Hauptwerk in Braunschweig, wie überhaupt seines Lebens, ist der imposante Bau des herzoglichen Schlosses in Braunschweig, der ihm vom Herzog Wilhelm aufgetragen wurde, nachdem 1830 das alte Schloß in Folge der Revolution zerstört und verbrannt worden. Ursprünglich sollte nach dem Plane des Meisters die Hauptfaçade des Schlosses durch Nebengebäude und Arkaden flankirt werden, wie sein noch erhaltener Plan zeigt, und es ist Schade, daß von diesem Gedanken abgegangen wurde, da sich die mächtige Baugruppe malerischer präsentirt haben würde. Aber auch so ist das Schloß ein echt fürstliches Wohnhaus, an dem sich Eleganz und Bequemlichkeit in allen Theilen offenbart. O. besaß [571] neben voller Kenntniß der architektonischen Aufgaben zugleich eine reiche Phantasie und lebendigen Sinn für Pracht und Anmuth der Decoration und einen feinen malerischen Geschmack. Er war Hofbaurath, der Herzog verlieh ihm den Ritterorden Heinrichs des Löwen und mehrere gelehrte Gesellschaften zählten ihn zu ihrem Mitgliede. Wegen einer schmerzlichen Krankheit suchte er in Berlin Hilfe, die er nicht fand.

S. Brunonia, Monatsschrift 1839. – Zeitschr. für prakt. Baukunst, 1843.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: aldeutschen