Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Oeder, Georg Christian v.“ von August Mutzenbecher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 147–149, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Oeder,_Christian_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 02:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Oeder, Georg Ludwig
Nächster>>>
Öder, Matthias
Band 24 (1887), S. 147–149 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Georg Christian Oeder in der Wikipedia
Georg Christian Oeder in Wikidata
GND-Nummer 117097152
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|24|147|149|Oeder, Georg Christian v.|August Mutzenbecher|ADB:Oeder, Christian von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117097152}}    

Oeder: Georg Christian v. O. wurde am 3. Februar 1728 zu Ansbach geboren, wo sein Vater Georg Ludwig O. (s. o.) die Conrectorstelle am Gymnasium bekleidete. Nachdem er von seinem neunten bis zu seinem zwölften Jahre die lateinische Schule zu Feuchtwangen, wohin der Vater als Dechant übergesiedelt war, besucht hatte, erhielt er seine fernere Ausbildung allein durch den Vater und bezog um Ostern 1746 die Universität Göttingen, um sich dem Studium der Medicin zu widmen. Sein vorzüglichster Lehrer war Haller, der [148] ihn zugleich in die schönen Wissenschaften und besonders in die englische Litteratur einführte. Im Herbst 1749 zum Doctor promovirt, ließ er sich in Schleswig als praktischer Arzt nieder. Jedoch schon im J. 1752 wurde er durch den dänischen Minister Grafen Bernstorf nach Kopenhagen berufen, um bei Anlage eines botanischen Instituts mitzuwirken, und erhielt im J. 1754 eine Professur der Botanik an der dortigen Universität. Nachdem er zum Zweck botanischer Sammlungen in den Jahren 1755 bis 1759 Norwegen bereist hatte, erschien vom Jahre 1762 an seine mit zahlreichen Kupfertafeln geschmückte „Flora Danica“, ein Werk, welches als „eine wahre Zierde unseres Jahrhunderts“ bezeichnet wurde; derselben folgten als Einleitung die „Elementa Botanicae“ (2 Bände 1764 und 1766) und als Ergänzung der „Nomenclator botanicus“ (1769) und die „Enumeratio plantarum Florae Danicae“ (1770). Seine Reise hatte er aber zugleich dazu benutzt, über die Zustände des Landes die genauesten Kenntnisse sich zu verschaffen und in ausführlichen Berichten politisch-ökonomische Beobachtungen niederzulegen, welche den Minister Grafen Moltke veranlaßten, O. zu einem Gutachten über das damals eifrig erörterte Problem einer Verbesserung der Lage des Bauernstandes aufzufordern. Sein „Bedenken über die Frage, wie dem Bauernstande Freiheit und Eigenthum in den Ländern, wo ihm beides fehlet, verschafft werden kann“ (1769), hat Epoche gemacht; die Einwände, welche von Seiten der Gutsbesitzer gegen die auf Aufhebung der Leibeigenschaft und Beseitigung der Frohndienste abzielenden Vorschläge erhoben wurden, suchte er durch „Zusätze zu dem Bedenken“ (1771) zu widerlegen. Gleichzeitig unterzog er die Listen der im August 1769 in Dänemark ausgeführten allgemeinen Volkszählung einer eingehenden Bearbeitung, deren Resultate später auch in Deutschland veröffentlicht sind (Heinze’s Sammlung zur Geschichte und Staatswissenschaft, 1780, Bd. 1). Die im J. 1770 erfolgte Aufhebung des botanischen Instituts entzog endlich O. gänzlich seinem früheren Beruf. Er erhielt zunächst den Auftrag, die mit der Einimpfung der Hornviehseuche auf der Insel Aunöe anzustellenden Versuche zu beaufsichtigen, wurde dann (1771) durch Struensee als Finanzrath in die Generallandwesenscommission und später in das Finanzcollegium berufen. Aber der Sturz Struensee’s gab seinen Gegnern und Neidern schon im folgenden Jahre (1772) die erwünschte Gelegenheit, seine Ernennung zum Stiftsamtmann in Drontheim und dann, noch bevor er dieses Amt antrat, seine Versetzung als Landvogt in die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst, deren Austausch bevorstand, herbeizuführen (1773). Der Landvogt zu Oldenburg war Einzelrichter erster Instanz in Civilsachen und Instruent in Criminalsachen. O., unbekannt mit den Verhältnissen, erkundigte sich bei einem Freunde, was es mit der Stelle auf sich habe, und ob er bei der Verwaltung derselben mit dem Lichte der Vernunft werde auslangen können. Der Freund mußte gestehen, „daß das Lämpchen des positiven Rechts doch daneben kaum entbehrlich sein werde“. Allein es blieb O. keine Wahl. In Oldenburg fand er gleich nach seiner Ankunft eine treue Stütze an dem jungen Gerhard Anton v. Halem (Bd. X. S. 407), der ihm im J. 1775 als Assessor beigeordnet wurde, und bald auch Gelegenheit, seine staatswissenschaftlichen Kenntnisse bei der Einrichtung einer Wittwen- und Waisencasse (1779) und bei der Leitung einer trigonometrischen Landesvermessung des Herzogthums Oldenburg (1782–85) zu verwerthen. Mit lebhaftem Interesse verfolgte er die Vorgänge in seinem früheren Heimathlande; er erlebte noch die Freude, die Grundsätze, wegen welcher er ehemals angefeindet war, die Oberhand gewinnen zu sehen, und die Genugthuung, einen Ruf zur Rückkehr nach Dänemark zu erhalten, dem er freilich bei vorgerücktem Alter nicht mehr folgen zu sollen glaubte (1788). Eine Beurtheilung der Münz- und Bankoperationen in Holstein (Allgem. lit. Zeitung v. 1791) und eine durch dieselben hervorgerufene Abhandlung [149] über Papiergeld (Schlözers St. Anz. Bd. 11, 12, 15) waren die letzten Aufsätze, die er dem Publicum darbot. Er starb am 28. Januar 1791. Die verschiedenen Richtungen seiner umfassenden Thätigkeit und der freie, feste Sinn, mit welchem er dem, was er als recht erkannt hatte, entgegenstrebte, sind angedeutet in der Inschrift seines Grabsteins: „Daniens Blumen und Kräuter sammelt’ und flocht er zum dauernden Kranz. Sichre Pflege danken die Wittwen ihm. Ihn segnet der dänische Landmann, welchem sein kühner Ruf erster Bote der Freiheit ward“. Einige Jahre vor seinem Tode hatte er mit Rücksicht auf seine Kinder vom deutschen Kaiser ein Adelspatent sich erworben; mit seinen zwei Söhnen erlosch sein Geschlecht.

Halem, Andenken an Oeder, Altona 1793.