ADB:Oberg, Christoph Ludwig von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Oberg, Christoph Ludwig von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 90–91, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Oberg,_Christoph_Ludwig_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 23:56 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Obereit, Jacob
Nächster>>>
Eilhart von Oberg
Band 24 (1887), S. 90–91 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Christoph Ludwig von Oberg in der Wikipedia
Christoph Ludwig von Oberg in Wikidata
GND-Nummer 138269610
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|24|90|91|Oberg, Christoph Ludwig von|Bernhard von Poten|ADB:Oberg, Christoph Ludwig von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138269610}}    

Oberg: Christoph Ludwig v. O., kurfürstlich braunschweigisch-lüneburgischer General der Infanterie, wurde am 26. März 1689 auf dem gleichnamigen Gute im Bisthume Hildesheim aus einer alten und reichbegüterten Familie geboren; einer seiner Vorfahren hatte bereits Heinrich den Löwen in die Verbannung nach England begleitet; der Mannesstamm erlosch mit einem am 26. October 1861 gestorbenen, im Jahre 1803 gegraften Enkel des Generals, welcher herzoglich braunschweigischer Oberkammerherr war. O. trat in den hannoverschen Militärdienst, ward am 11. December 1707 Fähnrich und nahm am Spanischen Erbfolgekriege theil; in der Schlacht bei Malplaquet (11. Septbr. 1709) fungirte er als Ordonnanzofficier des Herzogs von Marlborough, dessen Stabe er zugetheilt blieb, bis der Herzog nach Beendigung des Feldzuges von 1711 die Armee verließ, bei welcher Gelegenheit ihm dieser eine goldene Tabaksdose verehrte. 1736 ging er, 1735 zum Oberstlieutenant befördert, nach Rußland, um als Freiwilliger unter Lacy am Türkenkriege theil zu nehmen; bei der Einnahme von Asow wurde er verwundet. Es wurden ihm damals vortheilhafte Anerbieten für den Eintritt in russische Dienste gemacht; er lehnte dieselben jedoch ab. Auch daheim bot sich ihm bald Gelegenheit genug, Kriege mitzumachen. Zuerst 1743. König Georg II. von England hatte schon 1742 einen Theil seiner hannoverschen Truppen zum Kampfe gegen Frankreich mobil gemacht, und O. war mit denselben nach den österreichischen Niederlanden marschirt, im folgenden Jahre stand die gesammte Heeresmacht des Kurfürstenthums am Main, wo O. am 27. Juni 1743 mit dem Infanterieregiment Schulenburg der Schlacht bei Dettingen beiwohnte; bald nachher trat er als Oberst an die Spitze dieses Regiments, kehrte mit demselben nach den Niederlanden zurück und nahm bis zur Beendigung des Krieges im Jahre 1748 an den Feldzügen auf dem dortigen Kriegsschauplatze theil; namentlich in der Schlacht bei Fontenoy am 11. Mai 1745, wo sein Regiment eine Standarte eroberte, wird sein Name mit Auszeichnung genannt.

Neun Jahre später entbrannte der Kampf von neuem. Kurhannover trat in den siebenjährigen Krieg ein. Schon vor Ausbruch desselben hatte O. sich bei einem Hilfscorps befunden, welches 1756 nach England überschiffte, um dort zum Küstenschutze verwendet zu werden; die Dienste desselben wurden aber nicht gebraucht und im Frühjahr 1757 kehrten die Truppen rechtzeitig heim um an [91] den bald beginnenden Feindseligkeiten theilnehmen zu können. O., seit 1754 Generalmajor, erhielt das Commando eines bei Hameln errichteten Lagers, 6 Bataillone, 10 Schwadronen, 6 Artilleriecompagnien umfaßend. Das Ergebniß des Feldzuges war höchst unglücklich. Die Schlacht bei Hastenbeck (26. Juli) ging verloren und am 8.–10. September machte die Uebereinkunft von Zeven dem Feldzuge ein unrühmliches Ende. Dieselbe kam indessen nicht zur Ausführung; Herzog Ferdinand von Braunschweig trat an die Spitze der Truppen und wandte das Blatt zum Besseren. „Dieu soit loué“, schrieb O. auf die Nachricht von der Ernennung in sein Tagebuch. Die Ordre de Bataille, welche der Herzog ausgab, vertraute ihm das Commando des rechten Flügels vom ersten Treffen der Armee an; als jener im Februar 1758 zu seiner Offensive gegen den Rhein aufbrach, befehligte O. die Avantgarde der rechten von den beiden Colonnen, in welche das Heer getheilt war. Er belagerte damals Minden; die Besatzung capitulirte am 14. März. Oberg’s Leistungen während des Vormarsches aber wurde nur ein relatives Lob zu theil, indem Westphalen (s. u.), des Herzogs Geheimsecretär, unter dem 20. Mai 1758 in Bezug auf ihn und seinen Kameraden Spörken schrieb: „der eine ist so schlecht wie der andere; es ist indeß wahr, daß O. besser ist als Spörken“ (II, 346). Für die Schlacht bei Crefeld (25. Juli), wo O. das Centrum befehligte, hatte der Herzog ihm daher seinen Adjutanten, den Lieutenant v. Bülow, als „Einbläser“ beigegeben; O. machte seine Sachen gut, der Herzog erkannte in seinem Berichte die von ihm geleisteten Dienste mit ehrenden Worten an, und gab ihm, nachdem das verbündete Heer über den Rhein zurückgegangen war, das Commando eines gesonderten Corps. Mit diesem hatte er zunächst Lippstadt zu decken; im September aber wurde er nach Hessen entsandt, wo Soubise dem Prinzen Ysenburg gegenüber bedrohliche Fortschritte gemacht hatte. Es glückte ihm indessen nicht, Cassel zu besetzen; die Franzosen kamen ihm um einige Stunden zuvor, er getraute sich nicht, den Versuch zu ihrer Vertreibung zu machen und am 10. October wurde er in der Nähe der hessischen Hauptstadt beim Dorfe Lutternberg im Verein mit Ysenburg von Soubise, welcher dafür den Marschallsstab erhielt, geschlagen. Die große Uebermacht des Feindes, 37 000 gegen. 16 000, und des französischen General Chevert geschickte Maßregeln brachten die Entscheidung. Ohne verfolgt zu werden stieß O. wieder zum Herzoge, welcher ihm von neuem Bülow gesandt hatte, „damit er nicht immer schwarz sähe“. Seiner geschwächten Gesundheit wegen erbat er nun seine Pensionirung, welche am 6. April 1759 verfügt wurde, und zog sich auf sein Gut Oberg zurück, wo er am 13. September 1778 gestorben ist, nachdem ihm kurz vor seinem Tode der Charakter als General der Infanterie verliehen worden war. Westphalen nennt ihn (II, 493) „sans contredit le meilleur de tous nos généraux“; fügt aber hinzu, daß das nicht viel sagen wolle.

Mittheilungen der Familie. – L. v. Sichart, Geschichte der königlich hannoverschen Armee, 2. und 3. Band, Hannover 1870. – v. Westphalen, Geschichte der Feldzüge des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, Berlin 1859 ff.