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Artikel „Nicolaus (von Posen)“ von Colmar Grünhagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 625–626, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nicolaus_von_Posen&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 06:19 Uhr UTC)
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Nicolaus (von Posen), geistlicher Politiker und Lehrer der Ars dictandi, † als Archidiakon von Breslau etwa um 1393. Er begegnet uns zuerst als Notar, zuletzt sogar als Protonotar des Breslauer Bischofs Preczlaw v. Pogarell in der Zeit von 1360–1366, in welcher Zeit er auch einen uns noch erhaltenen Auszug aus der alten Hedwigslegende in Briefform für Herzog Ludwig I. von [626] Brieg verfaßte. Von 1367–1378 war er als Notar in der Reichscanzlei Kaiser Karl’s IV. thätig, während er zugleich zuerst die Pfarrei von Protzan bei Frankenstein und nachmals eine Domherrnpfründe in Breslau besitzt. Nach dem Tode Bischof Preczlaw’s, 1376, sehen wir ihn in der Sedisvacanz als Archidiakon von Breslau an der Administration des Bisthums theilnehmen, und hier ist es wesentlich sein Einfluß, welcher das Domcapitel bestimmt, in einem 1380 mit der Stadt Breslau ausgebrochenen Streite, bei welchem es sich um das Recht, fremde Biere einzuführen für die Geistlichkeit handelte, sehr schroff aufzutreten. Nachdem der Rath von Breslau ein zu Weihnachten 1380 an den Domdechanten Herzog Heinrich von Liegnitz gesandtes Fäßchen Schweidnitzer Bieres mit Beschlag belegt hatte, verhängte das Capitel das Interdict über die Stadt und weigerte sich, dasselbe aufzuheben, auch als König Wenzel von Böhmen bei seinem ersten Besuche in Breslau im Sommer 1381 dies verlangte. Hierüber sehr aufgebracht, gab Wenzel die Residenzen und Güter der Breslauer Domherren der Plünderung seiner ihn begleitenden böhmischen Krieger preis, während die Domherren selbst vor dem Zorne des Königs die Flucht ergreifen mußten. Auch N. hatte den Schmerz gehabt, seine Wohnung, deren behagliche Einrichtung er rühmt, verwüstet zu sehen und selbst geflüchtet eine Zuflucht in Preußen bei dem ihm befreundeten Bischof von Ermeland gefunden. Hier versammelte er dann eine Anzahl jüngerer Leute um sich, die er, obwohl selbst schwer augenleidend, in der Stilistik, der Ars dictandi unterwies. Zahlreiche Musterbeispiele aus seiner Feder sind uns neben Briefen von ihm noch erhalten (mitgetheilt von Wattenbach im cod. dipl. Siles. V). Nachdem jene Streitigkeiten in Breslau, der sogenannte Pfaffenkrieg, beigelegt waren, kehrte er 1383 dorthin zurück und wirkte als Archidiakon weiter bis 1393, wo wir ihn zum letzten Male genannt finden. Im J. 1389 hat er noch einmal seinen Freund und Gönner, den Bischof Heinrich von Ermeland, besucht. In Urkunden desselben aus dem Jahre 1389 und 1390 erscheint er mehrfach als Zeuge erwähnt.

Wattenbach’s Einleitung zu cod. dipl. Siles V. – Grünhagen, König Wenzel und der Pfaffenkrieg zu Breslau. Archiv f. Kunde österreich. Gesch.-Quellen, Bd. 37. – Zeitschrift des Vereins f. Gesch. u. Alterth. Schlesiens. VIII. 472.