ADB:Nicephorus, Hermann
Bitner vom Jahre 1569. Verständig kürzt er gelehrte Anspielungen und rhetorische Stellen seiner Vorlage, indem er auf wörtliche, zu Weitschweifigkeit führende Wiedergabe verzichtet. Die Chorlieder läßt er von verschiedenen Choristen declamiren.
Nicephorus: Hermann N. aus Westfalen, Schulmann und Dramatiker zu Ende des 16. Jahrhunderts. Da er seinem eigenen Zeugniß zufolge vor seiner Anstellung in Braunschweig zehn Jahre als Cantor und Conrector und zehn weitere Jahre in zwei verschiedenen Orten, Minden (?) und Lemgo, als Rector thätig war, muß er um 1555 geboren sein. In Braunschweig, wohin er 1595 als Leiter des Martineums berufen worden war, gerieth er bei dem Versuche, die Gelehrtenschule etwas von dem Einflusse der Geistlichkeit zu lösen, in Conflict mit dem schroffen Coadjutor Kaufmann und mußte 1604 nach Soest entweichen. Dort wirkte er bis zu seinem Tode (1625) in gleicher Stellung. – Im Anschluß an Petrus Ramus bemühte er sich vielfach, die aristotelisch-scholastische Lehrmethode der Logik und Rhetorik zu vereinfachen, wozu ihm öffentliche Disputationen das geeignetste Mittel schienen, obwol er mit diesen Bestrebungen wie bei den Aufführungen von Schulkomödien auf Widerstand stieß. Seine Uebersetzung von Buchanan’s 50 Jahre zuvor erschienener lateinischer Tragödie „Jephtes“ (Braunschweig 1604) zeigt größere Formgewandtheit als die seines Vorgängers- Rehtmeyer, Braunschweigische Kirchenhistorie 4, 212 (1712). – Rotermund’s Forts. zu Jöcher’s Gel. Lex. 5, 615 (1816). – H. Dürre, H. Nicephorus, Rector des Martineums zu Braunschweig 1595–1604. Progr. Braunschweig 1869. – Vogeler, Geschichte des Soester Archigymnasiums II. Progr. 1885, S. 16 f. – Mehrere Schriften des N. führt Draudius, Bibliotheca classica 1625, p. 155, 1338, 1344, 1446 an. – Goedeke, Grundriß 9, § 152, Nr. 357.