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Artikel „Neumann, David von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 518–519, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neumann,_David_von&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 10:50 Uhr UTC)
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Neumann: David v. N., preußischer Generalmajor, geb. am 29. August 1737 auf einem kleinen Gute bei Wehlau, welches sein Vater besaß, hatte studirt und war Hofmeister der Söhne des Kanzlers v. Korff zu Königsberg, als die Begeisterung für Friedrich den Großen und dessen Heer ihn in die Reihen der preußischen Armee führte. Mit seinem Freunde Scheffner (s. d.), dem späteren Kriegsrath, entzog er sich, ein jeder von ihnen mit einem Exemplare von Abbt’s Tod fürs Vaterland in der Tasche, dem russischen Machtbereiche und trat in das Kleist’sche Freicorps, in welchem er bald Officier und Adjutant des Chefs wurde. Er gehörte zu der geringen Zahl von Officieren der Freicorps, welche der König nach Friedensschluß in seine reguläre Armee aufnahm; seine späteren Leistungen rechtfertigten die Wahl. Im bairischen Erbfolgekriege war er Adjutant des General v. Rothkirch, nach dem Kriege ward er, noch als Lieutenant im Infanterieregiment Rothkirch, geadelt; in der Rheincampagne fungirte er als Generalquartiermeister des Generals v. Knobelsdorff und erhielt als solcher den Orden pour le mérite; 1802 wurde er Commandant von Cosel. Als solcher sollte er sich dauernden Ruhm begründen. Am 23. Januar 1807 wurde die Festung von 5000 Baiern unter General Deroy eingeschlossen; sie war in leidlichem Vertheidigungszustande und für die erforderliche Besatzung von 7000 Mann auf 6 Wochen mit Proviant versehen, aber an diesen 7000 Mann fehlten 3000 und die vorhandenen waren, was die Zuverlässigkeit und moralische Beschaffenheit der gemeinen Soldaten anbetraf, von sehr geringem Werthe. Trotzdem lehnte N. von Anfang an jede Aufforderung zur Capitulation entschieden ab. In der Nacht vom 28.–29. eröffnete der Feind die Laufgräben, am 4. Febr. begann das Bombardement, es richtete bedeutenden Schaden an. Da trat zum Glück für die Belagerten Mitte Februar Thauwetter ein; die Baiern wurden dadurch in ihren Angriffsarbeiten sehr gehindert und der Garnison erschwerte es das Desertiren, welches sie bereits 900 Mann gekostet hatte; in der Stadt aber bildeten sich Complotte, welche den Uebergang zum Feinde planten, von N. indeß mit äußerster Strenge unterdrückt wurden. Eine active Vertheidigung war durch diese Verhältnisse fast ganz ausgeschlossen. Am 15. März verwandelten die Baiern die Belagerung in eine Blokade; die Vertheidiger athmeten auf, sie konnten wenigstens die Umgegend ausfouragiren, aber ihr tapferer Führer erlebte den Tag der Befreiung nicht mehr; er starb nach kurzer Krankheit am 16. April. Der Frieden von Tilsit erhielt dem Könige den Besitz der Festung, welche am 18. Juni dahin hatte capituliren müssen, daß sie am 16. Juli übergeben werden solle, wenn sie bis dahin nicht entsetzt sein würde. [519] Auf der Oderbastion in Cosel ward N. ein Denkmal errichtet und durch königl. Cabinetsordre vom 15. Novbr. 1880 wurde seiner directen Nachkommenschaft, zum Andenken an ihres Ahnen tapfere Haltung, der Name „von Neumann-Cosel“ beigelegt.

Militär-Wochenblatt für 1835, Nr. 993–94 (von J. D. E. Preuß). – C. v. Höpfner, Krieg von 1806/7, 2. Auflage, Berlin 1855. – J. Schmölzl, Feldzug der Baiern von 1806/7 in Schlesien und Polen, München 1856.