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Artikel „Muchar, Albert v.“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 436–438, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Muchar,_Albert_von&oldid=- (Version vom 15. Oktober 2024, 15:46 Uhr UTC)
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Muchar: Albert v. M., eigentlich Anton Muchar v. Bied und Rangfeld, historischer Schriftsteller, wurde am 22. November 1786 zu Lienz [437] in Tirol geboren, woselbst er den ersten Unterricht erhielt und seine Studien im damaligen Lyceum zu Graz in Steiermark fortsetzte. Am 29. September 1805 wurde er als Novize in das Benedictinerstift Admont in Steiermark aufgenommen, nahm den Stiftsnamen Albert an und beschäftigte sich nun eingehend mit dem Studium der Theologie und der neueren so wie der classischen Sprachen, nicht minder mit historischen Studien. Am 16. October 1808 legte er die feierlichen Gelübde des Ordens ab, wurde bald darauf zum Priester geweiht und es ward ihm die Professur des Bibelstudiums an der Stiftslehranstalt anvertraut. M., der sich in der Folge, insbesondere angeregt durch den Verkehr mit dem Orientalisten J. Freih. v. Hammer-Purgstall, auch dem Studium der orientalischen Sprachen zuwandte, wurde im Stifte selbst Professor derselben sowie der griechischen Sprache und im J. 1813 als Bibliothekar und Archivar des Stiftes bestellt. Doch zog den unermüdlichen Gelehrten das Gebiet der Geschichte immer mehr an und er begann es mit besonderer Aufmerksamkeit zu pflegen. Im J. 1823 ward M. als Supplent des Bibelstudiums des alten Bundes an die theologische Facultät zu Graz berufen und schon 1825 übernahm er an dem Lyceum die Professur der Aesthetik und der altclassischen Studien. Nachdem die Universität in Graz wieder neu errichtet ward, finden wir ihn als Doctor der Philosophie, Decan der philosophischen Facultät und Rector dieser Universität. Er machte inzwischen zahlreiche, meist wissenschaftliche Zwecke verfolgende Reisen ins Ausland, insbesondere nach München, wo er mit dem Historiker Hormayr verkehrte, und nach Oberitalien, auch Steiermark durchstreifte er in allen Richtungen und lernte den Boden aufs Genaueste kennen, dessen umfassende Geschichte er später schrieb. M. stand mit vielen Gelehrten des In- und Auslandes, auch mit dem Erzherzoge Johann, der ihn hoch schätzte, in Verbindung, im J. 1812 war M. mit unter jenen, welche die vom Erzherzoge gestellte Preisfrage über die ältere Geschichte von Innerösterreich (vgl. Bd. XIV, S. 296) zum Gegenstande ihrer Forschungen machten. Ein besonderes Verdienst erwarb sich M. auch dadurch, daß er im Vereine mit dem steiermärkischen Archivar Wartinger die Stiftung eines historischen Vereins für Innerösterreich (1840 bis 1843) begründete. Kurz vor seinem Tode wurde der für seine wissenschaftlichen Verdienste vom Kaiser Ferdinand in verschiedener Weise ausgezeichnete Gelehrte auch zum wirklichen Mitgliede der neugegründeten Akademie der Wissenschaften in Wien ernannt. Er starb am 6. Juni 1849 zu Graz an der Gesichtsrose. Unter den Werken des unermüdlich thätigen Mannes nimmt die auf eingehendstem Quellenstudium fußende „Geschichte des Herzogthums Steiermark“, Grätz 1844 bis 1874, 9 Bände den ersten Rang ein, ein Werk, von dem jedoch nur die ersten 4 Bände bei Lebzeiten des Verfassers erschienen und dessen textlicher Theil leider überhaupt nur bis zum Jahre 1558 fortgeführt ist. Wenige Länder haben ein so ausführliches und umfassendes Geschichtswerk aufzuweisen wie es Muchar’s Arbeit bietet. Von seinen übrigen historischen Publicationen sind noch zu nennen: „Das römische Norikum“, Grätz 1825–26, 2 Bde. „Urkundenregesten für die Geschichte Innerösterreichs vom Jahre 1312 bis zum Jahre 1500“ im Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen, Wien 1849, und eine große Zahl historischer und culturhistorischer Aufsätze in Hormayr’s Archiv und in der „Steiermärkischen Zeitschrift“ – deren Mitredacteur M. auch war - im 1.–5. Bde. dieser Zeitschrift sind besonders die Aufsätze über „das altceltische Norikum“ erwähnenswerth. Beachtenwerthe Schriften und Uebersetzungen Muchar’s sind ferner: die reichhaltige Monographie über „das Thal und Warmbad Gastein“, Grätz 1834; „Die heiligen Weihen. Nach dem beigefügten Urtexte des römischen Pontificalbuchs übersetzt“, Grätz 1829; „Quinti Horatii Flacci opera lyrica annotatione e notis aliorum et suis perpetua, versione Germanica inserta et [438] observationibus aestheticis illustravit …“, Graecii 1835. Das steiermärkische Landesarchiv und das Stiftsarchiv zu Admont bewahren auch noch eine Zahl von historischen, philologischen und ästhetischen Arbeiten Muchar’s im Manuscripte auf, die bisher nicht publicirt wurden.

Theod. Gaßners Nekrolog, in den Mittheil. des hist. Ver. f. Steiermark. Graz 1850, 1. Heft. F. Ilwofs Biographie „Albert von Muchar“. Ebendort. Graz 1866, 14. Heft. Darnach auch bei Wurzbach, Biogr. Lex. Bd.XIX. Vgl. auch: Scriptores ordinis S. Benedicti qui 1750-1880 fuerunt in imperio Austriaco-Hungarico, Vindobonae 1881. Pag. 306 ff.