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Artikel „Mortimer, Peter“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 340–341, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mortimer,_Peter&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 17:08 Uhr UTC)
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Mortimer: Peter M., Schriftsteller und Componist. Mortimer wurde geboren am 5. December 1750 in Puttingham, einem Gute in Surreyshire in England auf dem halben Wege zwischen London und Portsmouth gelegen, welches durch Schenkung in den Besitz der Brüdergemeine übergegangen war. Seine Erziehung erhielt er in der Anstalt zu Fulnek. Als auf der Synode des Jahres 1764 der Beschluß gefaßt worden war, daß zuweilen englische Knaben zum Studium in die Unitätsanstalten gesandt werden sollten, wurde M. im J. 1765 nach Nisky in das Paedagogium gebracht. Anfangs ohne alle Neigung zum Studiren machte er doch auf einen ihm ertheilten Verweis hin eminente Fortschritte, da seine Befähigung ausgezeichnet war. Im Frühjahr 1771 trat er in das theologische Seminar der Brüdergemeine zu Barby ein. Nach beendigtem Studium erhielt er im J. 1774 die Stelle eines Lehrers und Organisten in Ebersdorf; 1775 kam er in gleicher Eigenschaft nach Nisky und 1777 nach Neuwied am Rhein. Als Lehrer war er nach dem Zeugnisse seiner Schüler überaus tüchtig. Vor allem aber galt er als ein „ausgezeichneter, liturgischer, gefühlvoller Orgelspieler“, der durch seine Direction und eigene Compositionen die Gemein-Musik kräftig zu beleben wußte. Im J. 1780 zum Nachschreiben der Reden und zur Arbeit an den Gemeinnachrichten berufen, deren Redaction er bis zum Jahre 1801 fortführte, wohnte er in dieser Qualität der Synode in Berthelsdorf 1782 und der zu Gnadenfrei 1789 bei. Seit 1801 beschäftigte er sich vielfach mit schriftstellerischen Arbeiten. Sein Hauptwerk ist: „Der Choral-Gesang zur Zeit der Reformation oder Versuch, die Frage zu beantworten: Woher kommt es, daß in den Choral-Melodien der Alten etwas ist, was heut zu Tage nicht mehr erreicht wird?“ 1821, mit einem Anhang (Notenbeispiele). Dasselbe wurde auf Verwendung Zelters, welcher Mortimer hochschätzte, mit Unterstützung des preußischen Ministeriums zum Druck gebracht und wurde von wesentlicher Bedeutung für die Neubelebung des in Folge des Hallischen Pietismus tief gesunkenen protestantischen Gemeindegesanges. Die schon im Titel aufgeworfene Frage wird dahin beantwortet, daß zur Zeit der Reformation alle Choralmelodien in den sogenannten Kirchentonarten gesetzt wurden, und daß die Reduction derselben auf Dur und Moll schädlich gewesen sei und daher besser unterblieben wäre. Nebenher übersetzte M. Milner’s Kirchengeschichte aus dem Englischen und eine Reihe von Predigten, welche sich auf die Geschichte der Missionssocietät in England bezogen. Gerühmt wird ferner seine Fertigkeit, in lateinischen Versen wichtige Ereignisse, namentlich Vorkommnisse in der Brüdergemeine zu besingen. Von seinen Compositionen haben sich im Gebrauch der Brüdergemeine erhalten: „Ehre sei Gott“ (in der Christnacht aufgeführt), „Selig sind, die reinen Herzens sind“, „Dein Seufzen und Dein Stöhnen“ (rhythmischer Choral). In den letzten Jahren durch Schwäche in den Füßen und ein Augenleiden geplagt starb M. geistig noch durchaus ungeschwächt zu Herrnhut am 8. Januar 1828.

[341] Nach einem handschriftlichen Lebenslauf im Archive der Brüderunität. [R, 22, 27b.] Vgl. G. F. Otto, Lexikon der Oberlausitzischen Schriftsteller und Künstler. Görlitz 1803. Bd. II. S. 631–633 und Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter. Berlin 1834. Th. III. S. 260–263. Allgem. musik. Zeitung. Leipzig (Breitkopf u. Härtel), Bd. 12. 21. 23.