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Artikel „Mittermüller, Rupert“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 421–423, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mitterm%C3%BCller,_Rupert&oldid=- (Version vom 30. November 2024, 02:17 Uhr UTC)
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Mittermüller: Rupert M., Benedictiner, Historiker, geboren am 7. Juni 1814 zu Mainburg in Niederbaiern, † am 11. December 1893 zu Metten. M. war der Sohn eines Schuhmachers. Sein Taufname war Anton. Die humanistische Vorbildung erhielt er in München, wo er nach einjährigem Vorunterricht im Herbst 1826 in die zweite höhere Vorbereitungsclasse eintrat, dann 1827 das alte (jetzt Wilhelms-)Gymnasium bezog, das er 1832 mit Note I absolvirte. Die philosophischen und theologischen Studien begann er 1832–1833 auf dem Lyceum zu Landshut und setzte sie 1833–1836 an der Universität München fort, die letzte Zeit als Alumnus des Georgianums. 1836 trat er in das Clericalseminar zu Regensburg ein, wo er am 27. Juli 1837 die Priesterweihe empfing. Nachdem er hierauf während der nächsten Jahre im Weltpriesterstande als Cooperator in Asenkofen, Neuessing und Sandsbach in der Seelsorge gewirkt hatte, trat er am 16. November 1840 im Stift Metten in den Benedictinerorden und legte am 20. Februar 1842 [422] Profeß ab. Dann war er zuerst als Seelsorger und Lehrer zu Metten thätig, 1843–44 am neuen (Ludwigs-)Gymnasium in München, 1846–49 als Administrator und Seelsorger in Andechs. Von 1849–69 wirkte er als Professor der Geschichte am Gymnasium des Stiftes Metten. Der von ihm verfaßte und als Lehrbuch verwendete „Leitfaden zur bairischen Geschichte für Mittelschulen“ (Landshut 1857, 3. Aufl. 1867), der das Mißfallen des Regierungsliberalismus erregte und gegen den man auch geltend machte, daß die Approbation des Ministeriums nicht nachgesucht worden sei, veranlaßte 1869 seine Enthebung von diesem Lehramte. Später wirkte er als Lehrer der Theologie für die Ordenscleriker und bekleidete viele Jahre das Amt des Bibliothekars; 1875–84 war er Prior.

Aus der reichen wissenschaftlichen Thätigkeit Mittermüller’s auf historischem Gebiete sind als seine Hauptwerke zuerst zu nennen: „Das Kloster Metten und seine Aebte (Straubing 1856) und „Leben und Wirken des frommen Bischofs Michael Wittmann von Regensburg. Aus Actenstücken und den hinterlassenen Papieren des Dahingeschiedenen zusammengetragen“ (Landshut 1859). An die große Wittmann-Biographie schlossen sich später die Schriften an: „Erbauliche Züge aus dem Leben und Wirken des gottseligen Bischofs Michael Wittmann in Regensburg“ (Landshut 1863) und „Georg Michael Wittmann, ein priesterliches Musterbild“ (Münster 1873, Zeitgemäße Broschüren, 8. Bd., 6. Heft). Als Gymnasialprogramme von Metten erschienen die Schriften: „Die bischöflichen Seminarien und ihre Gegner“ (1849); „Historische Erläuterungen über einige controverse Thaten und Lebensumstände Karls des Großen“ (1850); „Das Zeitalter des heiligen Rupert“ (1854; 2. Aufl. Straubing 1855); „Winke und Erinnerungen zum Studium der Geschichte für Gymnasial-Schüler“ (I u. II, 1859 u. 1860); „Herzog Arnulf von Bajoarien“ (1863); „Albert der Dritte, Herzog von München-Straubing“ (I u. II, 1867 u. 1869). Zum Theil aus Arbeiten, die vorher in den Studien und Mittheilungen aus dem Benedictiner-Orden (5. Jahrg. 1884) erschienen waren, ging seine letzte größere Schrift hervor: „Beiträge zu einer Geschichte der ehemaligen Benedictiner-Universität in Salzburg“ (Salzburg 1889). Von seinen in verschiedenen Zeitschriften erschienenen kleineren historischen Arbeiten seien noch genannt: „Protestantische Elemente in Giesebrecht’s Kaisergeschichte“ (Katholik 1863, II, S. 221–230, 318–331, 439–460; 1864, II, S. 329–858, 568–584; 1865, I, S. 191–209; 1866, I, S. 338–346); „Arno, Erzbischof von Salzburg“ (Chilianeum [Würzburg], 6. Bd., 1865, S. 209–219, 256–268); „War Bischof Piligrim von Passau (971–991) ein Urkundenfälscher?“ (Katholik 1867, I, S. 337–362); „Die religiösen und kirchlichen Beziehungen Herzog Albrechts III. von Bayern“ (Histor.-polit. Blätter, 60. Bd. 1867, S. 365–375); „Erzbischof Wilhelm von Mainz“ (Katholik 1868, I, 563–583); „Johannes Trithemius als Geschichtschreiber“ (Histor.-polit. Blätter, 62. Bd. 1868, S. 837–855; nach Silbernagl); „Conrad Wimpina“ (Katholik 1869, I, S. 641–681; II, S. 1–20, 129–165, 257–285, 385–403); „Ludwig der Baier und Papst Johann XXII.“ (Katholik 1872, I, S. 207–225); „Ergänzungen zur Biographie und litterarischen Thätigkeit des Abtes Rupert Kornmann von Prüfening“ (Studien und Mittheilungen aus dem Benedictiner-Orden, 4. Jahrg. 1883, Bd. I, S. 107–114, 335–356); „Correspondenz König Ludwig’s I. von Bayern mit Eduard v. Schenk“ (Histor.-polit. Blätter, 94. Bd. 1884, S. 576–593, 638–657); „Mehrere Briefe des Fürsten Alexander v. Hohenlohe aus der Zeit seiner Thätigkeit in Bamberg (1817–1821)“ (Studien und Mittheilungen, 6. Jahrg. 1885, Bd. II, S. 122–134). Dogmatisches: „Nachklänge zu dem [423] vaticanischen Decrete von der Unfehlbarkeit des päpstlichen Lehrprimates“ (Katholik 1873, I, S. 50–68); „Thomistische Aphorismen über Freiheit und Gnade“ (Katholik 1874, II, S. 641–665); „Die lehramtliche Unfehlbarkeit des Papstes und deren Ausdehnung oder Einengung“ (Studien und Mittheilungen, 7. Jahrg. 1886, Bd. I, S. 79–87); „Heiligkeit der Kirche“ (ebd., 10. Jahrg. 1890, S. 175–184). Auf dem Gebiete des Kirchenrechts ließ er erscheinen: „Kanonisches Recht der Regularen nach Bouix. In einen deutschen Auszug gebracht und mit Zusätzen versehen“ (Landshut 1861); die Abhandlung „Ueber das Alter des Gesetzes, das die Geistlichen zur Ehelosigkeit oder ehelichen Enthaltsamkeit verpflichtet“ (Katholik 1866, I, S. 528–551); zwei kleinere Beiträge zur Geschichte des Cölibats im Archiv für katholisches Kirchenrecht, 16. Bd. (1866), Sonstiges im Archiv, 26. Bd. (1871), 47. Bd. (1882). Kleinere Beiträge verschiedenen Inhalts, außer den genannten, in den Studien und Mittheilungen 1882–1889. Die 2. Auflage des Kirchenlexikons von Wetzer und Welte enthält von ihm mehrere Beiträge zur Ordensgeschichte, besonders zur Gelehrtengeschichte des Benedictinerordens. Als Festschriften zum Ordensjubiläum veröffentlichte er die Ausgaben: „S. Gregorii Magni Dialogorum liber II de vita et miraculis S. Benedicti“ und „Expositio regulae ab Hildemaro tradita et nunc primum typis mandata“ (beide Regensburg 1880).

Die genaueren biographischen Daten verdanke ich der gütigen Mittheilung des Herrn Prof. P. Bernhard Ponschab O. S. B. in Metten. – Vgl. auch Lindner, Die Schriftsteller des Benedictiner-Ordens in Baiern, Bd. II (1880), S. 50 f.; Nachträge (1884), S. 45. – P. B. Ponschab, Gesch. d. humanist. Gymnasiums im Benedictinerstifte Metten (Progr. von Metten 1901), S. 25 f., 29 f.