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Artikel „Meyn, Ludewig“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 648–650, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meyn,_Ludewig&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 14:38 Uhr UTC)
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Band 21 (1885), S. 648–650 (Quelle).
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Meyn: Claus Christian Ludewig M., Naturkundiger, war geboren zu Pinneberg in Schleswig-Holstein, wo sein Vater Dr. A. L. A. M. damals Arzt und Kreisphysikus war, der aber 1833 als Professor der Medicin nach Kiel berufen, dahin übersiedelte, 1851 von der dänischen Obercivilbehörde aus seinen Aemtern entlassen † am 15. November 1859. In Kiel besuchte M. zuerst die Privatschule des Candidaten Martens († am 6. August 1865 als zweiter Lehrer am Lehrerseminar in Segeberg). Dieser trieb mit Liebhaberei Naturwissenschaften und begeisterte seine Schüler dafür. Hierauf besuchte er das Kieler Gymnasium und danach noch auf ½ Jahr das Hamburger Johanneum, um sich in den Naturwissenschaften zu vervollkommnen. Dann bezog er 1839 die Universität Berlin und studierte hier 3 Jahre vorzugsweise Chemie. Alexander v. Humboldt, Leopold v. Buch und Karl Ritter waren seine Lehrer, denen er auch persönlich nahe trat. Er ward Assistent in dem chemischen Laboratorium des Professor Dr. Marchand. Zuletzt zog ihn jedoch Professor Dr. Weiß fast ganz der Mineralogie zu. Er vollendete seine Studien auf der Kieler Universität, wo er 1844 zum Dr. philos. promovirte mit einer Inauguraldissertation: „Ueber Mineralsysteme“. Nun begab er sich nach Kopenhagen, wo er in nähere Verbindung mit den Professoren H. C. Oersted und Forchhammer trat, auch ein königliches Reisestipendium erlangte. Nachdem er damit den Harz bereist, in [649] Wien und Berlin sich aufgehalten, habilitirte er sich 1846 als Privatdocent an der Kieler Universität und ertheilte zugleich naturwissenschaftlichen Unterricht an dem dortigen Gymnasium. Er legte hier eine bisher gänzlich vermißte mineralogische Sammlung an und hatte es damit schon 1847 zu 1500 Handstücken gebracht und beschrieb sie in den „Geologischen Beobachtungen in Schleswig-Holstein“ 1848, die man als die erste Grundlage zu einer Geognosie Schleswig-Holsteins bezeichnen kann, später folgte dem: „Die Bodenbildung der Herzogthümer Schleswig-Holstein“, 1870. 1848 ward M. von der derzeitigen provisorischen Regierung zum Obersalineninspector in Oldesloe und Bergkontrolleur ernannt, aber 1852 bei Rückkehr des dänischen Regiments dieser Aemter wieder entlassen. Doch ward es ihm bewilligt als Privatdocent wieder nach Kiel zu gehen. Es wurde ihm indeß zugleich bemerkt, daß auf eine Professur ihm keine Hoffnung gemacht werden könne, daher kaufte er später ein Fabrikgeschäft in Uetersen, Holzsägemühle, Kalkbrennerei und Papiermühle. Letztere ließ er sogleich eingehen und gründete dafür eine Fabrik künstlicher Dünger, die sich großen Ruf erworben und noch blüht. Hier hat er sich außerdem eine umfassende Wirksamkeit erworben. Nicht nur betrieb er mit Eifer und Umsicht sein Fabrikgeschäft in ausgezeichneter Weise, sondern setzte auch seine naturwissenschaftlichen Studien fort und ist in diesem Fach ein besonders fruchtbarer Schriftsteller geworden. Von 1858 an trat er als „Wirthschaftsfreund“ als Mitarbeiter an den weit verbreiteten Itzehoer Nachrichten ein und beantwortete in denselben allwöchentlich die vielen wirthschaftlichen Fragen, die fortgehend zahlreich an ihn gerichtet wurden. Man hat gezählt, daß 13,400 Spalten von ihm beschrieben sind, welches 837 Druckbogen ausmacht. Außerdem finden sich eine Menge Abhandlungen von ihm in verschiedenen Zeitschriften: in den neuen Kieler Blättern, Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Mittheilungen des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse nördlich der Elbe, Archiv für Anthropologie, Neues Jahrbuch für Mineralogie, Cottaische deutsche Vierteljahrschrift, Petermanns Mittheilungen, Ausland, Journal für praktische Chemie, Landwirthschaftliche Zeitung u. s. w. Sie betreffen Geologie und übrige Naturwissenschaften, Technologie, Landwirthschaft u. s. w. und sind ausführlich verzeichnet bei Dr. Berendt (Ludwig Meyn’s Leben etc.). Auch größere Schriften gab er heraus: „Neue allgemeine und wohlfeile Methode der höchsten Wiesenkultur“ 1854, „Die nachhaltige Vertilgung des Duvok“ 1854, „Torfconcentrationsmethode Challatons“ 1856, „Das Salz im Haushalt der Natur“, 1857, „Die Plaggenwirthschaft“ 1858, „Zur Geologie der Insel Helgoland“ 1864, „Aufklärungen über den Guanohandel“ 1867, „Ueber die geognostischen Verhältnisse der Herzogthümer Schleswig-Holstein“ 1870, „Der Asphalt“ 1872, „Die richtige Würdigung des Peru-Guano“ 1872, „Geognostische Beschreibung der Insel Sylt“ 1876, „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, Briefe an eine Freundin über die natürliche Geschichte der Schöpfung“ 1878, „Die Bodenverhältnisse der Provinz Schleswig-Holstein“ 1882. Daneben, wie er schon als Student eine Sammlung Gedichte 1843 herausgegeben und noch 1866 ein Lustspiel: „Fünf Stunden Abenteuer“, hat er fortgehend das Bedürfniß gehabt, seine Gedanken poetisch zu gestalten. „Immer dem Idealen zugewandt, war er ein Feind und Verächter jedes gemeinen Materialismus.“ Seit 1863 gab er ein landwirthschaftliches Taschenbuch jährlich heraus, seit 1872 einen schleswig-holsteinischen Hauskalender, die beide fortgesetzt werden. Auch lieferte er zu dem Volksschullesebuch von Dr. Keck und Johannsen die naturwissenschaftlichen Artikel. Er hat demnach eine außerordentliche Arbeitskraft entwickelt und sich einen umfassenden Wirkungskreis, eine große Popularität zu verschaffen verstanden. Nachdem er vorher einen geringeren Schlaganfall gehabt, starb er, auf einer Geschäftsreise [650] in Hamburg unerwartet plötzlich am 4. November 1878. Er war Mitglied der Holsteiner Ständeversammlung und der Schleswig-Holsteinischen Gesammtsynode.

Poggendorffs biogr.-liter. Handwörterbuch der exact. Wissensch. II 142. Dr. Kecks Nekrolog in L. Meyn’s Hauskalender 1880 u. Dr. G. Berendt, Dr. L. Meyn’s Lebensabriß und Schriftenverzeichniß desselben. Berlin 1882.