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Artikel „Meyer, Konrad“ von Johann Rudolf Rahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 608–609, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meyer,_Conrad&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 13:21 Uhr UTC)
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Meyer: Konrad M., Maler und Kupferätzer, Sohn des Dietrich M. (S. 564), geb. in Zürich 1618, † ebendaselbst 1689. Er hat während seines 71jährigen Lebens die künstlerischen Familientraditionen in einer geradezu unglaublich fruchtbaren Weise gepflegt. Nachdem er den ersten Unterricht von seinem Vater empfangen hatte, begab er sich nach Bern, um dort die Werkstätten des älteren Joseph Werner und Joseph Plepps zu besuchen. Auf einen längeren Aufenthalt in Lyon mußte der Pest wegen verzichtet werden. Ueber Bern begab sich M. nach Frankfurt a. M., wo er bei Matthäus Merian (o. S. 422) eine weitere Ausbildung als Maler und Kupferätzer empfing, und nach Augsburg. Ueber München, Landshut, Ingolstadt und hierauf nochmals in Augsburg vorsprechend, wo er einige Bildnisse malte, kehrte er 1642 in die Heimath zurück. M. scheint ein frühreifes Talent gewesen zu sein. Schon im 18. Jahre soll er, nach Füßli’s Bericht, das Bildniß seines Vaters auf meisterhafte Weise gemalt haben. Mehrere Oelgemälde sind noch vorhanden, unter denen das bedeutendste, das Brustbild seines greisen Vaters, die Sammlung der Künstlergesellschaft von Zürich bewahrt. Von Lieblingsgegenständen, die der Meister wählte, führt Füßli Landschaften auf, die M. nach damaligem Geschmacke als „Jahreszeiten“ u. dgl. ausstaffirte. Auch im Fresco hat er sich gelegentlich versucht. Proben davon sind die frischfarbig, aber nicht sehr geistvoll ausgeführten Scenen aus der antiken Geschichte, die man vor etlichen Jahren in dem Hause Nr. 28 an der Augustinergasse in Zürich wieder aufgefunden hat. Günstiger fällt das Urtheil über die Handzeichnungen aus, von denen sich eine reiche Auswahl im Besitze der Künstlergesellschaft in Zürich befindet. M. bewährt sich hier als vorzüglicher und selbst geistvoller Landschafter, er hat treffliche Porträts geliefert und die kunstgeschichtlich werthvollen Skizzen nach einigen Gruppen aus Nikolaus Manuel’s Todtentanz im Berner Dominicanerkloster und dem heiligen Ursus auf Holbein’s Madonna von Solothurn hinterlassen. Meyer’s eigentlichstes Wirkungsgebiet ist aber dasjenige seines Vaters Dietrich und seines Bruders Rudolf, die Beschäftigung mit der Radiernadel gewesen. Die Zahl seiner Aetzblätter mag sich auf mehr als tausend beziffern. Die besten stammen aus seiner früheren Zeit, Neujahrsblätter für die Stadtbibliothek von Zürich aus den Jahren 1646–1649, unter denen die „Tischzucht“ zu den liebenswürdigsten Culturbildern gehört, welche von deutschen Meistern des 17. Jahrhunderts gezeichnet worden sind. Dieselbe anheimelnde Stimmung und einen liebevollen Fluß der Ausführung zeigen die Schilderungen der vier Jahreszeiten, durch Landschaften aus der Umgebung Zürichs repräsentirt, in denen die verschiedenen Lustbarkeiten und Beschäftigungen geschildert werden, endlich die Sammlung von Kinderspielen, die Lebensalter, die Werke der Barmherzigkeit etc. Außerdem hat M. mehrere Porträtsammlungen und eine Unmasse von Titelblättern und Illustrationen vorwiegend religiösen Inhalts geliefert, wobei er aber mehr und mehr in ein Hantieren mit abgenutzten Recepten verfiel und auch als Techniker den Ernst und die geistvolle Frische seines früheren Schaffens vermissen ließ. Bezeichnend für die geschäftsmäßige Art seines späteren Betriebes ist es wol auch, daß er trotz der streng protestantischen Umgebung, in der er lebte, sehr [609] umfangreiche Aufträge von katholischen Bestellern übernahm. So hat er mehr als 100 Heiligenbilder für ein uns unbekannt gebliebenes Kalendarium oder Martyrologium geätzt. Am unerträglichsten ist er da, wo er das damals beliebte Gebiet der Mythologie und der Allegorie betreten hat; besonders gilt dies von den Gedächtnißblättern, die der alternde Meister als Seitenstücke zu den „Neujahrsblättern“ auf eigene Rechnung vertrieb. Will man sehen, in welche Sackgasse die Allegorie im Gefolge des späteren Protestantismus gerieth, so bieten diese Erzeugnisse die lehrreichsten, aber auch die betrübendsten Aufschlüsse dar. Zwei Söhne Meyer’s haben die angestammte Kunst in dritter Generation vertreten: Dietrich der Jüngere, geb. 1651, der als Goldschmied eine Anzahl nicht übler Ornamentblätter stach, und Johannes, geb. 1655, † 1712, der, von Hause aus nicht ohne Begabung, bei sorgfältiger Praxis wol recht Tüchtiges leisten konnte, im Uebrigen wie sein Vater in die Dutzendarbeit verfiel. Ein Sohn des jüngeren Dietrich, Johann Jacob M., zeichnete sich, wie Hardmeyer berichtet, als Goldschmied durch besondere Geschicklichkeit in getriebenen Arbeiten aus.

Zur Litteratur vgl. s. v. Dietrich Meyer. J. R. Rahn im Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1882, S. 136 u. ff.