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Artikel „Meyer, Leopold von“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 609, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meyer,_Leopold_von&oldid=- (Version vom 7. November 2024, 22:29 Uhr UTC)
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Meyer: Leopold v. M., geb. am 20. December 1816 in Baden bei Wien, gehörte seiner Zeit zu jenen fahrenden Virtuosen, welche, unterstützt durch mancherlei günstige Umstände, oft einen über ihre eigentliche Bedeutung weit hinausgehenden Ruf erlangen. Meyer’s Vater war Badearzt in Baden und bestimmte den Sohn für den Staatsdienst, wozu dieser die üblichen Studien machte, daneben aber auch Unterricht in der Musik erhielt. Als der Vater plötzlich an der Cholera starb, erwählte M. die Musik zum Lebensberuf und bildete sich unter Czerny’s und Fischhof’s Leitung zum Pianisten aus. Trotz dieser classischen Lehrer überließ sich M. sehr bald seinem eigenen, zum Excentrischen und Aeußerlichen hinneigenden Instincte und begann im J. 1835 jene Irrfahrten, welche ihn durch ganz Europa und einen Theil Amerikas führen sollten. Sichere Erfolge erzielte er auf seinen zahlreichen Kunstreisen unter Anderem dadurch, daß er in jedem Lande selbstcomponirte Phantasien und Variationen über die landesüblichen Volkslieder vortrug. Außerdem cultivirte er in allen seinen Programmen den Wiener Walzer und trug dadurch zur Verbreitung desselben bei. Die Fingerfertigkeit Meyer’s war bedeutend, doch fehlte es seinem Spiele an schönem Anschlag, Geschmack und Liebreiz. Das classische Gebiet der Claviercomposition war ihm verschlossen: er konnte nur seine eigenen, sehr dem Aeußerlichen huldigenden Werke spielen, deren es über 200 gibt und die fast alle vergessen sind. Höchstens werden jetzt noch folgende Sachen von ihm verlangt: Chant bohémien; Carneval de Venise (op. 31); Air bohémien russe (op. 45); Marche triomphale d’Isly (op. 30); La Danse indienne (op. 64); Grande Marche triomphale (op. 114). M. führte den Titel eines k. k. österreichischen Kammerpianisten, war Inhaber des Medjidjeordens und starb am 6. März 1883 in Dresden, wo er sich zuletzt niedergelassen hatte, im Kreise seiner Familie.

Wurzbach, Lexicon des Kaiserthums Oesterreich, 18. Theil, S. 157 ff.