ADB:Mederer, Johann Nepomuk
Mederer: Johann Nep. M., Historiker, geb. den 2. Juni 1734 zu Stöckelsberg in der Oberpfalz, † zu Ingolstadt am 13. Mai 1808. Im J. 1753 in den Jesuitenorden getreten, an dessen Gymnasien und Lyceen zu Ingolstadt, Landsberg, Kaufbeuern, Straubing und Amberg er seit 1755 die Humaniora und philosophische Fächer lehrte, scheint M. die Ernennung zum Professor der Geschichte an der Universität Ingolstadt im J. 1768 hauptsächlich dem Umstande verdankt zu haben, daß der Provinzial keinen anderen einigermaßen tauglichen Inländer seines Ordens für den erledigten Lehrstuhl vorschlagen konnte. Dadurch erklärt sich auch zur Genüge, warum M. nach Aufhebung des Jesuitenordens in die theologische Facultät, wo Kirchengeschichte sein Hauptfach bildete, und das folgende Jahr als Professor derselben wie des geistlichen Rechts an das Münchener Lyceum versetzt ward. Nach Aufgabe dieser Stellung angeblich aus litterarischem Grunde (1775) wußte er sich zunächst wieder Functionen bei Attributen der Landesuniversität, dann aber, unter einer neuen Regierung, noch zweimal, im J. 1780 und – schon das nächste Jahr in Folge organischer Maßregeln davon enthoben – neuerdings 1784 die Professur der vaterländischen Geschichte und historischen Hilfsdisciplinen, 1785 auch die der Weltgeschichte dortselbst zu verschaffen; letzterer Gegenstand wurde indeß zehn Jahre später auf seinen Anlaß aus dem Lehrplane gestrichen. Daneben konnte M. (seit 1788) eine Ingolstädter Pfarrei versehen, auf die er sich im J. 1800 bei Uebersiedelung der Hochschule nach Landshut ganz zurückzog. Schriftstellerisch hat er unter Anderem die Geschichte der Agilolfinger behandelt und eine für jene Zeit (1793) erträgliche Ausgabe der Leges Baiuwariorum veranstaltet. Seine Hauptleistung sind die 1782 erschienenen „Annales Ingolstadiensis academiae“ (4 Thle.), deren bei dem Jubiläum der Universität (1772) beschlossene Abfassung der Senat ihm 1775 nicht ohne Bedenken übertrug. Und in der That, gerade dieses Werk leidet an den erheblichsten Schwächen, welche theils durch das Fähigkeitsmaß, theils durch die jesuitische Denkart des Verfassers bedingt waren. Als Geschichte der Universität mit Ausnahme des Urkundenbuches veraltet, bleibt es jedoch ein Behelf für biographische und genealogische Forschung.