ADB:Mayr, Georg (Sprichwörtersammler)
Schelhorn, Erläuterungen S. 118; Eggel, Nachricht von der Einrichtung des Gymnasiums zu Oehringen, 1783, S. 5, eine natürliche Folge war, daß dieselben auch häufig in den Rath befördert wurden, vgl. Biedermann, Acta scholastica IV, 253 und Kundmann, Academiae et Scholae Germaniae, Bresl. 1741, 4. Was dagegen den Namen „Schulmeister“ anbelangt, so führten diesen nicht blos die Lehrer der sogen. deutschen, sondern auch bis in das 17. Jahrhundert die Rectoren einer lateinischen Schule und erst 1657 wurde in Sachsen auf kurfürstlichen Befehl der Titel „Rector“ eingeführt. Ebenso waren die Schulmeister des Mittelalters nicht selten auch Pfarrer, so erzählt Zingg (bei Oefele, Scriptores rer. boic. I, 248, vgl. auch Ruhkopf, Gesch. des Schul- und Erziehungswesens in Deutschland I, 110), daß ein Konrad Seybold, der im 14. und 15. Jahrhundert lebte, damals Pfarrer zu U. L. F. in Augsburg, vorher aber Schulmeister in Memmingen gewesen war. Die Sprichwörter, welche M. sammelte und in den Druck gab, führen den (hier gekürzten) Titel: „Etliche hundert schöner, lustiger vnd gemeiner Teutscher Sprüchwörter .. welche vormalen nicht in Truck außgangen .. Anno 1567“. 12° (nicht 8°, auch nicht 32, sondern 40 Bl., wovon 3 Bl. Vorst.). [137] Das Buch ist dedicirt „Dem Edlen vnn Ehrenvesten Herrn Melchior Lingken, Bürgern zu Augspurg“ und die Rückseite des vorletzten Blattes trägt den Kolophon: „Gedruckt zu Augspurg, durch Philipp Vlhart, inn der Kirchgassen, bei Sanct Vlrich.“ Obgleich das Buch schon im folgenden Jahre eine nach Innen wie Außen unveränderte Auflage erlebte, so ist es doch für die Quellenkunde des deutschen Sprichworts ein sehr unbedeutendes Werkchen. Zwar versichert der Verfasser in der Widmung, daß seine Sprichwörter noch ganz unbekannt seien und daß „obwohl vor etlichen jaren, zu Franckfurt, vnd anderen Orten, etliche Exemplar, darinnen vil tausent mit jrer Explication getruckt worden, doch diese meine Sprüchwörter, nye nicht in Truck kommen, noch mit eingemengt seind“. Aber es ist diese Versicherung nur insofern richtig, als man für den Begriff des Sprichworts die weitesten Grenzen zieht und dafür auch Sentenzen, Maximen und ähnliche moralische Wahrheiten gelten läßt. Aus solchen aber, die allerdings nicht übel gewählt sind, auch in schlichter und kräftiger Sprache gegeben sind, besteht das Büchlein zu weit mehr als zwei Drittel. An echten und gerechten Sprichwörtern aber, an solchen, die nach Matthesius (Historien D. M. Luther’s, 1573, S. 102) „von wenig Worten sind, die aber vil nachdenckens geben vnd hafften vnd kleben lange vnd podern vnd rumpeln im hertzen, als wenn man einem ein floch ins ohr setzet“, von solchen lassen sich, auch bei der liberalsten Zählung nur 79 und zwar der allergewöhnlichsten zusammenlesen und auch deren Nachweis in dem „zu Franckfurt vnd anderen orten gedruckten Exemplar“ erfordert weder Zeit noch Mühe. Der Verfasser hat offenbar die zu Frankfurt bei Christian Egenolff gedruckten sogen. „Klugreden“ im Auge (vgl. meinen Aufsatz im Serapeum 1866 S. 177–188: Die Ausgaben der Klugreden 1548–1691). Außer dieser Sammlung schrieb M. noch: „Kurzer Bericht gleich aim Register, oder Anweisung in das gantz Psalmbuch: was für Psalmen … mit den Predigen … mögen gesungen werden“, die Widmung ist an Joh. Thücher, Augsburger Bürger, und datirt vom 24. Juni 1570. Welchen Inhalts ein drittes Buch des Verfassers sei, das Elias Ehinger im Catal. der Bibl. August. p. 493 kurz als „Wegbüchlein“ bezeichnet, ist mir unbekannt. Unter einem „Gregorius Meyer“ vermuthet Goedeke (Grundr. I, 187) wol nicht mit Unrecht unsern M. Derselbe wird als Organist bezeichnet und es finden sich unter seinem Namen in den Frankfurter Psalmen von 1581 Bl. 37 und Bl. 66 folgende 2 Lieder: „Christus der ist erstanden – das Heil kam uns zu handen“; „O vatter unser der du bist in himmlen da dein wohnung ist“.
Mayr: Georg M., Parömiograph im 16. Jahrhundert. Ueber sein äußeres Leben ist wenig mehr bekannt, als was er selbst auf dem Titel seiner Sprichwörtersammlung von sich angibt: er war „Notarius und Teutscher Schulmeister zu Augspurg“, nach Veith war er das letztere „in Ecclesia discalceatorum (Barfüßer) Augustae“. Daß die Schullehrer aber in früheren Zeiten häufig Notarii publici waren, lehren viele Beispiele, vgl. u. A.- Veith, Bibl. Augustana VI, 133. XII, 11. Nopitsch, Literatur der Sprichwörter (1833) S. 31 (wo er irrig „Gerhard“ genannt ist). Goedeke, G. I, 112. 187.