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Artikel „Ulhart, Philipp“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 186–187, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ulhart,_Philipp&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:03 Uhr UTC)
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Ulhart: Philipp U. (so, nicht Ulhard, wol aber Ulhardus) nennt sich ein namhafter Buchdrucker des 16. Jahrhunderts, der in Augsburg, aber nicht auch, wie Manche behaupten, in München thätig war. In Augsburg hatte er in früherer Zeit (nach Drucken von 1530, 1539) seine Werkstätte in „St. Katharinen Gassen“, in späterer (1552 ff.) in der „Kirchgassen bei St. Ulrich“. Das früheste uns bekannt gewordene Erzeugniß seiner Presse, das ein Datum trägt, fällt ins Jahr 1529, von den undatirten Drucken ist jedoch die bis 1528 fortgeführte deutsche „Chronica“ mit Sicherheit dem Jahr 1528 zuzuweisen. In der langen Zeit, die zwischen diesem Jahre und Ulhart’s Tod liegt – letzterer fällt wol ins Jahr 1568, in diesem wurde seine Hinterlassenschaft getheilt –, hat unser Meister eine große Zahl von Drucken hergestellt, welche den verschiedensten Gebieten angehören. Doch treten theologische Schriften evangelischer Richtung besonders stark hervor. Merkwürdiger Weise erscheint übrigens mitten unter ihnen eine Erklärung des Meßkanon, und auch das Aktenstück, durch welches das Interim verkündigt wurde, ist aus seiner Presse in die Welt hinausgegangen. Das alles hinderte aber nicht, daß U., wie so mancher Buchdrucker des 16. Jahrhunderts, auf den Index kam. Außerdem hat dieser Meister auch durch den Druck von Musikwerken sich bekannt gemacht. Sein Druckerzeichen, wie es z. B. von Roth-Scholtz, Thesaurus symbolorum, 1730, Nr. 158 wiedergegeben ist, besteht aus einem Schild mit Helm, Decke und Kleinod (Büffelhörnern); im Schild und zwischen dem Kleinod ist je eine Eule. Woher U. stammte und wann er geboren ist, ließ sich nicht feststellen; nur so viel ist sicher, daß er kein Bürgerskind von Augsburg war, denn 1548 erwarb er das dortige Bürgerrecht. Nicht zu verwechseln mit diesem Ph. U. ist sein gleichnamiger Sohn, der nach des Vaters Tod das Geschäft fortführte, dasselbe jedoch [187] 1574, mindestens für einige Jahre, nach Lauingen verlegte. Ein zweiter, jüngerer Sohn ist der Rathsbuchdrucker Johann Anton U. in Ulm; derselbe war zwar nicht schon 1549 (Weyermann), wol aber von 1571 ab dort thätig und kommt noch 1609 in Ulm und zwar als Papiermacher vor.

Vgl. die Drucke Ph. Ulhart’s, wie sie insbesondere bei Kuczynski[WS 1], Thesaurus libellorum historiam reformationis illustrantium, 1870–84, Nr. 85. 201. 213. 445. 559. 881. 905. 1003. 1855, 66; 1968, 84, 85; 2025, 47, 48; 2444, 88; 2950. 3025. 3185. 3474 und bei Wackernagel, Bibliographie z. Gesch. des deutschen Kirchenlieds, 1855, S. 156. 164 f. 253. 282. 363 verzeichnet sind. Ergänzungen lassen sich aus Hirsch, Millenarius I–IV, 1746–49 (s. Regist.), Zapf, Augsburgs Buchdruckergeschichte II, 1791, S. 184 ff., Panzer, Annales typogr. (auch den Suppl.) entnehmen. Musikdrucke findet man bei Wackernagel (s. o.) und Eitner[WS 2], Bibliographie der Musiksammelwerke, 1877 (s. Register). Im übrigen wäre noch die Geschichte des deutschen Buchhandels I, 1886, S. 565 f. zu vergleichen. In Betreff des Joh. Anton U. s. Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels X, 1886, S. 170 f. Außerdem lagen für alle drei Ulhart Auszüge aus dem Augsb. Stadtarchiv vor.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Arnold Kuczyński, Antiquar, nach dem Tod von August Fidelis Butsch (1805–1879) offenbar Inhaber von dessen Antiquariatsbuchhandlung Fidelis Butsch Sohn in Augsburg.
  2. Robert Eitner (1832–1905), Privatgelehrter und Musikbibliograph.