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Artikel „Matras, Josef“ von Egon von Komorzynski in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 230–231, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Matras,_Josef&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 06:29 Uhr UTC)
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Matras: Josef M., berühmter Wiener Komiker. M. ist am 2. März 1832 in Wien geboren worden. Er war der Sohn eines Schneiders und kam noch als Knabe zu seinem Oheim, einem Gastwirth in der Josefstadt in Wien. Fleißiges Arbeiten – das ihm eine lebenslängliche schiefe Körperhaltung eintrug – ließ M. gar bald zum Kellner avanciren und die Lust an Theater und Bänkelsängerei, die ihn jeden Sparpfennig zum Besuche des nahegelegenen volksthümlichen Josefstädter Theaters verwenden ließ, machte ihn bald zu einem tüchtigen Volks- und Coupletsänger, der erst bei den Stammgästen des Wirthshauses [231] beliebt war, endlich aber auf und davon ging. 1852 erntete M. auf einer Reise nach Krems, St. Pölten und Klosterneuburg große Triumphe, und am 15. August wurde er von dem berühmte Volkssänger Kwapil als Theilnehmer an seiner Gesellschaft engagirt. Ein neuerliches Wanderleben führte ihn nach Wels, Pest und andere Orte, wo er als Sänger und Chorist sein Leben fristete. Im Mai 1855 etablirte er sich wieder in Wien als Volkssänger in Gemeinschaft mit seinem Freunde Johann Fürst, und als Fürst seine „Singspielhalle“ im Prater – das heutige „Lustspieltheater“ – begründete, wurde M. Sänger daselbst. Von dort aus engagirte ihn Director Ascher als Komiker an das Carltheater, und diese Bühne war es, an der M. seinen Ruhm begründete. Er galt bald als ein nahezu unübertrefflicher Komiker; seine Stärke lag keineswegs in der Uebertreibung und in der Caricatur, sondern in dem unerschütterlichen Ernst, den er unter allen Umständen bewahrte, und in der Consequenz, mit der er sich in den darzustellenden Charakter einzuleben wußte. Männer wie Laube haben ihn einen Meister auf seinem Gebiete genannt und sein Name war in aller Mund; im Verein mit Knaack und Blasel war M. der bedeutendste Komiker seiner Zeit. Leider zeigten sich bald Spuren geistigen Verfalls und im J. 1882 verlor M. während einer Vorstellung der Posse „Die Vorlesung bei der Hausmeisterin“ das Gedächtniß, sodaß die Vorstellung nur unter großen Schwierigkeiten zu Ende geführt werden konnte. Am 5. October 1882 mußte er in eine Irrenanstalt gegeben werden, wo er langsam völlig verblödete und am 29. September 1887 starb.

Eisenberg, Bühnenlex. S. 653. – Neue Freie Presse, 27. Oct. 1882.