ADB:Marner
Walther von der Vogelweide hat er, obwol nicht ritterlicher Herkunft, Lieder und Sprüche gedichtet und hohes Ansehen erworben. Von gleichzeitigen Kunstgenossen wird er beneidet und bekämpft, von jüngeren gepriesen, die Meistersänger zählten ihn unter die zwölf Meister ihrer Kunst und bedienten sich seiner Weisen. Die Art seiner Dichtung entspricht dem Geschmack der Zeit; er behandelt sehr mannigfaltige Stoffe, geistliche und weltliche, ohne Wahl; Gelehrsamkeit wird mehr gesucht als Anmuth. Auch das persönliche Auftreten des gerühmten Sängers zeigt wie um die Mitte des Jahrhunderts mit der Kunst die Künstler sanken. Zu wiederholten Malen tritt er mildeheischend hervor, zudringlicher als Reinmar, geschweige Walther. So in einem Preisgedicht auf einen Grafen von Henneberg, vermuthlich Hermann, der 1247 als Throncandidat auftrat. Mit großen Lobsprüchen überhäuft er ferner den jungen Konradin, als dieser 1267 sich nach Italien aufmachte. Am Rhein erfuhr er, wie der Bruder Wernher, schlechte Behandlung; er ärgert sich über Geiz, Geziertheit und Uebermuth des Volkes. In hohem Alter und erblindet wurde er erschlagen; der Rumzlant beklagte seinen Tod.
Marner: (Konrad?) M., ein Dichter aus Schwaben, dessen Thätigkeit von 1230–1267 nachweisbar ist. Er hatte sich gelehrte Bildung angeeignet und verstand es auch lateinische Verse zu setzen. Wie sein Meister- MSH. 4, 524–536. Strauch, Der Marner, Straßburg 1876. Bartsch, Liederdichter,² Nr. XLII.