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Artikel „Marlow, F.“ von Franz Schnorr von Carolsfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 395–396, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marlow,_F.&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 23:10 Uhr UTC)
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Marlow, F. Unter diesem Schriftstellernamen verbirgt sich der Dichter Hermann Ludwig Wolfram (Wolfram-Müller), der am 9. December 1807 zu Schkeuditz geboren war und am 11. März 1852 im Georgenhause zu Leipzig starb. Vorbereitet auf dem Gymnasium zu Merseburg, unter dessen Schüler er am 22. Januar 1825 aufgenommen wurde, studirte er in den Jahren 1827–1829 in Halle, während des Wintersemesters 1829–1830 in Berlin Theologie. Sein Vater, Georg Karl Wolfram, erst Privaterzieher, dann Rector der Stadtschule zu Schkeuditz, war zu der Zeit, als W. die Universität Halle bezog, bereits verstorben. In Berlin genoß W. den Umgang Ludwig Devrient’s, den er daher auch in seiner Schrift „Dichter-Nachtwege. Novellistische Blätter (1839)“ als Theilnehmer an der Handlung auftreten läßt. Wo und unter welchen Verhältnissen er die folgende Zeit verlebte, darüber fehlt zwar fast jede Nachricht; doch deutet eben dieser Umstand darauf hin, daß W. niemals eine feste bürgerliche Stellung eingenommen hat. Wahrscheinlich ist Leipzig der Ort gewesen, wo er den größten Theil seines übrigen Lebens verbrachte; zeitweilig hielt er sich aber, nach Ausweis der Dresdener Adreßbücher auf die Jahre 1844 und 1845, auch in Dresden auf. Außer den bereits angeführten „Dichter-Nachtwegen“ gab er heraus „Faust. Ein dramatisches Gedicht“ (1839) und, mit einer Widmung an Nicolaus Lenau, „den Beurtheiler voll Freundlichkeit“: „Gutenberg. Drama in fünf Aufzügen“ (1840); ferner während seines Dresdener Aufenthaltes einen kleinen Aufsatz „Der deutsche Männergesang nach seiner Bedeutung für die Gegenwart“ (1844). Eine aus unbekannter Quelle geschöpfte handschriftliche Notiz, welche mir zur Verfügung gestellt worden ist, schreibt ihm auch einen Roman „Marschall Ney“ (1842) zu, dessen Existenz ich nicht im Stande bin nachzuweisen. – W. macht den Dichtern seiner Zeit den Vorwurf, daß sie „es verlernt hätten zu forschen“ und wünscht, daß die deutsche Poesie auf dem Wege zu vollkommenerer Entwicklung vordringe, daß sie ihre Anregungen aus den Tiefen der Wissenschaft schöpfe. Wenn eigene Leistungen von ihm in der Litteraturgeschichte [396] fast keine Erinnerungen zurückgelassen haben, so scheint dies weniger dadurch, daß es ihm an hinreichendem Dichtertalent gefehlt hätte, als durch ungünstige Entwickelung seiner Lebensumstände verschuldet zu sein.

Heinsius, Bücher-Lexikon, Bd. IX, S. 507. Gottschall, D. Nationallitteratur des 19. Jahrh., 4. Aufl., Bd. III, Breslau 1875, S. 426 f. Ad. Stern, Fünfzig Jahre deutscher Dichtung, 2. Aufl., Leipz. 1877, S. 356 ff.