ADB:Mansfeld, Karl Fürst von (kaiserlicher Generalleutnant)

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Artikel „Mansfeld, Karl Fürst“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 234–235, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mansfeld,_Karl_F%C3%BCrst_von_(kaiserlicher_Generalleutnant)&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 05:07 Uhr UTC)
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Mansfeld: Karl Fürst M., oder wie er sich lieber nennen hörte, Graf von Mansfeld, kgl. spanischer General und Admiral der niederländischen Meere, kaiserl. General-Lieutenant und oberster Befehlshaber der kaiserlichen Kriegsvölker in Ungarn, geb. 1543, unbekannt wo, † am 24. August 1595 zu Komorn, beigesetzt in der Familien-Begräbnißcapelle zu Luxemburg, war der Sohn des Fürsten Peter Ernst Mansfeld aus dessen Ehe mit Margarethe Gräfin Brederode. Auch ihn zählt die Geschichte zu jenen Persönlichkeiten, welche durch Fähigkeiten, geistige und kriegerische Bildung, unternehmenden Charakter, kühne Leistungen und staatsmännische Gewandtheit unter ihren Zeitgenossen denkwürdig hervorgetreten sind, und wird nur dessen jähzornige, zu Gewaltthaten geneigte Gemüthsart beklagt; M. diente als Lieutenant in seines Vaters bande d’ordonnance, nahm an den damals fast unausgesetzten Kämpfen regen Antheil und entwickelte hiebei wiederholt, so bei Valenciennes 1567, Tapferkeit und Brauchbarkeit. Doch auch sein zäher Stolz auf seine deutschadelige Abstammung sowie sein mächtiges Selbstbewußtsein kamen bald zum Ausdruck, empört über Alba’s und dessen Generale Gebahren, mißmuthig über die geringe Würdigung seiner Leistungsfähigkeit, verließ er gegen den väterlichen Willen Luxemburg und trat in die Dienste des Königs von Frankreich, Karl IX. Diesem, sowie König Heinrich III. diente nun M. im Cabinete, wo seine Anlagen zu staatsmännischem Wirken volle Entfaltung erlangten. Seines Vaters lebhaften Wunsch, er möge in das Vaterland zurückkehren, erfüllte er aber erst, als Don Juan d’Austria die Verwaltung der Niederlande und die Führung des Heeres übernommen. Mit dem Betreten des Heimathlandes gehörte M. demselben wieder mit ganzer Seele und hingebungsvoller Thatkraft an, wie eine Reihe glänzender Leistungen bezeugen. 1578 deckte er bei Gembloux mit Erfolg den Rücken des Heeres; bei Nivelles ward sein Muth trotz wiederholt erlittenem Mißerfolge nicht erschüttert; 1583 nahm er Eindhoven; 1584 war er als Obrister bei der Belagerung von Fermonde ruhmvoll betheiligt; 1585 drang er während der Belagerung von Antwerpen mit 32 bemannten und wohlarmirten Schiffen, einen Durchbruch des Scheldedammes benutzend, in das unter Wasser gesetzte Gebiet nächst dem Fort St. Pierre, überraschte den Gegner, entriß ihm 9 Fahrzeuge und wurde an der Ergreifung der anderen nur durch eine auf seinem Schiffe stattgehabte Pulverexplosion gehindert; 1586 zwang er die Feste Grave zur Uebergabe; im selben Jahre befehligte er auch noch als Artillerieleiter bei der Belagerung von Nuys; 1587 entwand er dem Feinde Blankenberghe; 1589 kämpfte er anerkannt kühn bei Gertruidenbergh, worauf er zum General und Admiral der niederländischen Meere ernannt, das Commando der Truppen in Brabant übernahm und nunmehr selbständig noch verschiedene befestigte Orte zur Unterwerfung brachte. Und nachdem M. auch unter Alexander Farnese zu Gunsten der französisch-katholischen Partei, namentlich 1593 bei Herzogenbusch mit Bravour sich hervorgethan, begab er sich, von König Philipp II. dem Kaiser Rudolf II. empfohlen, mit wallonischen und niederländischen Hülfstruppen nach Ungarn. Dort harrte seiner die Bestimmung, die Christenheit aus der Gefahr zu befreien, welche selber von den immer wieder vordringenden Türkenheeren drohte. Er betrat 1595 den Kriegsschauplatz, ausgezeichnet durch die Verleihung einer kaiserl. Gnadenkette, bestätigt in seinen Fürstenrechten und erhoben zum kaiserlichen Generallieutenant und obersten Befehlshaber der kaiserlichen Kriegsvölker. Seine nun folgenden Thaten waren würdig des in ihn gesetzten Vertrauens. Durch Selbstlosigkeit, unerbittliche Strenge, beispielgebende Mitarbeit am Schanzenbau, Vorsorge für die Verpflegung und Bezahlung der Truppen, kräftigte er im verschanzten Lager zu Wieselburg die stark gelockerte Zucht und Ordnung der verschiedenen Kriegsvölker; mittelst mehreren von ihm selbst erdachten und täglich [235] geübten neuen Gefechtsformationen hob er deren Verwendbarkeit; zu größter Ehre gereicht ihm aber der Entwurf des Kriegsplanes, welcher gegen die herkömmlichen Anschauungen, das directe Vorgehen auf des Gegners Hauptstandplätze, bei Nichtbeachtung der kleineren verschanzten Orte, festsetzte. Diesem entsprechend schritt er auch, als er die Truppen für genügend verläßlich hielt, gegen Gran, welches er vom 1. Juli an wiederholt stürmte, wo er den 4. August das zum Entsatze herbeigeeilte türkische Heer total schlug, worauf er die Besatzung noch weiter so einschüchterte, daß sich selbe am 2. September an den kaiserlichen Befehlshaber ergab. M. war leider schon am 24. August zu Komorn, wohin er von Gran gebracht worden war, der Ruhr erlegen. Mit ihm erlosch die Friedeburgische oder niederländische Linie des Hauses Mansfeld.

Mansfeldische Historie, Schlacht und herrliche Victoria in Ungarn, gedruckt 1595. Hieronymus Ortelius Augustus, Chronologia oder historische Beschreibung aller Kriegsempörungen etc., Nürnberg 1602. Hoffmann, Die Ehre des fürst- und gräflichen Hauses v. Mansfeld, Leipzig 1717. Moreri, Le grand dictionnaire historique. 10e édition, Amsterdam et Utrecht 1717. Strada, Histoire de la guerre des Pays-Bas, Bruxelles 1739. (Adam), Erinnerungsblätter f. d. Sammlung von Bildnissen berühmter österr. Feldh. in d. Wiener-Neustädter Akademie (als Manuscript vor 1805 gedruckt). Reilly, Biogr. d. berühmtesten Feldh. Oesterr., Wien 1813. Niemann, Gesch. d. Gf. v. Mansfeld, Aschersleben 1834. Schweigerd, Oesterr. Helden und Heerführer, 1. Bd., Leipzig und Grimma 1852. Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterr. 16. Th. Wien 1867. Teuffenbach, Vaterl. Ehrenbuch, Wien u. Teschen 1877.