ADB:Müller, Christian Gottfried

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Müller, Christian Gottfried“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 518–520, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BCller,_Christian_Gottfried&oldid=- (Version vom 10. November 2024, 15:24 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 22 (1885), S. 518–520 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Christian Gottfried Müller in der Wikipedia
Christian Gottfried Müller in Wikidata
GND-Nummer 104274077
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|22|518|520|Müller, Christian Gottfried|Richard Hoche|ADB:Müller, Christian Gottfried}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104274077}}    

Müller: Christian Gottfried M., 1747–1819, Philologe und Schulmann. Als der Sohn eines Steuereinnehmers zu Zöblitz, einem Städtchen im sächsischen Erzgebirge, am 24. Decbr. 1747 geboren und früh verwaist, war M. zur Erlernung eines Handwerks bestimmt, auch bereits zu einem Seifensieder in die Lehre gegeben, als sich sein Stiefvater bestimmen ließ, ihn auf die lateinische Schule in Annaberg zu schicken. Hier wurde er besonders durch den von ihm hochverehrten Rector Gottleber in den alten Sprachen rasch gefördert; gelegentlich seines Abganges zur Universität 1765 ließ er bereits eine kleine Schrift „Pugna binorum gallorum descripta“ in Annaberg drucken. In Leipzig studirte er dann drei Jahre hindurch Theologie, Philosophie und Philologie; von [519] seinen dortigen Lehrern scheinen Ernesti und Morus am bedeutendsten auf ihn gewirkt zu haben, den letzteren namentlich hat er bei wiederholten Anlässen gefeiert. Nachdem er Magister geworden und in Dresden seine theologische Prüfung in vorzüglicher Weise bestanden – Virum te praestitisti, belobte ihn der Generalsuperintendent Hermann –, entschloß er sich, ganz zum Schulfache überzugehen. Schon Ende der sechziger Jahre wurde er Rector der Lateinschule in Weida im Weimarischen und von dort 1780 vom regierenden Grafen von Reuß in das Rectorat des Gymnasiums in Schleiz berufen; 1786 übertrug ihm der Rath der Stadt Naumburg a. S. an Stelle des nach Gotha abgegangenen Fr. W. Doering das Rectorat der dortigen Rathsschule. Trotz der Anerkennung, welche er als Rector wie als Lehrer fand – man rühmte besonders seinen Unterricht im Lateinischen und in der alten Geographie, die er im Anschluß an Pomponius Mela zu behandeln pflegte – war seine Stellung in Naumburg doch eine wenig zufriedenstellende. Der Gegensatz des Rathsgymnasiums zu dem Domgymnasium, welches unter dem Patronate des Domcapitels stand, ließ beide Schulen nicht recht gedeihen, zumal die Nähe von Schulpforta fast erdrückend auf dieselben wirkte; dazu kamen unerfreuliche Verhältnisse zur Stadtgeistlichkeit, besonders dem Past. prim. Lenk, dessen Eingriffe der energische, gelegentlich auch leicht gereizte M. nicht dulden wollte. So empfand er es als eine glückliche Wendung, als ihm 1788 durch Vermittlung des Stiftskanzlers von Zeschwitz das Rectorat des Stiftsgymnasiums in Zeitz übertragen wurde. Neben dem Rectorate übernahm er die Verwaltung der in Zeitz von Julius Pflugk, dem letzten katholischen Bischofe von Naumburg-Zeitz begründeten und vornehmlich durch die Bibliothek des Polyhistor Thomas Reinesius erweiterten Stiftsbibliothek. Die Schule erfreute sich unter seiner Leitung eines raschen Aufschwungs, auch der Uebergang in die neuen Verhältnisse in Folge der Abtretung des Bisthums an Preußen nach 1815 vollzog sich durch seinen geschickten Verkehr mit den Behörden leicht und glücklich, besonders auch durch das gute Verhältuiß zu dem 1817 zum Ephorus ernannten Superintendenten J. Fr. G. Delbrück, dem früheren Lehrer des Kronprinzen und des Prinzen Wilhelm von Preußen. Dabei ließ ihm das Schulamt Muße genug für eine umfangreiche wissenschaftliche Thätigkeit, welche vornehmlich auf zwei Gebiete sich erstreckte: Erforschung und Darstellung der Geschichte der Zeitzer Stiftsschule und Durchforschung der Stiftsbibliothek, deren verdientester Verwalter er geworden ist. Nur seinem Widerstande hat Zeitz es zu danken, daß die Absichten der preußischen Regierung, dieselbe von dort weg nach Halle oder Merseburg zu verlegen, aufgegeben wurden; auch die Wegführung der bedeutenderen Handschriften wußte er zu verhindern; für die Nutzbarmachung der Bibliothek hat er, namentlich auch durch seine Veröffentlichungen, mehr gethan, als alle seine Vorgänger. Daß er verschiedene lockende Rufe nach auswärts, namentlich in das Rectorat von Grimma, ablehnte, hatte ausschließlich seinen Grund in der Anhänglichkeit an die Bibliothek. Er starb am 10. Aug. 1819. – Von seinen zahlreichen Schriften haben dauernden Werth vornehmlich die 8 Abhandlungen unter dem Titel: „Notitia et recensio codicum mss., qui in bibliotheca episcopatus Numburgo-Cizensis asservantur“, 1806–1817, sowie die Einzelabhandlungen über die Bibliothek („De Plotini cod. ms.“, 1798; „Geschichte und Denkwürdigkeiten der Stiftsbibliothek“, 1808 u. a.); ferner die Reihe von Abhandlungen zur Geschichte der Schule, welche von 1797–1817 erschien. Von seinen größeren Arbeiten sind zu nennen die Ausgabe der „Formula Confutationis Augustanae Confessionis“ (1808), die Ausgabe der Tzetzes-Scholien zum Lykophron (1811) und die „Observationes Th. Reinesii in Suidam“, nach seinem Tode von seinem Amtsnachfolger Kießling (s. Bd. XV, S. 734) 1819 herausgegeben.

[520] Siebelis, Pauca ad Chr. God. Mülleri memoriam, Budissae 1824. – Die Angaben im Nomenclator philol. S. 386 sind zu berichtigen.