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Artikel „Ludwig Günther I., Graf von Schwarzburg“ von Bernhard Anemüller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 587–588, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ludwig_G%C3%BCnther_I.&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 00:13 Uhr UTC)
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Ludwig Günther I., Graf von Schwarzburg, geb. den 27. Mai 1581, † den 4. Novbr. 1646, war der zweite Sohn Albert VII., des Stifters der schwarzburg-rudolstädtischen Linie. Da nach des Vaters Tode sein ältester Bruder Karl Günther, die Regierung führte, residirte er mit seinen Brüdern, wie das damals in diesem Hause üblich war, in Stadtilm, bis er nach Karl Günthers Ableben 1630 den Sitz seiner Regierung nach Rudolstadt verlegte. Hatte schon bis dahin die Grafschaft entsetzlich unter den Drangsalen des dreißigjährigen Krieges zu leiden gehabt, so erreichten diese während seiner Regierung den Höhepunkt, gekennzeichnet durch eine Kette von immer neuem, stets sich wiederholenden Elend, dessen Ende zu erleben ihm nicht einmal vergönnt war. Theuerung, Hungersnoth mit ihrem schrecklichen Gefolge, Verfälschung aller Münzsorten, fremder Truppen Grausamkeit, Plünderung und Brandschatzung, dazu langer Aufenthalt von zuchtlosen Kriegern aller Nationen –, alles dies mußte er über sein Land ergehen lassen, ohne nennenswerthe Abwehr schaffen zu können. Dörfer wurden entvölkert, manche Wüstung[WS 1] datirt aus jener Zeit, Bürger und Bauern entflohen in die Wälder, er selbst mußte sich einige Male vor dem sicheren Tode durch Flucht in die schwarzburger Berge retten, ohne auch dort ganz sicher zu sein. Mit Mühe brachte er es 1640, als Rudolstadt durch Brand und Plünderung dem Untergange nahe war, dahin, daß ihm aus dem Hauptquartier zu Saalfeld eine Schutzwache verabfolgt wurde und daß durch Vermittelung des Erzherzogs Leopold von Oesterreich viele gefangene Unterthanen gegen Lösegeld freigegeben wurden. Nichtsdestoweniger bewahrte er in dieser traurigen Zeit eine wunderbare Elasticität des Geistes, erhalten und gestärkt durch die seinem Hause eigene Religiosität. Er that Alles und gab Alles für sein Land. Wohl wissend, daß das Uebel an der Wurzel angegriffen werden müsse, legte er den Grund zu Erweiterung von Schulanstalten, erbaute Kirchen und unterstützte die Wiederherstellung verwüsteter [588] Ortschaften. So erbaute er die Kirche in Königsee und von Grund aus die Hauptkirche zu Rudolstadt, noch jetzt ein schönes Denkmal seiner landesherrlichen Fürsorge. Darin wurde er von seiner Gemahlin Emilie Antonie, einer geborenen Gräfin von Oldenburg und Delmenhorst redlich unterstützt, deren Dichten und Trachten mit dem seinigen in vollstem Einklange stand, wofür ihre Fürsorge für Schulen und Kirchen während ihres späteren Witthumsaufenthaltes in Leutenberg die unumstößlichsten Beweise liefert. Neben seinem Sohne, dem nachmals regierenden Grafen Albert Anton, ist von seinen vier hinterlassenen Töchtern Ludämilie Elisabeth als rühmlichst bekannte Liederdichterin zu nennen (s. diese).

Vgl. die Werke über schwarzburg. Geschichte von Jovius, Heydenreich, Hellbach, Junghans etc.; Rothmaler’s Leichenpredigt mit L. G.’s Lebenslaufe, 1647 und Heubel’s Begebenheiten von 1620–1629, Mspt. im Rudolst. Archive.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Wustung