ADB:Lucius, Christiane Caroline (1. Artikel)

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Artikel „Lucius, Christiane Caroline“ von Erich Schmidt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 352, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lucius,_Christiane_Caroline_(1._Artikel)&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:05 Uhr UTC)
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Lucius: Christiane Caroline L.[WS 1], die Freundin und „Babet“ Gellert’s, geb. zu Dresden am 7. Decbr. 1739, Tochter eines geh. Cabinetsregistrators. Im Herbste 1760 begann das gebildete kluge Mädchen eine Correspondenz mit dem vielgeliebten Gellert. „Demoiselle Lucius“ erwarb sich rasch das Ansehen einer Musterbriefstellerin, die selbst von hochstehenden Verehrern Gellert’s gern aufgesucht wurde. Der Briefwechsel reicht bis in Gellert’s Todesjahr. Sächsische Redseligkeit ermüdet, die bewußten paradigmatischen Uebungen stören. Eine Antwort ist oft nur ein wortreiches Lob des empfangenen Briefs. Gellert giebt ihr „Gelegenheit zu so viel guten Briefen“, sie schreibt ihm die seinigen sauber ab, er wünscht den Druck der gesammten Correspondenz, der jedoch erst 1823, noch bei Lebzeiten der Schreiberin, durch F. A. Ebert erfolgte, nachdem die Mittheilungen im 9. Band der Werke nicht genügten. Demoiselle L. und Gellert unterhalten sich meist über sehr uninteressante Dinge. Sie kann über bedeutendere Fragen, wie über Wieland’s Ausfall gegen Uz, ganz gescheit reden und dem grämlichen Feind des Rousseau’schen Emil (S. 157 ff.) hübsch erwidern. Auch ihre Moralreden, z. B. über Gellert’s Lustspiele (S. 457), sind nicht altjüngferlich. 1761 schlug Gellert ihr – sie sahen sich erst 1765 und 1767 – eine Heirath mit dem Cantor der Thomasschule Doles vor. Sie lehnte ab. Sie mag auch später keine Convenienzheirath schließen (S. 450). 1767 verlobte sie sich mit ihrem Jugendfreund Seydel; dies Verhältniß ward 1769 gelöst. Erst nach Gellert’s Tod, am 6. Octbr. 1774 heirathete sie den Pastor Gottlieb Schlegel in Burgwerben bei Weißenfels. Am 21. Jan. 1813 verwittwet, zog sie 1814 wieder nach Dresden, wo sie um 1825 verstarb.

Sie hat aus dem Englischen und Französischen übersetzt. Anhängerin der Dramen von Beaumarchais und Falbaire (S. 537), gestaltete sie eine Weihnachten 1777 in Dresden geschehene Mordthat – ein Mädchen und ihr verehelichter Galan hatten sich die Kehle durchschnitten (vgl. Weiße an Uz 2. April 1778) – zu einem höchst ungeschickten und zimperlich abschwächenden fünfactigen Trauerspiel „Düval und Charmille“, das Chr. F. Weiße zur Ostermesse 1778 herausgab.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 31 ein ergänzender Artikel.