Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lotter, Tobias“ von Theodor Schott in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 278–279, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lotter,_Tobias&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 09:54 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Lotti, Antonio
Band 19 (1884), S. 278–279 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Tobias Lotter in der Wikipedia
Tobias Lotter in Wikidata
GND-Nummer 124315674
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|19|278|279|Lotter, Tobias|Theodor Schott|ADB:Lotter, Tobias}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=124315674}}    

Lotter: Tobias L., geb. am 19. October 1568 zu Augsburg, gest. als Stiftsprediger zu Stuttgart am 19. December 1631, evangelischer Theologe, Sohn von Bartholomäus L., Kaufmann in Augsburg, und Ursula Conrad von Memmingen. Wegen der glücklichen Errettung aus einer gefährlichen Krankheit wurde er von seinen Eltern zum Studium der Theologie bestimmt und studirte, [279] nachdem er die Schulen in Giengen an der Brenz und Leuingen besucht hatte, in Tübingen. Seine sehr tüchtigen Kenntnisse wurden bald anerkannt, 1591 wurde er – aus welchem Grunde er in den württembergischen Kirchendienst übertrat, ist nicht ersichtlich – Diaconus in Tübingen, 1598 kam er an die Hospitalkirche von Stuttgart und stieg, ein sehr eifriger, treuer Seelsorger, tüchtiger und beliebter Prediger, 1608 zu der Stiftspredigerstelle daselbst; der geschäftsgewandte Mann, der das Vertrauen der Regenten genoß, unter welchen er in Stuttgart amtete, Friedrich und Johann Friedrich, war auch Mitglied des Consistoriums und des Ehegerichts. 1612 wurde er von der Tübinger theologischen Facultät zum Doctor ernannt, 1615 wurde er mit der Einführung der Reformation in dem von Herzog Johann Friedrich neuerkauften Dorfe Brentz beauftragt. Ein entschiedener Anhänger der Augustana invariata und der Concordienformel, wie sich dies damals in Würtemberg von selbst verstand, zeigte er seinen confessionellen Eifer in der Streitschrift: „Nothwendiger Bericht betreffend die Motiven, umb deren willen Wolfgang Wilhelm Pfaltzgrav bey Rhein zu der römischen Kirchen sich begeben“, Tübingen 1615. Der Uebertritt von Wolfgang Wilhelm hatte großes Aufsehen erregt und die Schrift von L. ist eine der damaligen Dogmatik und Polemik entsprechende Apologie der lutherischen Confession. Um Stuttgart machte sich der kunstliebende Mann verdient durch die Aussetzung eines Capitals von 200 fl. zur Gründung und Erhaltung der noch bestehenden Kirchenmusik für die Stiftskirche. Seit Sommer 1631 kränkelte er, am 19. December starb er und wurde in der Stiftskirche begraben. Er war seit 1591 verheirathet mit Judith Holder, der Tochter seines Amtsvorgängers Wilhelm Holder, von seinen sechs Kindern überlebte ihn nur ein Sohn. – L. war in keiner Weise hervorragend, aber ein tüchtiger lutherischer Geistlicher und Seelsorger mit guten Kenntnissen und von strenger Rechtgläubigkeit. Von seinen Predigten wurden zahlreiche gedruckt, z. B. Leichenpredigten über fürstliche Personen (Herzogin Sibylle von Württemberg, Markgräfin Barbara von Baden, Herzog Ludwig Friedrich von Württemberg), Huldigungspredigten bei dem Regierungsantritt der Herzoge Johann Friedrich, Ludwig Friedrich und Friedrich von Württemberg, andere Leichenpredigten, Zeitpredigten (von Wettern und Hageln, Kometen, gefährlichen Sterbensläufen etc.); in „Moses und Luther“ gehalten 1618 zur Feier der Reformation stellte er eine ansprechende Vergleichung der beiden Gottesmänner an.

M. Lotter, Dr. Tob. Lotter, Gedächtnißrede zu dessen 300jährigem Geburtsfeste, Stuttg. 1868 (mit poetischer Freiheit gezeichnetes Lebensbild); C. Lotter, Stammbaum der Familie Lotter in Schwaben, Stuttg. 1879; Leich-Predigt über Tobias Lotter von Wilhelm Heerbrand, Stuttg. 1632; Fischlin, Memoria Theologorum Wirtemberg. P. II.